Duisburg. Mit dem Smartphone soll man ab 2015 im Gebiet des VRR ein- und auschecken können. Ziel des neuen System ist eine kilometergenaue Fahrtkostenabrechnung. Momentan wird der Streckenpreis noch nach dem Waben-System berechnet - mit teilweise kuriosen Folgen: Beispiele aus Duisburg.
5,30 statt 2,50 Euro: Satte 2,80 Euro mehr kostet es heute einen Fahrgast aus Duisburg, wenn er mit einem Ticket des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) einmalig vom Duisburger Hauptbahnhof zum Oberhausener Hauptbahnhof fährt und nicht zu dem in Mülheim an der Ruhr.
Dabei grenzen beide Nachbarstädte unmittelbar an Duisburg, und wenn der Fahrgast einen Regionalexpress nutzt, ist er nach Oberhausen nur eine Minute länger unterwegs als nach Mülheim. Zahlt aber mehr als den doppelten Preis dafür. Der Grund liegt in den in Waben aufgeteilten Tarifzonen des VRR, nach denen die Tickets berechnet werden. Auf dem Weg nach Oberhausen werden drei Waben durchfahren, nach Mülheim nur zwei.
Per Handy ein- und auschecken
Geht es nach dem Willen des VRR-Chefs José Luis Castrillo soll sich das bald ändern. Im kommenden Jahr sollen Kunden des VRR, zu dem auch die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) gehört, pro Kilometer zahlen können. Auf die Art würden Kunden nicht mehr bestraft, wenn sie nur kurze Strecken zurücklegen, dabei aber zufällig eine Tarifzonen-Grenze überqueren.
Möglich machen soll die kilometergenaue Abrechnung das Smartphone. Mit einem speziellen zuvor runtergeladenen Programm können Kunden dann per Handy einchecken und auschecken. Automatisch wird die zurückgelegte Entfernung durch Computersysteme erfasst. Der entsprechende Betrag wird von Bankkonto des Kunden abgebucht oder mit einem zuvor eingezahlten Guthaben verrechnet.
"Die DVG hat 120 eigene Musse und 65 Bahnen"
Im Hinblick auf die nicht immer fair scheinenden Preisunterschiede, die sich durch die Wabenstruktur ergeben, hat für DVG-Pressesprecher Helmut Schoofs die kilometergenaue Abrechnung für manchen Fahrgast durchaus Sinn. Trotzdem hält er die Pläne noch für zu unausgegoren und Zukunftsmusik. „Ich würde das nicht in der Bereich der Vision schieben. Der Ansatz ist gut, aber ich weiß nicht, ob das schon zu Ende gedacht ist“, erklärt Schoofs gegenüber der NRZ.
Zumal neben dieser neuen Abrechnungsmöglichkeit die bisherige weiter gelten soll, der VRR aber auch Kunden, die kein Smartphone besitzen, die kilometergenaue Abrechnung ermöglichen wollen. Ob das über ein Prepaid-System wie bei Telefonkarten laufen kann, oder über eine Zusatzfunktion für den Chip auf den Abo-Tickets, das sei noch nicht entschieden, sagt VRR-Pressesprecher Johannes Bachteler. Auch sei noch unklar, welcher Betrag für einen Kilometer anfällt und wo Registrierungsgeräte für die Chipkarten angebracht werden.
An den Haltestellen oder in den Fahrzeugen? „Die DVG hat 120 eigene Busse und 65 Bahnen. Hinzu kommen etwa 60 private Dienstleister, die für uns fahren“, listet Schoofs auf. „Wenn alle Fahrzeuge mit Lesegeräten ausgerüstet werden sollten, ist das eine Rieseninvestition. Die Frage der Finanzierung müsste da dringend vorher geklärt werden.“