Duisburg. Die Duisburger Bahnhofsmission ist seit 102 Jahren für viele Menschen die erste Anlaufstelle. Dabei haben die Mitarbeiter viele Gesichter der Armut gesehen. Egal ob Obdachlose oder Gestrandete - Sie helfen mit einer Adresse ebenso weiter wie mit einer Beratung. Finanziert wird sie über Spenden.

Es sind Fälle wie die von einem behinderten Elternpaar, das seinen behinderten Sohn in einer Einrichtung in Gelsenkirchen besuchen will, es aber nicht schafft und deshalb von Mitarbeitern begleitet wird, die so typisch sind für die Arbeit der Duisburger Bahnhofsmission, die seit 102 Jahren besteht.

Ebenso typisch wie die Erstbetreuung von Obdachlosen, Gestrandeten, die den Hauptbahnhof als Anlaufstation sehen. Denen manchmal ein Rat, eine Adresse, eine Telefonnummer oder eine Tasse Kaffee weiter hilft, manchmal aber auch die Begleitung bei Behördengängen nötig ist, das lange Krisengespräch oder die intensive Beratung. Es ist die Vielfalt der Gesellschaft, der Armen und Reichen, im guten wie im schlechten, die die Bahnhofsmission erlebt. Eine erfüllende Aufgabe findet Torsten Ohletz, neben Bodo Gräßer, Leiter der Einrichtung.

Rund 30.000 Kontakte im Jahr

„Wir sind oft die erste Anlaufstelle, die dann weiter vermittelt“, erzählt er. So kommt die Bahnhofsmission im Jahr auf rund 30.000 Kontakte. Südosteuropäische Familien, die im Auto übernachten und Hilfe suchen, kommen immer wieder. Ihnen zu erklären, wie sie Zugang zum Hilfssystem bekommen, wie sie sich in Hamborn, wo die Arbeitsagentur eine spezielle Abteilung für sie eingerichtet hat, arbeitssuchend melden können, gehört zu den Tätigkeiten, gerade in Duisburg.

Tag der Bahnhofsmission am 26. April

Wer die Arbeit der Bahnhofsmission kennen lernen möchte, ist am Samstag, 26. April, von 11 bis 17 Uhr ein gern gesehener Gast am Hauptbahnhof.

Dort findet dann der Tag der Bahnhofsmission zum Thema Armut statt. Die Mitarbeiter stehen am Infostand parat, es gibt Kaffee und Kuchen und einen Trödelstand.

Zu finden ist die Bahnhofsmission in der Haupthalle vor dem Abgang zu den Gleisen.

Das ist nicht immer einfach. Allein schon, weil Sprachkenntnisse fehlen. „Wenn die Menschen türkisch sprechen, können wir Mitarbeiter der Bahn um Hilfe bitten. Auch die Konsulate helfen bei Übersetzungen“, erzählt Ohletz. Manchmal, man glaubt es kaum, hilft auch Google: „Für kurze Sätze reicht es oft.“ Not macht halt erfinderisch und deshalb wundert es nicht, wenn der Einrichtungsleiter sagt: „Geht nicht, gibt’s nicht. Erst mal gucken was machbar ist.“ Da kann es dann schon mal eine von einem Pfarrer gespendete Fahrkarte sein, weil der Saisonarbeiter Ärger mit dem Bauern hatte und nun ohne Geld auf der Matte steht.

Auch die Vermittlung von Obdachlosen an die Notunterkünfte in der Stadt gehört zu den Aufgaben. „Viele Menschen sehen wir nur einmal, weil wir sie weiter vermitteln. Was dann in der Folgezeit mit ihnen geschieht, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen“, berichtet Ohletz. Aber es gibt auch die Ringeltauben, wie er sie nennt, die nach Jahren auf der Matte stehen und Danke sagen wollen, weil die Bahnhofsmission geholfen hat und sie nun wieder ihr Leben gut leben können.

Bodo Gräßer (li) und Torsten Ohletz leiten die Duisburger Bahnhofsmission und freuen sich über Besuch am Tag der Armut.
Bodo Gräßer (li) und Torsten Ohletz leiten die Duisburger Bahnhofsmission und freuen sich über Besuch am Tag der Armut. © WAZ FotoPool

Manchmal springt da auch eine Spende bei rum, die die Bahnhofsmission mit Kusshand (natürlich im übertragenen Sinne) entgegen nimmt. Denn sie finanziert sich ausschließlich über Spenden. Und über ehrenamtliches Engagement. Rund 30 Mitbürger arbeiten zur Zeit am Hauptbahnhof. Neue Ehrenamtler sind gerne gesehen. Sofern sie denn eine humanistische Grundhaltung haben. Ohne Menschenliebe geht es nicht in der Bahnhofsmission.

Projekt „Kids on Tour“

Auch die Begleitung von Reisenden rückt wieder mehr in den Vordergrund. „Kids on Tour“ ist so ein Projekt an dem die Duisburger sich beteiligen, allein reisende Kinder begleiten, deren Eltern zum Beispiel in zwei Städten wohnen. Und dann gibt es da noch die schöne Geschichte von einem blinden Mann aus Viersen. Bis zum Duisburger Hauptbahnhof schafft er es allein, doch dann braucht er Hilfe bei seiner romantischen Mission. Denn seine Freundin, ebenfalls blind, wohnt in Wien. Bis Düsseldorf fliegen kann sie. Also helfen die Mitarbeiter bei der Strecke Duisburg-Düsseldorf-Flughafen. Für die Liebe, aus Nächstenliebe.