Duisburg.. Sie hat Zuwanderern aus Italien, später der Türkei und jetzt aus Südosteuropa in Duisburg auf die Füße geholfen: Die Internationale Initiative Hochfeld wird nun für ihr Engagement geehrt. Der Preis für Toleranz und Mitmenschlichkeit ist mit 10.000 Euro dotiert. Verliehen wird er am 14. Juni.
Integration ist ein sperriges Wort, das fast nichts aussagt. Nichts von den Mühen und Träumen, die die Arbeit in den Räumen der Internationalen Initiative Hochfeld (IIH) ausmachen: Da sitzen Kinder aus dem Irak, der Ukraine und der Türkei an einem Tisch und lernen übers Spiel die deutsche Sprache. Sie dürfen Wunschschlösser malen – und was sie sich wünschen, ist ein fester Mietvertrag oder Arbeit für die Eltern. Da bekommen Zuwanderer ein Bewerbungstraining, werden durch die Stadt, die Bibliothek oder zum Rhein geführt. „Manchem wird erst bei einem solchen Ausflug bewusst, dass er in Flussnähe wohnt“, sagt Mitarbeiterin Friederike Eßers-Groß.
Für die unzähligen kleinen und großen Schritte, die Integration ausmachen, wird die Hochfelder Initiative am 14. Juni mit dem Julius-Rumpf-Preis geehrt. Das Kuratorium der Stiftung urteilt: „Die Initiative leistet seit Jahrzehnten mit ebenso viel Engagement wie Professionalität eine Arbeit, die das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft fördert, vor allem aber Kinder dazu ermutigt, ihre Bildungschancen in der Gesellschaft wahrzunehmen.“
In manchen Kindergärten haben alle Kinder einen Migrationshintergrund
Angefangen hat alles vor über 40 Jahren, als Ehrenamtliche aus dem Stadtteil sich um italienische Gastarbeiterkinder kümmerten. Seitdem ist jede Zuwandererwelle in Hochfeld ausgekommen: „Bis zum Anwerbestopp 1972 kamen türkische Menschen, während der Balkankrise viele Serben und Kosovo-Albaner, heute sind es Rumänen und Bulgaren“, so Karoline Robins. Neben anderen Neuankömmlingen aus Sri Lanka, Afrika, Griechenland oder Heiratsmigrantinnen aus der Türkei ... .
In den Grundschulen des Viertels sind drei Viertel der Kinder ausländischer Herkunft, in manchen Kindergärten gar hundert Prozent. Ob Integration funktioniert oder scheitert, hängt auch davon ab, ob diese Kinder über Sprache, Ausbildung und deutsche Kontakte ihren Platz im Duisburger Leben finden. Nachhilfe, Sprach- und Integrationskurse stehen daher im Fokus der Arbeit der IIH. 150 Besucher, Kinder und Frauen, kommen jede Woche in das Zentrum am Immendal.
Frauen-Team ist auch von Spenden abhängig
Die 10.000 Euro Preisgeld möchte das Frauen-Team in Sprachförderung und Ferienangebote investieren. Sie bekommen zwar Zuschüsse vom Land, Jugendamt und kirchlichen Trägern, müssen aber sonst mit Spenden wirtschaften.
Längst ist die Arbeit des kleinen, bis an die Decke mit Spiel- und Lernmaterial möblierten Zentrums auch international bekannt. Bundespräsident Joachim Gauck hat sich hier schon informiert, EU-Sozialkommissar László Andor war vor wenigen Wochen zu Gast. Dass das Viertel sich dennoch in vielem allein helfen muss, die IIH sich trotz ihrer Leistungen stets nach Geldern strecken muss, ist für das Team nach 40 Jahren Erfahrung zur Gewohnheit geworden. „Wir werden immerhin gesehen“, kommentiert Robins die vielen, prominenten Politiker-Besuche. Hochfeld macht bescheiden.