Duisburg. Industrie und Idylle, Pferde und Forensik: Der Busunternehmer Udo Scharf bietet eine Rundfahrt durch die westlichen Stadtteile Duisburgs an. Viele Duisburger informieren sich. Seit der Debatte um die Abspaltung von Baerl und Homberg sorgt Scharf für eine Art Völkerverständigung.

An der Reisebus-Haltestelle stehen zwei Busse. Vorne „Pandatours“. Ein paar Chinesen steigen ein. Dahinter hat Udo Scharf seinen Bus geparkt. „Stadtrundfahrt“ steht in dicken Lettern im Fenster. Zu sehen gibt es allerdings nicht die klassischen Sehenswürdigkeiten. Scharf, Duisburger durch und durch und zudem gewiefter Geschäftsmann, will seinen Gästen den (Duisburger) Westen näher bringen.

Nachdem die Baerler und Homberger sich von der rechtsrheinischen Politik und Bevölkerung zunehmend unverstanden fühlen, und am liebsten zu Moers abwandern wollen, hat Busunternehmer Scharf eine Rundfahrt durch die Weststadtteile aufgelegt. Er ist jetzt im Auftrag der Völkerverständigung unterwegs – und will denen von der anderen Rheinseite mal zeigen, wie schön es „drüben“ ist. Nun denn: Go west!

21 Ortsteile bieten Abwechslung

26 Mitfahrer, vorwiegend Duisburger, sind an Bord. „Viele denken, der Westen besteht nur aus Homberg und Rheinhausen. Dabei gibt es hier neun Stadt- und 21 Ortsteile“, erklärt Scharf. „Uettelsheim, Oestrum, Winkelhausen, Trompet“, zählt er auf. „Nie gehört“, schallt es von den Sitzen. Damit Scharf bloß kein Dorf vergisst, hat er sich eine Liste gemacht. Sie liegt griffbereit auf dem Armaturenbrett. Die meisten Fakten über seine Heimat kennt er so. Da die West-Runde neu im Programm ist, musste ein Spickzettel her, zur Sicherheit.

Der Bus passiert die Brücke der Solidarität, biegt ab nach Hochemmerich. Vorbei geht’s an der Christus-Kirche, einem Einkaufszentrum, das die meisten kennen. Neu ist für die Teilnehmer, dass es dahinter mal ein Erotik-Restaurant gab. „Da konnten sie dann in Unterwäsche Pizza essen. Hat sich aber nicht gehalten.“ Inzwischen ist die Gastronomie wieder dicht. Anderes Gewerbe bietet der Business-Park Asterlagen.

Hier gibt es die längsten Straßennahmen

„Hier gibt’s die wohl längsten Straßennamen“, informiert der Reiseleiter. „Dr. Alfred-Herrhausen-Allee“ steht auf dem Straßenschild. Scharf fährt einen Schlenker. Links taucht die „Food-Town“ auf, dort werden die McDonalds-Brötchen gebacken. Geradeaus geht’s zum Briefverteilzentrum Asterlagen. „Marlies, wenn du mir schreibst, landet der Brief erst dort“, sagt Eveline Tiemessen – und stupst ihre Nachbarin an. In Homberg kennt sich Eveline Tiemessen auf der anderen Rheinseite am besten aus. Hier fährt sie immer zum Friseur. Und als das St. Johannes-Stift auftaucht, erinnert sie sich: „Da grüßt der Meniskus.“

Dann steht Idylle auf dem Programm. Am Rhein entlang holpert der Bus nach Baerl – „die Straßen sind hier auch nicht besser als auf der anderen Rheinseite – und steuert „Haus Rheinblick“ an. An diesem schönen Frühlingstag ist es schon morgens gut besucht. Doch Scharf hält sich nicht lange auf, er will noch weitere Ecken präsentieren.

Mehr Pferde als Passanten auf der Straße

In Uettelsheim zum Beispiel kreuzen mehr Pferde als Passanten die Straße. Und immer wieder kommt der Bus an Wasser vorbei. Kruppsee und Toeppersee glitzern in der Sonne. Doch auch heiß diskutierte Einrichtungen wie die Weißen Riesen, das „Problemhaus“ In den Peschen und die Forensik spart Udo Scharf bei seiner Tour nicht aus: „Es ist immer etwas anderes, ob man von einem Thema hört, oder es mal gesehen hat.“

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Als der Bus wieder den Hauptbahnhof ansteuert, sind die Gäste zufrieden. „Im Westen ist es wirklich schön“, findet Anita Hohl. Die Neudorferin kannte die andere Rheinseite vor allem von Fahrradtouren. Bisher waren die Stadtteile dann aber Durchgangsstation für ausgedehnte Fahrten zum Niederrhein. Udo Scharf ist überzeugt: „Jeder Ortsteil hat seine Reize. Man muss die Eigenheiten respektieren.“