Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs müssen sich am Dienstag ein anderes Verkehrsmittel suchen, um zur Arbeit oder zur Schule zu kommen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes am 18. März zum Warnstreik aufgerufen. Bis Mittwochmorgen wird es keinen Linienverkehr geben.

Busse und Bahn stehen in Duisburg am nächsten Dienstag still: Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Mitglieder aus dem Bereich des öffentlichen Dienstes für den 18. März zur Teilnahme an einem Warnstreik aufgerufen. In der ersten Welle sollen die rund 1100 Mitarbeiter der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) ihre Arbeit niederlegen. Ab 3 Uhr morgens werden am Dienstag die Pforten zu den Betriebshöfen dicht gemacht. Betroffen wären dann alle 65 Bahnen und 115 Busse der DVG. Pendler, Schüler und andere Fahrgäste müssen sich nach Mobilitäts-Alternativen umschauen.

Nächste Verhandlung: 20./21. März

„Wir wissen, dass die Bürger über unsere Aktion verärgert sein werden“, sagte Thomas Keuer, der Verdi-Geschäftsführer für den Bezirk Duisburg/Niederrhein. „Aber wir haben keine andere Möglichkeit, um unseren Protest wirksam auszudrücken.“ Der Tarifvertrag sei zum 1. März ausgelaufen, so Keuer. Am Donnerstag begannen in Potsdam die Verhandlungen zwischen den Vertretern von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Nächste Runde: 20. und 21. März. „Rund um diesen Verhandlungstermin werden wir Druck machen“, so Keuer.

Rauchende Colts - ein Kommentar von Thomas Richter

Wären die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst ein Western, ließe sich feststellen: Thomas Keuer hat nun seine Colts gezeigt. Der für den Bezirk Duisburg zuständige Verdi-Geschäftsführer baute eine Drohkulisse auf. Eine Drohkulisse von einem Arbeitskampf, der sich bis weit in den Mai hineinzieht.

Doch, Achtung: Ab 2. Mai ist in unserer Stadt die A 59 teilweise dicht. Und nach dem Willen aller beteiligten Planer sollen die Autofahrer zur Stauvermeidung dann in Massen in die Straßenbahnen der Linie 903 umsteigen. Bleibt jeder Pkw-Fahrer solo unterwegs, droht auf allen Umleitungsstrecken ein Verkehrs-Chaos. Das würde sich aber zur verkehrstechnischen Katastrophe ausweiten, wenn zeitgleich zur Autobahnsperrung die Bahnfahrer streiken würden. Daher kann es nur im Interesse aller Duisburger sein, dass im Tarifkonflikt eine schnelle Einigung erzielt wird – und Cowboy Keuer seine Colts nicht zu ziehen braucht. . .

Neben einem Lohnplus für alle sollen nach Verdi-Forderungen vor allem die unteren und mittleren Lohngruppen profitieren. Als Beispiel für die Sinnhaftigkeit dieser sozialen Komponente nennt Keuer einen Bahnfahrer. Der verdiene als Berufseinsteiger bei der DVG heute 2100 Euro brutto. In der höchsten Gehaltsstufe nach vielen Berufsjahren seien es 2600. „Für diese Berufsgruppe fordern wir einen Aufschlag von 100 Euro aufs Gehalt, darauf dann ein Plus von 3,5 Prozent und eine Nahverkehrszulage in Höhe von 70 Euro“, zählt Keuer auf.

Ausgelaufen ist die Übernahmeregelung für Auszubildende: Diese sah vor, dass bei betrieblichem Bedarf die Absolventen auf ein Jahr befristet übernommen werden und im Falle von guten Leistungen danach einen unbefristeten Vertrag erhalten. Auf diesem Wege seien zuletzt bei der DVV (Stadtwerke, DVG) etwa 40 Ex-Azubis in eine Festanstellung gerutscht. Bei der Stadtverwaltung seien es rund 20 gewesen, so Verdi-Jugendsekretär Pierre Reyer. „Und in diesem Jahr gibt es knapp 50 Azubis mit befristeten Verträgen. Daher fordern wir in der Tarifverhandlung eine Beibehaltung der Übernahmeregelung“, so Reyer.

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Auch die DVG-Kundencenter (Hauptbahnhof und Marxloh) und die Stadtwerke werden am Dienstag bestreikt. Für das Stadtwerke-Kundencenter (Friedrich-Wilhelm-Straße 47) gibt’s eine Notbesetzung. Verdi rechnet wegen des Organisationsgrads von fast 100 Prozent bei den DVG-Beschäftigten mit einer hohen Streikbeteiligung. Keuer: „Der Frust ist groß in den Belegschaften.“