Duisburg. Wird ein Blindgänger aus dem Weltkrieg entdeckt, müssen künftig sofort Maßnahmen für die Entschärfung eingeleitet werden. Für die Verantwortlichen in der Duisburger Stadtverwaltung stellt der neue Erlass der Bezirksregierung eine große Herausforderung dar. Ein Überblick.

Wird in Duisburg ein Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg entdeckt, müssen künftig sofort und ohne Verzug Maßnahmen für die Entschärfung eingeleitet werden. Das sieht seit dem 15. Januar 2014 eine neue Verfügung der Bezirksregierung Düsseldorf vor. Dies bedeutet, dass Evakuierungen und Entschärfungen dann auch spät abends oder nachts stattfinden können, sagt Peter Hilbrandts, Sprecher der Duisburger Stadtverwaltung. Zur Not unterstützt von Lautsprecherfahrzeugen der Polizei. In der Vergangenheit waren Entschärfungstermine auch schon mal verschoben worden.

Während die verantwortlichen Ämter der Stadt wie Ordnungsamt und Feuerwehr in diesen Tagen nach Worten von Hilbrands gerade dabei waren, sich auf den neuen Bomben-Erlass der Bezirksregierung planerisch wie logistisch einzustellen, kam der Ernstfall am Mittwoch dieser Woche dann mit einem brisanten Fund am Hauptbahnhof schneller als geplant.

Und das bedeutet: Die Stadt muss auf der Stelle 100, 150 Helfer oder noch mehr für Evakuierungen und die Absperrung der Sicherheitszone rekrutieren. Das sind die Angehörigen des Sonderaußerdienst des Ordnungsamtes, des Innendienstes und alle Politessen – unterstützt von uniformierten Kräften der Polizei.

Der Handlungsdruck ist groß

Es würden künftig auch keine Debatten mehr mit Unternehmen oder Einwendern geführt, ob die lästige Störung durch die Entschärfung nicht noch ein paar Stunden oder ein paar Tage verschoben werden könnte. Genau gegen diese Haltung richtet sich der neue Erlass aus Düsseldorf. Die Aufsichtsbehörde will dem Eindruck entgegenwirken, dass von Bomben mit konventionellen Aufschlagszündern keine unmittelbare Gefahr ausgehe. Eine Verschiebung sei künftig nur noch in absoluten Ausnahmen möglich, etwa wenn Kliniken oder Gefängnisse geräumt werden müssten.

Für die Verantwortlichen in der Stadt stellt der neue Erlass eine große Herausforderung dar: „Der Handlungsdruck ist groß, die Reaktionszeit wird sehr gering. Aber niemand muss sich deswegen Sorgen machen. Wir bekommen das hin“, versichert Stadtsprecher Hilbrands. Es könne von Fall zu Fall aber sein, dass eine Evakuierung oder Absperrung etwas länger andauere oder später beginne, bis sämtliche Hilfskräfte rekrutiert und auf Position gebracht seien. Darüber könnten dann schon mal Anschlüsse an Flüge oder Züge verpasst werden. Sehr lästig für die Betroffenen: „Aber das wäre dann höhere Gewalt“, sagt Hilbrands.

In den vergangenen vier Jahren 33 Blindgänger entschärft

Erstmals wurde am Mittwoch in Duisburg das nagelneue Sirenensystem eingesetzt, um nach der Entschärfung per Dauerton eine Entwarnung an die Bevölkerung zu geben. Ob diese Sirenen-Einsatz zum Nutzen oder zum Schaden war, will die Feuerwehr jetzt noch evaluieren. Viele Bewohner in der City wussten nichts von der Bombenentschärfung, waren aber von der Sirene sehr beunruhigt.

Einmal pro Woche sind im Schnitt Sondierungstrupps des Kampfmittelräumdienstes in Duisburg unterwegs, um die zahlreichen Baustellen auf Blindgänger zu untersuchen. Diese, so die Bezirksregierung, werden immer älter und immer gefährlicher. Deswegen jetzt die größere Achtsamkeit. In den vergangenen vier Jahren sind in Duisburg 33 Blindgänger entschärft worden. Die 5-Zentner-Bombe vom Mittwoch war Bombe Nummer 34.