Duisburg. Der Handarbeitsunterricht ist lange her, doch seitdem es sogar auf Youtube Anleitungen zum Stricken und Häkeln gibt, liegen selbstgefertigte Mützen in coolen Farben wieder im Trend. Wer sich nicht mehr erinnern kann, belegt einfach einen Kurs. Und zwischendurch wird über Nadelstärken gefachsimpelt.

Handarbeit galt lange als spießig, doch seit man sogar im Video-Portal „Youtube“ Anleitungen für Stricken und Häkeln findet, ist die neue Masche wieder angesagt. Bei wem der Handarbeitsunterricht zu lange her ist und wer ein paar Tipps benötigt, kann im „Idee Creativmarkt“ in der Königsgalerie einen Kurs belegen.

„Was mache ich denn jetzt, ich muss anhäkeln, mein Knäul ist zu Ende?“ Elisabeth Kempken hält Kursleiterin Petra Berger etwas ratlos ihr petrolfarbenes Werk hin. Was vor zwei Stunden als kleiner, Luftmaschenring begann, rundet sich allmählich zur Häkelmütze. „Dann lässt man die Fäden schön hängen, damit man die nachher innen vernähen kann“, rät Petra Berger. Die vier Frauen und die erfahrene Verkäuferin sitzen an einem kleinen Tisch hinter dem Schaufenster. Um sie her stapelt sich in Regalen flauschige Wolle.

Verschüttete Kenntnisse auffrischen

Sie wollen den Weg vom langen Faden zur fertigen Mütze genau erklärt zu bekommen. Drei der Kursteilnehmerinnen frischen verschüttete Kenntnisse auf. Sie haben zuletzt in der Grundschule Topflappen mit Mausezähnchen gehäkelt und erinnern sich noch an den letzten Handarbeitsboom in den achtziger Jahren. Damals wurden Norwegerpullover mit Raglanärmeln gestrickt und Sisal-Blumenampeln geknüpft. Inzwischen dominieren eher Pastelltöne.

Die Vierte im Bunde häkelt heute zum ersten Mal in ihrem Leben – und braucht ihre ganze Konzentration fürs Projekt. Etwas angestrengt blickt sie auf die Nadel. „Man sieht sofort, wenn sie falsch eingestochen haben, dann ist da ein Loch“, sagt Berger ihr tröstend, wenn Zweifel aufkommen.

Pink-orange für dunkle Locken

Zwischendurch bleiben immer wieder Kunden im Geschäft stehen, schauen zu und interessieren sich für die Nadelstärke oder direkt für die komplette Mützenanleitung. Sie fachsimpeln über halbe Stäbchen und feste Maschen. Die Kurse haben einen hohen Werbeeffekt. „Bei uns kaufen auch viele Männer Wolle, Nadel und Häkelanleitung, aber in die Kurse kommen ausschließlich Frauen – komisch“, erzählt Petra Berger, „Ich glaube ja inzwischen: Männer häkeln heimlich!“

Elisabeth Kempken jubelt: „Ich glaube, ich habe es bald geschafft.“ „Streberin“, sagen die anderen neidisch, „das liegt nur an der dicken Nadel.“ Tatsächlich häkelt Kempken mit Nadelstärke zehn, das „räumt“ ordentlich. Am Ende hat aber Heidi Hiebich die Nase vorn. Pünktlich zum Kursende drückt sie sich unter sportlichen Applaus ihre pink-orange Kreation auf die dunklen Locken. „Einfach toll“, befinden die anderen. Heidi Hiebich strahlt und geht neue Wolle aussuchen. Die Häkelanfängerin bekommt noch Tipps von Petra Berger mit auf den Weg. Und beruhigt: „Wenn sie zu Hause nicht weiterkommen, dann können sie jederzeit vorbei schauen. “