Duisburg. Yildiray K., alias Ali Osman, hat vor dem Duisburger Landgericht umfassend ausgesagt und damit weitere Ermittlungen ermöglicht. Für die gute Zusammenarbeit hatte er sich zuvor schon bei den Polizei-Beamten bedankt. Polizeispräsidentin Elke Bartels lobte ausdrücklich die Leistung ihrer Kollegen.

Nach dem überraschend schnellen Ende des Prozesses vor dem Duisburger Landgericht gegen die beiden ehemaligen Chefs des Rockerklubs MC Satudarah, Yildiray K. und Baris T., hat sich auch Dr. Elke Bartels zu Wort gemeldet. "Dass die beiden Täter vor Gericht so viele Straftaten gestanden haben, ist nicht zuletzt der Erfolg unserer Ermittlungskommission, die in jahrelanger Kleinarbeit die notwendigen Beweise zusammengetragen hat", sagte Duisburgs Polizeipräsidentin auf WAZ-Anfrage.

Der ehemalige Satudarah-Chef hatte sich während des Prozesses sogar explizit bei den Ermittlern für die gute Zusammenarbeit bedankt. Mit Yildiray K. hatte erstmalig eine Führungsfigur der Rockerszene umfassend ausgepackt und die sonst in diesen Kreisen übliche Mauer des Schweigens durchbrochen. Das galt sowohl für das Polizeiverhör als auch für die Gerichtsverhandlung.

Weitere Ermittlungsverfahren eingeleitet

"Durch die Aussagebereitschaft von Herrn K. konnten wir weitere Ermittlungsverfahren einleiten und Tatverdächtige festnehmen – und das nicht nur in Duisburg", stellte auch Polizeisprecher Ramon van der Maat klar. Konkrete Angaben, wie viele Verhaftungen es gab und wo diese durchgeführt wurden, machte er aber nicht.

Während des Verfahrens war jedoch bekannt geworden, dass das Geständnis von Yildiray K. etwa die schnellere Verhaftung des hochrangigen Satudarah-Rockers Michel B.. aus Ahaus erst ermöglichte. Auch eine Marihuana-Plantage in den Niederlanden legte die Polizei daraufhin still.

Das Geständnis von K. und seine Bereitschaft auszupacken, hat sich strafmildernd ausgewirkt. „Es muss sich in der Höhe der Strafe niederschlagen, wenn sich ein Angeklagter in eine solche Gefahr begibt“, hob Richter Mario Plein deshalb in seiner Urteilsbegründung hervor. "Die Strafverfolgungsbehörden sind auf solche Leute angewiesen, um diese kriminellen Strukturen aufzudecken".

SEK und Polizei sicherten Prozess 

Ali Osman, wie sich Yildiray K. selbst nannte, hatte hingegen "Angst, dass die Jahreszahl der Haftstrafe zweistellig wird", erklärte sein Verteidiger Klaus Spiekermann. Auch er zollte der nicht ungefährlichen Aussagebereitschaft und der Erklärung seines Mandanten großen Respekt. Nicht umsonst sicherten SEK und Kräfte der Einsatzhundertschaft der Polizei den Prozesses.

Prozess gegen Satudarah-Chefs

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    Er habe mit Satudarah abgeschlossen, sagte der 38-Jährige vor der Urteilsverkündung. „Die haben uns nur benutzt.“ Gleichzeitig rief er die Satudarahs auf, dem Club den Rücken zuzukehren, „sonst werdet ihr auch benutzt und verraten, wie man es mit mir gemacht hat“.

    Seit seiner Aussage Ende vergangenen Jahres steht Yildiray K. unter Polizeischutz. Seine Frau und die drei Kinder sind im Zeugenschutzprogramm und bekommen neue Identitäten. Im Internet waren nach dem Geständnis Morddrohungen gegen K. publik geworden. Baris T., der eine Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten erhielt, hatte zwar auch Taten gestanden, jedoch keine Dritten belastet.

    Mobiltelefone überwacht

    Die Ermittlungen gegen die beiden Satudarah-Bosse leitete das für Organisierte Kriminalität zuständige KK 21 der Duisburger Polizei. Während des Hauptverfahrens am Duisburger Landgericht bekamen die Prozessbeobachter zumindest einen kleinen Einblick in die sonst im Verborgenen gehaltenen Ermittlungsmethoden der Polizei.

    Um den Rockern die Straftaten nachweisen zu können, überwachte die Polizei etwa die Mobiltelefone der Verdächtigen, die auch ihren Standort verrieten. Auch ein V-Mann lieferte Tipps. Die Polizei hatte aber auch einen versteckten GPS-Sender an „Ali Osmans“ BMW X5 angebracht, durch den etwa die Beteiligung am Drogenschmuggel nachgewiesen werden konnte.