Duisburg. Das hatten die Gäste des Kosaken-Konzertes nicht erwartet: Überfüllter Innenraum, Sitzen auf einer harten, eine außerplanmäßige Konzertpause für die Feier einer Silberhochzeit inklusive Pfarrerspredigt und schließlich das verfrühte Ende des teuer bezahlten Kosaken-Chores.
Als Peter Orloff den zweiten Teil seines Konzerts mit dem Schwarzmeer-Kosaken-Chor in der Gnadenkirche losschmetterte, waren Waltraud und Erwin Wendorf bereits wieder auf dem Heimweg nach Krefeld. Mit so etwas wie am Montagabend, der eigentlich als Weihnachtsgeschenk ihres Sohnes Michael Laumen begangen werden sollte, hatten sie wahrlich nicht gerechnet:
Überfüllter Innenraum, Sitzen auf einer harten - und viel zu schmalen Kirchenbank -, eine außerplanmäßige Konzertpause für die Feier einer Silberhochzeit inklusive Pfarrerspredigt und schließlich das verfrühte Ende des teuer bezahlten Kosaken-Chores.
Kein freier Blick auf die Bühne
Dabei waren die 79-Jährige und ihr 77-jähriger Ehemann extra 50 Minuten vor Konzertbeginn an der Gnadenkirche angekommen. Das Problem nur: Bereits zehn Minuten zuvor öffneten deren Pforten und die Zuschauer suchten sich bei freier Sitzplatzwahl die bequemen Stühle vor der Bühne aus. So waren die 300 Plätze schnell belegt. „Der Veranstalter muss zu viele Karten verkauft haben.
Wir wurden mit 30 anderen Besuchern, die unten auch keinen Platz mehr gefunden haben, durch die Küchenräume nach oben auf die Empore geführt“, erzählt Waltraud Wendorf. Dort gab es zwar reichlich Platz, aber nach Aussagen der Rentnerin bei Leibe kein angenehmes Konzerterlebnis: Die hohe Balustrade verhinderte den Blick auf die Bühne und hölzerne Sitzbänke machten das musikalische Verweilen besonders für den rückengeplagten Ehemann zu keiner Freude.
Zwischendurch: Hochzeitspredigt
„Man möchte bei einem Konzert doch nicht nur die Köpfe der Künstler sehen,“ klagt daher auch Sohn Michael. Selbst sechs Kissen, die den Eltern von Kirchenmitarbeitern als Polster und zur Sichtverbesserung gereicht wurden, verschafften bei beiden keine Abhilfe. „Die anderen Gäste haben sich dann an die Balustrade gestellt, um etwas sehen zu können.“
Der Höhepunkt des verpatzten Abends aber machte für die empörte Krefelderin eine Hochzeitszeremonie noch vor der ersten offiziellen Pause aus. „Das hatte augenscheinlich überhaupt nichts mit dem Konzert zu tun. Dafür hat mein Sohn doch nicht bezahlt.“ Enttäuscht machten sich die beiden nach gerade einmal einer Dreiviertelstunde und der Hälfte des Konzertes wieder auf den Rückweg, einen Ansprechpartner vor Ort bei dem sie sich beschweren wollten, hätten sie nämlich nicht finden können.
Veranstalter sieht keine Schuld bei sich
Auf das Konzert angesprochen, reagiert Jochen Philipp, Teammanager des Kosaken-Chores, mit Verständnis, wobei er keine Schuld bei sich als Veranstalter sieht: „Das Konzert war nicht überbucht. Wir haben von der Kirche mitgeteilt bekommen, dass 400 Menschen dort Platz haben. Darauf müssen wir uns auch verlassen, denn nicht immer kennen wir die Räumlichkeiten.“
Nichtsdestrotz waren am Montag lediglich 329 Konzertkarten verkauft, wie Philipp auf Anfrage mitteilte. Dass dann einige Zuschauer mit den etwas schlechteren Karten auf der sichtmindernden Empore vorlieb nehmen mussten, sei zwar nicht schön, aber auch nicht anders zu regeln.
Bisher gab es nie Beschwerden
„Bei unseren Konzerten gibt es immer eine freie Platzwahl und auf den Karten ist vermerkt, dass der Einlass eine Stunde vor Konzertbeginn ist.“ Beschwerden habe es bislang noch nie gegeben, im Januar 2011 habe man auch schon einmal vor 370 Menschen in der Gnadenkirche gespielt. Ohne Probleme.
Lediglich die Hochzeitsfeier wundere auch ihn, gesteht Philipp, denn sowas sei bei Konzerten nicht üblich. „Bei einer Programmdauer von 120 Minuten müssten die zehn Minuten aber zu verschmerzen gewesen sein“, versucht er zu besänftigen.