Duisburg. Das Jahr 2013 war für Duisburg äußerst turbulent: Rockerfehde, Loveparade-Gedenkstätte, drohende Platanenfällung, der MSV und viele weitere Themen bewegten die Stadt. Die NRZ schaut in einem vierteiligen Jahresrückblick auf die einschneidendsten und wichtigsten Duisburger Ereignisse.
Das beste Krisenmanagement
Schwierige Jahre hatte der MSV schon einige. Doch 2013 wird für den Traditionsclub wohl als bislang schwerstes Krisenjahr in die Geschichte eingehen: Die DFL versagt die Lizenz, Absturz in die 3. Liga!
Der Druck der Schuldenlast ist immens, der weitere Spielbetrieb nur durch Stundungen der Geldgeber möglich. Sportlich macht der MSV das Beste aus der zerfahrenen Situation, finanziell hängt die Zukunft weiterhin am seidenen Faden: Der Schuldenschnitt steht auch nach einem halben Jahr noch auf der Kippe, eine Lösung für die erdrückende Last der längst unbezahlbaren Stadionmiete ist auch nicht in Sicht.
Die Fans aber, sie halten in der schweren Stunde ihrem MSV die Treue und haben das beste Krisenmanagement: Es entsteht das Aktionsbündnis „Streifen zeigen“, das einen Marsch vom Hauptbahnhof zum Stadion und eine fünf Kilometer lange Menschenkette von der Innenstadt zur Arena, das „Band der Solidarität“, initiiert, begleitet von unzähligen Mahnwachen und Aktionen vor der Arena. Und seitdem verzeichnet der Verein einen ungeahnten Zulauf an Mitgliedern.
Rockerfehde an der Ruhr
Schüsse in der Nacht auf offener Straße. Schlägereien mit Baseballschlägern und Schneeschiebern. Der im Februar 2013 eskalierte Konflikt zwischen drei rivalisierenden Rocker-Vereinigungen schreibt bundesweit Schlagzeilen.
Besorgte Bürger, die in der Nähe der einschlägig bekannten Treffpunkte leben, stellen offen die Frage, ob ihre Sicherheit im Alltag überhaupt noch gewährleistet sei. „Bisher hieß die Devise immer nur: Rocker gegen Rocker. Unbeteiligte waren kein einziges Mal betroffen. Deshalb brauchen sich die Bürger aus unserer Sicht keine Sorgen zu machen, ob sie sich noch vor die Türe trauen können“, erklärte Polizeisprecher Ramon van der Maat.
Im April verhaftet die Polizei nach einer Großrazzia „Ali Osman“, den Kopf der ersten deutsch-niederländischen Rockerbande Satudarah. In seinem Haus in Rheinhausen finden Beamte ein geladenes Sturmgewehr AK 47 und eine Pistole Walther P99. Der Prozess gegen ihn soll Anfang kommenden Jahres stattfinden.
Sommerkino im Landschaftspark Nord sprengt Rekord
Erfolgreich war es schon immer, das Open Air-Kino des Filmforums im Landschaftspark Nord. Doch in diesem Jahr hat das von den Stadtwerken unterstützte Filmvergnügen unter freiem Himmel alle anderen Anbieter in den Schatten gestellt: 41.431 Besucher kamen an 40 Abenden und bescherten den Veranstaltern eine Auslastung von 96,8 %.
„Das ist der bundesweit beste Wert aller Zeiten für ein Open Air-Kino“, freute sich Kai Gottlob, Geschäftsführer des Filmforums. Nun können sich die Macher nur noch selbst überholen. Der Vertrag mit den Stadtwerken läuft bis 2014, soll aber fortgesetzt werden.
Operation Evakuierung - Bombenfund in Huckingen
Eine logistische Meisterleistung: Wegen einer Bombenentschärfung mussten im April das St. Anna-Krankenhaus, Altenheim und Hospiz geräumt werden. 50 Rettungswagen von Feuerwehr, ASB, Johannitern und Maltesern sorgten für den Abtransport der Menschen in umliegende Krankenhäuser und Altenheime.
Entschärfung einer Fünf-Zentner-Bombe in Duisburg-Huckingen
Um 13.35 Uhr wird die letzte Patientin herausgeschoben. Dann schreitet der Kampfmittelräumdienst zur Tat und entschärft die englische Weltkriegsbombe. Auch der Rücktransport der betroffenen Menschen klappt prima. Um 19 Uhr sind alle Patienten wieder da, wo sie hingehören.
Gedenkstätte für die Loveparade-Opfer eingeweiht
Es war ein langer, beschwerlicher Weg mit vielen Konflikten, aber am 24. Juli ist es endlich soweit: In Duisburg erinnert eine neue Gedenkstätte an die 21 Toten und mehr als 500 Verletzten der Loveparade.
Am dritten Jahrestag wird sie eingeweiht. „Ich hoffe, dass dieser Ort als Ort des würdigen Gedächtnisses angenommen wird“, sagt Oberbürgermeister Sören Link bei der Vorstellung des Gedenkprogramms. An der in rund 15 Monaten Bauzeit erstellten 500 Quadratmeter großen Gedenkstätte wurde die Treppenanlage des Unglücksortes erhalten und symbolisch mit 21 Kreuzen versehen.
Cyber-Kriminalle rauben in fünf Stunden weltweit Banken aus
Im Juli dieses Jahres erst wird bekannt, dass bereits in der Nacht vom 19. zum 20. Februar in 20 Ländern dieser Erde hunderte von Tätern an hunderten von Tatorten gleichzeitig zulangten und in nur fünf Stunden Millionenbeträge von Bankkonten abfischten.
Auch in Duisburg haben die Cyber-Kriminellen zugeschlagen, unter anderem in Filialen der Deutschen Bank und der Sparkasse. Der Schaden der Duisburger Kreditinstitute beläuft sich insgesamt auf 191.800 Euro. Die Gangster wurden von Überwachsungskameras gefilmt. Die Fotos der Täter aus Duisburg veröffentlicht die Polizei im Juli. Zu Festnahmen führte das nicht.
Duisburger Stadtwerketurm steht jetzt unter Schutz
Eigentlich sollte der Stadtwerketurm im Jahr 2014 fallen. Doch jetzt schöpfen die Anhänger des inoffiziellen Wahrzeichens der Stadt wieder neue Hoffnung: Die Untere Denkmalbehörde der Stadt hat den 200 Meter hohen Turm vorläufig unter Schutz gestellt.
Bereits seit dem 12. März steht er offiziell aber nahezu unbemerkt in der Liste der Duisburger Baudenkmäler. Veränderungen an der markanten Landmarke mit ihren drei Schornsteinen darf es ohne die Zustimmung der Behörde nicht mehr geben.
Pleiten, Pech und Pannen des Jahres 2013 in Duisburg
Krumpholz erst nach Prüfung neuer Dezernent
Von der Rot-Rot-Grünen im Stadtrat wurde der ehemaligen Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Dr. Ralf Krumpholz als neuer Umweltdezernent gewählt. Die Wahl war nicht unumstritten.
Die Bezirksregierung schaltete sich ein, wollte erst einmal die fachlichen Voraussetzungen und ausreichende Erfahrung klären, die als Voraussetzung für den Spitzenjob gilt. Am Ende überzeugte Krumpholz seine Parteikollegin, die Regierungspräsidentin Anne Lütkes.
Haus auf Bombe gebaut - am Ende blinder Alarm
Der neue Franz-Schubert-Wohnpark in Rheinhausen: Erst jetzt wird bekannt, dass die neuen Eigentümer dieser Häuser möglicherweise auf einem Kriegsblindgänger ihr neues Haus errichtet haben. Das Ordnungsamt hatte den Bauträger bereits 2012 auf den Bombenverdacht aufmerksam gemacht. Was die Behörden nicht wussten: Die Häuser standen zu diesem Zeitpunkt schon. Wochen später Entwarnung: Kein Blindgänger, sondern blinder Alarm.
Reiseunternehmen Alltours macht den Abflug
Zwölf Jahre lang hat das Touristikunternehmen Alltours seine Geschäfte vom Innenhafen aus höchst erfolgreich gesteuert. Im Februar 2014 allerdings steht das markante Gebäude mit dem attraktiven Steinbrunnen vor der Tür zum Verkauf. Alltours verlagert seinen Firmensitz erneut. 2001 war Chef Verhuven von Kleve nach Duisburg gezogen. Jetzt zieht es ihn mit seiner Firma nach Düsseldorf. Alltours wird dort im feinen „Dreischeibenhaus“ residieren.
Die Platanen und der geplatzte Neubau
Für Empörung sorgte im Juni die Ankündigung der Stadt, 32 Platanen in der Innenstadt fällen zu lassen. Grund: Für die geplante Ansiedlung der Firmenzentrale von Multi Development an der Mercatorstraße müsse die Straßenführung geändert werden. Eine Bürgerinitiative beantragte ein Bürgerbegehren. Das wurde letztlich überflüssig: Die Politik nahm den Fällbeschluss im November zurück. Denn die Firmenzentrale von MD wird nicht gebaut.
200 Reifen „platt“: DNA verrät den Täter
Ein Unbekannter zersticht mehr als 200 Reifen und hinterlässt eine Spur der Verwüstung, die von Meiderich bis nach Oberhausen reicht. Bis zu drei Reifen pro Auto wurden sein Opfer. Da die Polizei am Tatort Blutspuren findet, beschließt sie, eine DNA-Analyse beim Landeskriminalamt in Auftrag zu geben. So kommt sie auf die Spur eines 32-jährigen Duisburgers, der bereits wegen anderer Delikte bei der Polizei bekannt war.
Mercatorhallen-Gutachter listen 1250 Baumängel auf
Hiobsbotschaften wurden bereits viele aus der ruinösen Mercatorhalle vermeldet. Im September kam eine erschreckende dazu: Die Gutachter legten dem politischen Sonderausschuss zum Baupfusch an der Halle die Liste der von ihnen gefundenen Mängel vor - 1250 Stück an der Zahl! 450 im kleinen Saal und im Tagungsbereich, 800 im großen Saal. Was die Sanierung kosten wird, wie lange sie dauert und ob sie sich überhaupt lohnt, dazu äußerte sich niemand.