Duisburg. Die Duisburger Grillo-Werke planen eine Schwefelsäure-Produktion auf dem Firmengelände. Anwohnerinitiativen fürchten einen Störfall und Abgase. Bei einem Erörterungstermin der Bezirksregierung wurde es laut. Die Initiativen halten die Behörde für befangen. Und auch die Sitzordnung sorgte für Ärger.
Unter lautem Protest der Gegner startete gestern im Rathaus die Anhörung zum Neubau einer Schwefelsäureanlage auf dem Gelände der Firma Grillo im Duisburger Norden. Die Bürgerinitiativen warfen der Bezirksregierung Parteilichkeit und grobe Verfahrensfehler vor.
So funktioniere Bürgerbeteiligung nicht, kritisierte Rechtsanwalt Philipp Heinz, der die Bürgerinitiative gegen Umweltgifte in dem Verfahren vertritt. „Wie das bisher abgelaufen ist, war ziemlich unterirdisch. Ich fühle mich um zehn Jahre zurückversetzt.“ Die Bürgerinitiative um Sprecher Michael Levknecht beklagt, dass sie erst vor einer Woche von dem Erörterungstermin erfahren habe – obwohl die Bezirksregierung versprochen hatte, rechtzeitig zu informieren.
Die Plätze für Experten der Bürgerinitiative blieben leer, weil die Spezialisten Terminschwierigkeiten hatten. Absagen wollte die Bezirksregierung den Termin dennoch nicht. Man habe rechtzeitig per Amtsblatt eingeladen. „Arrogant“, sagt die Initiative. Kritik gab’s auch, weil Grillo-Vertreter neben der Behörde auf dem Podium saßen.
25.000 Tonnen Säure im Jahr
Grillo will zwischen seinen vorhandenen Produktionsanlagen im Süden seiner Industriefläche zwischen Marxloh und Alt-Hamborn eine etwa 10 x 10 Meter große Anlage zur Herstellung von Schwefelsäure bauen. Dort sollen jährlich 25.000 Tonnen Schwefelsäure produziert werden. Die Säure soll in zwei Tanks im Norden gelagert und von dort aus abgefüllt werden.
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Anwohner und die Umweltinitiativen fürchten ein erhebliches Gefahrenpotenzial durch die neue Produktion. Erst vor fünf Jahren hatte es auf dem Gelände einen Zwischenfall gegeben. Die Initiativen glauben nicht, dass die Anlage keine Abgase absondert. Auch das Lärmschutzgutachten und der Teilsicherheitsbericht seien zweifelhaft.
Grillo verteidigt seine Anlage als sicher. „Wir haben schon von 1880 bis 1982 in Duisburg Schwefelsäure hergestellt“, sagt Grillos Chemie-Fachbereichs-Vize Jochen Schulte. Diesen Betrieb wolle Grillo wieder aufnehmen. Bei weltweit jährlich produzierten 150 Millionen Tonnen Schwefelsäure im Jahr sei die Anlage vergleichsweise klein.
"Neubau" beantragt
Gleich mehrfach wäre es fast zum Eklat gekommen. Anwalt Heinz schlug in der Sitzung wütend mit der Faust auf den Tisch. Es gibt Streit, ob die Anlage ein Neubau oder eine Erweiterung der Schwefeldioxid-Produktion ist. Grillo hat einen „Neubau“ beantragt. Heinz nennt es „Erweiterung“, dann müsste das Verfahren komplett neu aufgerollt werden. Das brächte der Initiative Zeit ein. Versammlungleiterin Meral Stalder drohte dem zornigen Heinz mit Rauswurf. „Wir sind Menschen, wir sind nicht Tiere.“
Die Bezirksregierung prüft und bewertet jetzt die Aussagen von Gegnern und Grillo-Vertretern – „ergebnisoffen“ hieß es.