Kurzarbeit ist in Duisburg ein Massenphänomen: Für 28 000 Beschäftigte wurde sie seit Ausbruch der aktuellen Wirtschaftskrise beantragt. Doch die Krise birgt auch Chancen: Arbeitnehmer, die plötzlich Zeit haben, haben Zeit für Qualifizierung.

Die RHI Didier-Werke in Wanheimerort haben die Gelegenheit konsequent genutzt – unterstützt von der Agentur für Arbeit.

Zu „Green Belts” – die Grünen Gürtel leiten sich ab von Auszeichnungen in japanischen Kampfsportarten – hat das Unternehmen elf Mitarbeiter ausbilden lassen. Dabei wird allerdings niemand aufs Kreuz legt, wohl aber intellektuell gefordert. In strukturierter Projektarbeit nahm man sich bestimmte Abläufe im Unternehmen vor, analysierte sie, verbesserte sie und stellte sicher, dass die Verbesserung auch nachhaltig wirkt. André Stachowiak und Stefan Görtz, beide Leiter von Fertigungslinien bei dem Produzenten von Feuerfestmaterialien für die Stahlindustrie, optimierten beispielsweise eine Formbefüllung, über die man sich schon geraume Zeit länger geärgert hatte: „Das Problem existiert schon länger.”

Elf Mitarbeitern wurden bei dieser Projektarbeit geschult, aber sie waren auch Multiplikatoren für ihre Kollegen. Diese „Streuwirkung” sei durchaus erwünscht, erklärte Angela Schoofs, Chefin der Agentur für Arbeit. Kurzarbeit sei einerseits ein Instrument für Unternehmen, Krisenzeiten zu überleben und dabei flexibel zu bleiben. Kommen wieder Aufträge, kann die Mannschaft sofort wieder die Arbeit aufnehmen. Nach Entlassungen ist so etwas nicht möglich, zudem ist's teurer für die Arbeitsverwaltung.

Andererseits böten Phasen der Kurzarbeit, egal ob tage- oder wochenweise, eine günstige Gelegenheit – zur sowieso permanent notwendigen – Qualifizierung von Mitarbeitern. Rolf Metzelaers, Personalleiter von RHI in Deutschland, ist vom Nutzen uneingeschränkt überzeugt: „Damit wird nicht zuletzt die Produktivität des Standorts Duisburg verbessert und somit wesentlich zur Sicherung des Standorts beigetragen.”

Didier beschäftigt in Duisburg 126 Mitarbeiter. 97 Prozent der Produktion gehen an die Stahlindustrie, vornehmlich Feuerfest-Material für die Auskleidung der gewaltigen Pfannen moderner Stahlwerke. Die Krise traf die Hauptkunden heftig, und der Zulieferer in Wanheimerort „konnte wenig bis gar nichts mehr zuliefern”, so Metzelaers. Zwischen 50 bis 60 Prozent habe der Einbruch gelegen. Kurzarbeit in gleicher Größenordnung habe man seit April eingelegt, seit Oktober sei man wieder voll beschäftigt. dennoch: Wie's weiter geht, weiß keiner. Vorsorglich wurde Kurzarbeit bis März beantragt.

1560 Anträge auf Qualifizierung sind krisenbedingt bei der Arbeitsagentur eingegangen, 80 Prozent wurden schon durchgeführt, rund zehn Mio Euro zahlte die Agentur dafür. Dort gibt es für interessierte Unternehmen beim „Arbeitgeber-Service” feste Ansprechpartner, die laut Schoofs in der Lage sind, innerhalb von zwei bis drei Tagen klare Auskünfte über die Möglichkeiten einer sinnvollen Qualifizierung zu geben.