Duisburg.

Manchmal passiert lange Zeit gar nichts. Dann sitzen die Spieler gedankenversunken vor dem Spielbrett, gehen einen Zug durch, planen einen Angriff, einen Kauf oder eine andere Aktion. Von der Außenwelt bekommen sie scheinbar nichts mit. Nur eine Stimme dringt dann durch. Es ist die des Experten von dem jeweiligen Spieleverlag, der am Tisch sitzt und Tipps für die beste Strategie gibt.

Auf der oberen Etage bei Roskothen an der Wallstraße haben sich zahlreiche Interessierte eingefunden, um verschiedene Angebote zu testen. Beim „Nachspiel“, der großen Spielemesse in Essen, sind zwar auch reine Glücksspiele im Angebot, besonders beliebt sind jedoch jene, bei denen Taktik entscheidet und Fehler verheerender sein können als Würfelpech.

Dem Gegner ins Auge sehen

Marcus Krug (33) sitzt grübelnd vor einer mittelalterlichen Landschaftskarte mit kleinen Miniaturkriegern. Gelegentlich blickt er zu seinem Gegenüber Linus Janßen. Dann macht er endlich einen Zug. Und freut sich über die Reaktion. „Es ist toll, wenn ich sehe, wie er sich ärgert“ sagt Krug.

Brettspiele erhalten bei ihm den Vorzug vor denen einer Konsole. Die würden zwar ebenfalls in fremde Welten entführen, aber nicht das gleiche „Feeling“ bieten: „Bei Konsolenspielen ist man allein. Man sieht seinen Gegner nicht. Mir gefällt es besser, meinem Gegner Auge in Auge gegenüber zu sitzen.“ Janßen geht es genauso. Schon als kleiner Junge fand er Glücksspiele langweilig und mochte Schach.

Reise in eine Fantasiewelt

Vor allem die detailreichen Fantasy-Spiele, die gerne auch mal etwas länger als eine Runde Mensch-ärgere-dich-nicht dauern können, werden nachgefragt, erklärt Inhaber Boris Roskothen. „Das heißt aber nicht, dass Glücksspiele völlig out sind“, so der Fachmann. Moderne Kartenspiele, die dem Mau Mau ähnlich sind, würden beispielsweise auch gerne genommen und befinden sich auch an diesem Tag im Angebot. Im Grunde genommen gehöre Glück ja ohnehin immer ein wenig dazu, sagt Roskothen. Jedoch gefalle den Fans besonders, wie komplex einige Spiele sind. „Man muss sich einen Charakter aussuchen, der bestimmte Fähigkeiten hat“, erklärt Roskothen. Bereits bevor der erste Würfel fällt und die erste Karte gezogen wird, beginne somit die Reise in die Fantasie-Welt.

Bei „Die Legenden von Andor“ gibt es beispielsweise Charaktere, die denen aus Tolkiens Roman „Der Herr der Ringe“ ähneln: Zwerge, Krieger, Zauberer. Der Spieler hat die Wahl. Nur hat die Entscheidung direkt Folgen für den weiteren Verlauf. Der Zwerg handelt besser als der Krieger, ist aber schwächer. Für die Fans liegt genau darin der Reiz.