Duisburg. Dieser Nachmittag ist fast so wichtig wie drei Punkte für den MSV. Der Verein hat vergangenes Wochenende die ersten 300 Käufer der Fan-Anleihe in die Volksbank gebeten. Die Legenden Bernard Dietz, Rudi Seliger, Ivica Grlic und Bachirou Salou stehen parat, um die Urkunden zu unterschreiben.
Laute Musik scheppert aus den Lautsprechern, es riecht nach Bratwurst, an der Düsseldorfer Straße posiert Zebra Ennatz für ein Erinnerungsfoto. Der Samstag ist spielfrei für den MSV und doch ist der Nachmittag so wichtig wie drei Punkte. Der Verein wirbt in der Innenstadt für die Fananleihe – und übergibt den ersten 300 Anhängern, die einen Anteil gezeichnet haben, ihre Urkunde. Zum offiziellen Bankgeschäft werden die Fans in die Filiale der Volksbank gebeten. Das Dokument, das die Anleihe besiegelt, wird von den Legenden Bernhard Dietz, Rudi Seliger, Ivica Grlic und Bachirou Salou unterzeichnet. Knapp 650 Fans haben bisher einen Anteil gekauft. Rund 300 000 Euro hat der Verein auf diese Weise eingesammelt.
„Wir sind bisher bei dem, was wir erwartet haben, liegen sogar ein bisschen drüber“, erklärt MSV-Präsident Udo Kirmse. Er will den Tag auch nutzen, um gute Stimmung zu machen. „Schauen Sie sich doch in der Stadt um, hier sind viele Fans, der Verein ist mitten in der Stadt und das ist schön.“ In der Tat nutzen viele die Gelegenheit, um sich von den „Zebras“ ein Autogramm zu holen.
Pierre De Wit und einige seiner Mannschaftskollegen sitzen im Trikot parat und schreiben Widmungen auf alte Eintrittskarten – und sogar einen Babybody Größe 62/68. Der gehört Ben. Der viereinhalb Monate alte Säugling nuckelt seine Milch aus einem „Zebra“-Fläschchen. Mutter Melanie hat den Kleinen direkt nach der Geburt angemeldet. „Wir unterstützen den Verein und bezahlen gerne weiter die Eintrittskarten“, erklärt sie. Nur: Geld in den MSV zu stecken, wäre ihr zu unsicher.
Entscheidung zwischen MSV und Schalke
Und vielleicht setzt sich am Ende ja auch Papa Christian durch: Während die Mutter voll auf die Zebras eingestellt ist, hat der Vater dem Kleinen einen „Schalke“-Schnuller besorgt. Ben kann sich ja später noch entscheiden, ob er lieber ein Blau-Weißer oder ein Königsblauer werden will.
In der fünften Etage der Volksbank stehen diejenigen Schlange, die für den Spielverein auch ihr Portemonnaie geöffnet haben. Torsten Backhaus nimmt die Urkunde stolz, aber mit gemischten Gefühlen entgegen. „Es ist vieles noch so unsicher. Wenn man schon wüsste, ob der Schuldenschnitt klappen würde, hätte ich auch mehr investiert.“ So sind es erst einmal 500 Euro. Sohn Justin (10) betrachtet die Urkunde. Sie hat große Bedeutung für ihn. „Das wird mal sein Geld für den Mofa-Führerschein.“
Hoffen auf die fünf Prozent Dividende
Nun hofft er, dass er auch etwas von den fünf Prozent Zinsen, oder bei Aufstieg sogar sechs Prozent, sehen wird. Den „Legenden“, die fleißig weiter Urkunden unterschreiben, gibt er mit auf den Weg: „Versemmelt das Ding nicht, sonst muss der Junge Fahrradfahren.“