Duisburg. Der Vorstand des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg will 5,5 Millionen Euro zusammenkratzen, um die Schauinsland-Reisen-Arena zu kaufen. Das Angebot ist allerdings unverbindlich, die Finanzierung noch offen. Deshalb wird wieder eine andere Variante diskutiert: Die Stadt wird Alleingesellschafter.
5,5 Millionen Euro will der MSV zusammenkratzen, um das Stadion zu kaufen. „Ich halte das für einen seriösen Kaufpreis“, sagt MSV-Boss Udo Kirmse. Wie der Verein die Summe stemmt, bleibt allerdings offen. Man verhandele mit Banken und einem Investor, erklärte Kirmse nur. Ein kleiner Teil soll wie berichtet aus dem Anleihen-Kauf stammen.
Nach NRZ-Informationen ging das schriftliche und lang erwartete Angebot bereits vor mehr als einer Woche bei den Stadiongesellschaftern, dem Land NRW und der HSH Nordbank ein. Die derzeitigen Eigentümer der Arena wollen sich bei einer Versammlung am 15. Oktober damit auseinandersetzen. Allerdings soll der MSV in seinem kurz gefassten Schreiben gleich mehrfach betont haben, dass es sich um eine rein unverbindliche Offerte handelt. Zudem stehe das Angebot ausdrücklich unter der Bedingung einer erfolgreichen Refinanzierung. Dennoch hat der Verein eine Bindungsfrist gesetzt: Bis zum 31. Oktober erwartet der MSV eine Antwort.
Ein Millionengrab für das Land
Auf Seiten der Stadiongesellschafter werden 5,5 Mio Euro allerdings nicht annähernd die offenen Forderungen bedienen: Mit 18 Mio Euro an Krediten stehen die Gesellschafter bei der HSH Nordbank noch in der Kreide, das Land bürgt für diesen Kredit mit 80 Prozent. Die Stadiongesellschaft müsste abgewickelt werden, mit hohen Verlusten für alle Beteiligten. Zu einem solchen Verkauf hatte sich Walter Hellmich, der den größten Anteil an der Arena hält, bereits Anfang der Woche gegenüber der NRZ ablehnend geäußert. Vor allem aber für das Land NRW würde der Arena-Verkauf zum Millionen-Grab. Und wenn schon der Steuerzahler den Kopf hinhalten muss, dann sollte das Stadion wenigstens in öffentlicher Hand bleiben, lautet daher eine Forderung aus den Düsseldorfer Ministerien.
Deshalb wird jetzt hinter den Kulissen auch wieder eine Variante diskutiert, bei der der MSV keine Rolle spielt: Statt das Stadion zu verkaufen und die Gesellschaft vor die Wand fahren zu lassen, könnte die Stadt über eines ihrer Tochterunternehmen den anderen Gesellschaftern die Anteile abkaufen. Denn die Beteiligungen sind ohnehin schon weitgehend abgeschrieben, bei der Stadt-Tochter DBV zum Beispiel steht das Anteilsdrittel von 2,5 Mio Euro nur noch mit rund 650.000 Euro in den Büchern. Die Restkredite könnten dann mit Hilfe des Landes aufgelöst werden, die Stadt wäre Alleineigentümer des Stadions.
Furcht vor Folgen bei der Wahl
Das Problem: Die Politik reagiert eher abschreckend darauf, erneut Geld in den MSV zu pumpen. Im Mai sind Kommunalwahlen, die Stadt hat noch weitaus größere Sorgen als nur die prekäre Finanzlage beim Traditionsclub, die man zudem gerade erst mit einem 80%-Prozent-Verzicht beim Schuldenschnitt gestützt hatte.