Duisburg. Ein Dokument macht Missstände beim Krisenstab der Stadt Duisburg deutlich: Es gibt nicht genügend Helfer, keine Schulungen, keine Übungen und keine entsprechende Technik in der Zentrale. “Verbesserungswürdig“ wäre eine nette Umschreibung der Umstände. Jetzt soll umgebaut werden.

Fast genau ein Jahr ist es her, dass die Rauchwolke über Duisburg weite Teile der Bevölkerung sprichwörtlich in Atem hielt. Tagelang gab es Debatten über die Gesundheitsgefahr des Qualms und des Ascheregens, wegen dem später 6500 Autos gereinigt werden mussten; den einen Tag durften Kinder in die Schule, den anderen nicht. 52 Stunden nachdem der Brand in der Krefelder Düngemittelfabrik ausgebrochen war, sah sich die Stadt schließlich gezwungen, die zahlreichen Vorwürfe bei einer Pressekonferenz im Raum des Krisenstabs zurückzuweisen. Oberbürgermeister Sören Link versprach eine Analyse des gesamten Einsatzes: „Sollte sich zeigen, dass wir das nächste Mal etwas besser machen können, werden wir das optimieren“, sagte er.

Offenbar gibt es einiges, das der OB optimieren muss. Denn heute, ein Jahr später, liegt ein Papier auf dem Tisch, das die Mängel benennt. „Verbesserungswürdig“ ist demnach die bisherige Arbeit des Krisenstabs, was man auch eine nette Umschreibung der Missstände nennen könnte.

„Akuter Handlungsbedarf“

So sei „besonders für den Fall einer ungeplanten Krise“ – was bei einem Großschadensfall die Regel sein dürfte – und „außerhalb der regulären Büroarbeitszeiten“ nicht absehbar, welche der notwendigen Mitarbeiter überhaupt erreicht werden können. Zudem sei die Personaldecke zu dünn, um bei einem länger andauernden Krisenfall über 24 Stunden am Tag handlungsfähig zu bleiben; weiterhin mangele es an regelmäßigen Schulungen und Übungen. Und alleine schon die Räumlichkeiten bremsen offenbar ein schnelles Handeln der Verantwortlichen aus: Der Krisenstabsraum im obersten Stock der Hauptfeuerwache in Duissern sei „ohne ergänzende technische Maßnahmen nicht ad-hoc einsatzbereit“, bei der technischen Ausstattung bestehe „akuter Handlungsbedarf“.

Dabei ist die Vorbereitung auf einen Großschadensfall in Duisburg besonders wichtig, was sich auch in dem Rathauspapier nachlesen lässt: Die Stadt weise „ein in der Bundesrepublik kaum vergleichbares Gefährdungspotenzial auf“. Das liegt zum einen an den 30 industriellen „Störfallbetrieben“, zum anderen an der vielschichtigen Verkehrsinfrastruktur mit den vielen Autobahnen, Bahnstrecken, Wasserwegen und dem größten Innenhafen Europas.

Abhilfe durch neue Stabsstelle

OB Sören Link hatte im Februar dieses Jahres erstmals reagiert und eine Stabsstelle „Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz“ eingerichtet, die jetzt Übungen und Schulungen vorbereiten soll.

Schon die Gutachter für den neuen Brandschutzbedarfsplan hatten Ende des vergangenen Jahres anderthalb Stellen für die Koordinierung des Krisenstabs reklamiert, von denen zumindest jetzt eine intern besetzt werden soll.

Das neue Konzept sieht unter anderem vor, die Zahl der Krisenstabs-Helfer von derzeit 35 auf rund 100 zu verdreifachen und sie mindestens einmal im Jahr zu schulen. Bei regelmäßigen Übungen sollen Einsatzszenarien wie längere Stromausfälle, akutes Hochwasser oder Extremwetterereignisse durchgespielt werden.

Und nicht zuletzt soll auch der Raum in der Hauptfeuerwehrwache, in dem alle Fäden zusammenlaufen und wo die strategischen Entscheidungen fallen, so umgebaut und technisch nachgerüstet werden, dass der Krisenstab sofort und rund um die Uhr arbeitsfähig ist.