Duisburg. Bei dem RTL-Format “Was verdienst Du?“ legen Mitarbeiter eines Unternehmens ihre Gehälter offen - um diese zu Vergleichen. Die Duisburger “Küchenwelt“ gab sich für dieses “Experiment“ hin. Küchenwelt-Chef Thomas Brag hat keine Angst vor bösen Überraschungen.

Gehalt bekommen und Gehalt verdienen. Es ist der alte Konflikt. Lange schwelte er beim Duisburger Unternehmen „Küchenwelt“ nur untergründig. Dann kam der Fernsehsender RTL und machte reinen Tisch. Für die Sendung „Was verdienst Du?“ legten die Mitarbeiter des Küchenmarkts ihre Gehälter offen und verglichen sie miteinander. Am Montag wurde die Folge ausgestrahlt.

36 Männer und Frauen arbeiten für Thomas Brag, Geschäftsführer der Küchenwelt GmbH. Sie schuften als Verkäufer oder Schreiner, malochen im Büro, im Verkaufsraum und in der Lagerhalle. Was sie eint, ist ihr Einsatz für das Unternehmen. Was sie trennt, sind die Zahlen auf dem Gehaltscheck. In der TV-Sendung deckten die Mitarbeiter sie auf, diskutierten darüber und prangerten Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte an.

Schon vor der Sendung eine gute Struktur

Küchenwelt-Chef Brag zeigt sich erfreut über so viel Offenheit: „Wir hatten schon vor der Sendung eine gute Struktur. Trotzdem haben sich die Mitarbeiter beäugt.“ Möglicher Missgunst wollte er mit Transparenz begegnen.

Von den Fernsehleuten ließ sich Brag überzeugen, dass dieses Lohn-Experiment nicht nur spannend, sondern auch gut für das Betriebsklima ist. Ein Trailer von der Vorgänger-Sendung, „Undercover Boss“, habe ihn von der Qualität der Journalisten überzeugt.

Auch die Mitarbeiter willigten ein, ihr Einkommen vor einem Millionenpublikum zu präsentieren. Nur zwei Angestellte wollten am Ende bei dem Gehalts-Striptease nicht mitmachen. „Wir haben niemanden überredet“, sagt der Küchenwelt-Boss.

Keine Angst vor bösen Überraschungen

Von dem Experiment ist Brag nach wie vor überzeugt. Klar habe es nach der Offenlegung Diskussionen um die Gehälter gegeben. Immer wieder sei der Ruf nach einer Lohnerhöhungen laut geworden. Nicht jeder davon gab Brag am Ende nach. Einige Küchenweltler wurden aber dennoch belohnt. „Wenn ein Arbeitnehmer vernünftig argumentiert, hat er natürlich Einfluss auf sein Gehalt“, sagt der Chef. Nicht nur Qualifikation, Alter und Dauer der Betriebszugehörigkeit seien entscheidend. „Wenn sich jemand einbringt und Ideen entwickelt, ist er für das Unternehmen auch mehr wert.“ Das nun jeder in der Firma weiß, was der andere in der Lohntüte hat, sieht Brag positiv: „Das Klima hat sich verbessert. Die Mitarbeiter sind motivierter und haben mehr Respekt voreinander.“

Vorab gesehen hatte Thomas Brag die Sendung noch nicht. Angst vor bösen Überraschungen hatte er aber nicht. Nur mit einem Effekt rechnet der Geschäftsführer schon jetzt: „Wahrscheinlich kommen die Mitarbeiter jetzt häufiger zu mir, um über ihr Gehalt zu diskutieren.“