Duisburg. Die aktuelle Diskussion über Einwanderer zeigt, dass Rassismus in Deutschland immer noch sehr präsent ist. Laut dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung gehört er sogar zum Alltag und wird durch Medien und Politik noch verschärft. Siegfried Jäger erklärt, was getan werden muss.

Seit Mitte der 1980er Jahre befasst sich das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) mit den Reaktionen deutscher Bürger auf die Einwanderung nach Deutschland. Siegfried Jäger und das gesamte DISS-Team haben in einer Vielzahl von Projekten und Veröffentlichungen belegen können, dass in Deutschland ein alltäglicher Rassismus herrscht, der alle Bevölkerungsschichten erfasst hat und durch Politik und Medien fortlaufend geschürt wird. Die NRZ sprach mit Prof. Jäger.

Woher kommt Rassismus?

Siegfried Jäger: Rassismus, und darunter verstehe ich die Ausgrenzung von Menschen wegen biologisch und/oder kulturell bedingter Unterschiede zu „unserer“ Normalität, ist einerseits ein historisches Erbe, das andererseits durch Politik, Medien, alltäglicher Kommunikation und Erziehung immer wieder reproduziert wird. Dass Rassismus immer noch Bestandteil des Denkens vieler Menschen ist, liegt daran, dass Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus Teil der Staatsräson des Dritten Reiches waren, die bis heute nachwirkt und heutzutage weiter vertreten werden. Solches Denken bricht nicht einfach ab, sondern lebt auch nach dem Ende des Nazireichs weiter.

Wie kann man Ihn stoppen?

Jäger: Durch demokratische Politik, sensiblere und nicht diskriminierende Berichterstattung sowie durch aufgeklärte Erziehung. Da dies vermutlich nicht ausreicht, muss auch an rechtliche Schritte gedacht werden. Wichtig ist auch eine starke antirassistische Bürgerbewegung.

Warum findet Einwanderung statt? Und warum gerade in Duisburg?

Jäger: Die Hauptursachen sind soziale Not, politische Verfolgung und Kriege. Duisburg gilt vielfach als menschenfreundlich und traditionell aufgeschlossen gegenüber Menschen aus anderen Weltgegenden.

Welche Konsequenzen müssen wir aus der jetzigen Situation ziehen?

Jäger: Es wäre bereits einiges erreicht, wenn kein Mensch wegen seiner „Rasse“ benachteiligt würde, wie dies das Grundgesetz vorschreibt. Dabei ist aus wissenschaftlicher Sicht hinzuzufügen, dass es keine Menschenrassen gibt, das Konzept „Rasse“ deshalb aus dem Grundgesetz gestrichen werden muss.

Welche konkreten Forderungen gilt es zu stellen, damit die Situation in Bergheim nicht eskaliert?

Jäger: Die Einwanderer aus Südosteuropa besitzen das verbriefte Recht auf Freizügigkeit. Dieses Recht muss konsequent umgesetzt werden. Dies bedeutet, dass diese Einwanderer damit ausgestattet werden, in Duisburg leben und wohnen zu können.

Wenn dies bundespolitisch, landespolitisch und kommunalpolitisch nicht erfolgt, wie dies zurzeit der Fall ist, ist die Bevölkerung aufgerufen, mit Unterstützung der Stadtverwaltung einen Sozialfond bereit zu stellen, durch den den genannten Missständen abgeholfen werden kann. Das dürfte angesichts der fast 500.000 Einwohnern unserer Stadt nicht schwerfallen.

Absolute Priorität besitzt die Unversehrtheit und der Schutz der Einwanderer. Sinnvoll ist aber auch, eine eindeutig antirassistische Position der Medien, deren Aufgabe es ja ist, an der demokratischen Willensbildung der Bevölkerung teilzunehmen.

Bürgerwache für Roma in Duisburg

.
. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in  Rheinhausen.
Bürgerwache gegen Rechts vor dem Roma-Haus in Rheinhausen. © Gerd Wallhorn / WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
1/16