Duisburg. Vier Verdi-Vertrauensleute der Stadt Duisburg gehen bei einem der größten Spendenläufe der Welt an den Start. Laufen, so weit die Füße tragen, um anderen zu helfen.
Entenrennen - klar, das kennt inzwischen in Duisburg jeder, der in den letzten Jahren mal beim Innenhafenfest gewesen ist. Jetzt wollen aber vier Duisburger eine neue Variante starten, und die erfordert weit mehr, als lediglich ein gelbes Gummitier mit Losnummer auf dem Wasser gen Ziellinie dümpeln zu lassen. Als „Kampfenten Duisburg“ gehen sie beim Oxfam Trailwalker 2013 an den Start, einem ganz besonderen Benefizlauf.
Wirksam wirbt die Hilfsorganisation, die 2012 mit dem Transparenzpreis ausgezeichnet worden ist, für ihren Trailwalker um Mitstreiter mit der heroisch klingenden Frage: „Wie weit gehst Du für eine Welt ohne Armut?“ Für die Teilnehmer steht die Antwort bereits fest: ein Team aus vier Menschen läuft gemeinsam 100 Kilometer in mindestens 30 Stunden. Das Ziel: durchhalten und ankommen; der Zweck: anderen zu helfen; die Motivation: Solidarität; das Mittel: Zusammenhalt im Team und Kampfgeist gegen den inneren Schweinehund.
Solidarität ist kein hohles Wort
Und weil Solidarität für sie kein hohles Wort ist, machen sich vier Vertrauensleute bei der Stadt Duisburg als Kampfenten am 7./8. September auf den 100-KilometerRundweg durch den Harz. Alle sind Verdi-Mitglieder; und so bunt wie Gummi-Maskottchen, die sie als ihr Logo nutzen, ist auch die Truppe selbst: Personalrätin Ina Lapschies (53), Sozialarbeiterin Karin Diepenbrock (58), Timo Stachelhaus (24) von der Feuerwehr und Justin Frerichs (19), Auszubildender zum Verwaltungsangestellten.
„Coole Idee“, dachte Ina Lapschies, Mitglied im Deutschen Alpenverein und seit Jahren im Wandern bewandert, als sie im Herbst letzen Jahres in der Mitgliederzeitschrift auf die Ausschreibung für den Oxfam Trailwalker 2013 stieß. „Dann bin ich länger damit schwanger gegangen und hab’ überlegt, wir aktiven Gewerkschafter könnten das doch als Vertrauensleute von Verdi machen.“ Dass die Hilfsorganisation alle Spenden, die für den Lauf zusammenkommen zu 100 Prozent in ihre Projekte steckt, hat Ina Lapschies in ihrem Entschluss gestärkt. Und so ging die resolute Frau, die von vielen Verdi-Kollegen gerne „Tante“ genannt wird, auf die Suche nach Mitstreitern.
„Na, möchste mal mit der alten Tante 100 Kilometer wandern?“, fragte sie Justin bei passender Gelegenheit, und der Youngster der Kampfenten sagte sofort: „Ja, klar.“ Die Fortbewegung zu Fuß ist für den leidenschaftlichen Radfahrer und Inline-Skater zwar eher ungewöhnlich, aber er hat einen Faible für Ausdauersport: „Ich wollte schon immer mal mit dem Rad von Duisburg an die Nordsee fahren. Aber die 100 Kilometer laufen reizen mich schon. Allein, dass man hinterher sagen kann, ich bin 100 Kilometer gewandert, find ich gut.“
Gemeinsames Training auch nachts
Sozialarbeiterin Karin Diepenbrock stieß nach der Mai-Kundgebung zur Truppe. Den Ausschlag gab ein Besuch bei Ina Lapschies am Verdi-Stand. „Die Herausforderung, 100 Kilometer zu stemmen, war die erste Motivation für mich“, gibt sie unumwunden zu. Doch der Solidaritätsgedanke trage auch sie.
Erst empört und dann sofort mit von der Partie war Timo Stachelhaus, Freizeitsportler und Turniertänzer, der in einer Sitzung der Vertrauensleute von dem Vorhaben erfuhr und sich spontan beschwerte: „Warum weiß ich davon noch nichts?“
Seitdem machen die vier auch gemeinsame Sache im Training. „Da wir auch nachts wandern werden, trifft man uns zur Vorbereitung darauf auch schon mal mit Stirnlampe im Duisburger Wald. Den einen oder anderen Fahrradfahrer haben wir dadurch schon erschreckt“, lacht Ina Lapschies.
Daneben trainiert auch jeder für sich, so gut es eben geht. Karin Diepenbrock läuft einmal pro Woche die Halde Haniel hoch, zweimal zwei Runden um die Regattabahn, Ina Lapschies hat bereits eine Teilstrecke des Trailwalkers im Harz erwandert, stemmt Gewichte, tritt den Heimtrainer regelmäßig, und Timo Stachelhaus „quält“ seine Freundin bei privaten Wanderungen mit seinem forschen Sportlerschritt. „Du gehst aber auch viel zu schnell“, meint Ina Lapschies. „Das musst du gerade sagen“, kontert Timo und ergänzt: „Lassen Sie sich von der Tante nix erzählen, die rennt immer vor.“ „Ich hab’ einen langsamen Gang“, wirft Justin gelassen ein. „Ich will schließlich was von der Landschaft sehen.“
Rätselaufgaben für die gute Laune
Na, das kann ja heiter werden im Harz mit diesem gemischten Quartett. Muss es auch, denn die Vier laufen die 100 Kilometer gemeinsam und sind somit mindestens 30 Stunden zusammen. Für Abwechslung und Gesprächsstoff, falls der mal ausgehen sollte, sorgen die Betreuer, die angehalten sind, ihrem Team Rätsel aufzugeben. Auf dass bis zum nächsten Checkpoint kein Langeweile aufkommt. Als Betreuer fungieren für die Kampfenten Ina Lapschies Schwester Anke Illbruck („die kann auch massieren“) und ihre Freundin Gaby Altzschner. „Das sind die besten Supporter der Welt, die können organisieren, tragen uns alle Dinge hinterher und beputscheln uns“, reicht Ina Lapschies Vorschusslorbeeren.
Drei müssen ankommen
So werden auch die beiden ihren Anteil am Erfolg haben, wenn die Kampfenten durchs Ziel gehen. Drei müssen mindestens ankommen. „Aber wir haben uns gegenseitig die Erlaubnis gegeben abzubrechen, wenn man nicht mehr kann“, sagt Karin Diepenbrock, um sofort darauf zu betonen: „Doch der Wunsch ist da, gemeinsam durchs Ziel zu gehen. Und wir können’s kaum noch abwarten, endlich zu starten.“