Duisburg. Die Trinkhalle an der Fleischerstraße in Wanheimerort ist das kleine Glück von Gegenüber. Kioskverkäuferin Krystyna Cisowsky weiß genau, welche Kinder Lakritzschnecken wollen, und welche lieber bunte Schnüre. Manche haben gar kein Geld - und kriegen trotzdem ein “Klümpchen“.

Alle gesundheitsbewussten Mütter und Väter bitte mal ganz schnell weiterklicken: Denn diese Geschichte ist total unvernünftig. So unvernünftig wie ein Gummibärchen (das ja bekanntlich die Zähne kaputt macht). Aber auch total süß.

Mittagsgeschäft

„Ein Kaugummi bitte!“ Krystyna Cisowsky lächelt. Der Pimpf ihr gegenüber kann gerade über die Theke gucken. „Welche Farbe?“ - „Gelb!“ Bonbon und Geldstück wechseln den Besitzer, der Junge schiebt sich den Kaugummi in den Mund. Es ist gerade eins, die Schule ist aus, und die große Freiheit beginnt für die meisten Schulkinder mit Krystyna Cisowsky. Oder besser gesagt: mit dem Bonbonsortiment in ihrer Bude. „Manche kommen mit fünf Cent, manche haben gar nichts, denen schenke ich auch schon mal ein Klümpchen. Manchmal sagt die Mama auch nein, und dann ist das Geheule groß.“ Die Trinkhalle Fischerstraße in Wanheimerort, das kleine Glück von gegenüber.

Morgenstunde

Eigentlich arbeitet die gebürtige Polin Cisowsky nur ein paar Tage die Woche hier. Von sieben Tagen, die die Trinkhalle geöffnet ist bis spät in die Nacht. „Wenn ich aufmache um fünf Uhr, da gehn dann vor allem Zeitungen, Zigaretten, Brötchen“, sagt die gelernte Betriebswirtin. Eine halbe Stunde lang, manchmal etwas länger. „Dann ist der Ansturm auch schon wieder vorbei.“ Dann geht’s weiter mit Magazinen. Krystyna Cisowsky zeigt unter die Ladentheke in die Ecke, die für den Kunden vor dem Fenster undurchsichtig bleibt, und verdreht die Augen. „Sie wissen schon. Wir haben alle Variationen.“ Aber auch seriösen Lesestoff, darauf besteht die quirlige Frau mit dem Dauerlächeln.

Kinder sind ein Segen

Man braucht eine gehörige Portion Gelassenheit in einem Geschäft, das von Pfennigbeträgen lebt. „Seit die Geschäfte alle so lange auf haben, ist es für so eine Bude auch schwer.“ Die Kinder seien da schon ein Segen. „Wissen Sie, ich mache das hier gerne. Ich kenne die Kinder ja auch fast alle. Ich weiß genau, wer eine Lakritzschnecke will, und wer bunte Schnüre.“ Und, sagt Krystyna Cisowksy, die, die gar nichts hätten, die kenne sie auch. „Ich mache da nicht viel Aufhebens drum. Kinder sind Kinder. Wenn sie kommen, kriegen sie eben alle was Kleines. Die mit Geld und die ohne.

Das gilt für die Kleinen.

Stress im Kleinen

Die Großen, sagt Budenbesitzerin Askin Isen, die müssten schon bezahlen. „Anschreiben ist bei uns nicht!“ Die gebürtige Türkin ist die Bonbontante, wenn Klümpchenfrau Cisowsky frei macht. „Wenn ich hier alleine bin, kann es schonmal stressig werden.“ Das Telefon bimmelt, das Handy bimmelt, Manni von um die Ecke will ausgerechnet jetzt sein Bierchen, und dann verstopft auch noch der Abfluss.“ Ich bin ja alleine hier. Da komme ich manchmal zu nichts“, sagt Frau Isen.

Epilog

„Hallo. Ich bin Lasse. Ich darf nicht zur Bude, sagt Mama. Ich bin sieben und freue mich in der letzten Stunde immer schon auf das Gummibärchen. Mein Freund Tom kriegt auch immer eins.“