Duisburg. . Drei Tage nach seinem 70. Geburtstag sprang Kurt Schliwert vor Freude fast in die Luft. 20 Jahre sind seither vergangen, in denen der heute 90-Jährige ein neues Leben beginnen konnte. Sein Herz wurde gegen ein neues eingetauscht.
Drei Tage nach seinem 70. Geburtstag sprang Kurt Schliwert vor Freude fast in die Luft. 20 Jahre sind seither vergangen, in denen der heute 90-Jährige ein neues Leben beginnen konnte. Sein Herz, nach Aussagen seines Arztes „nur noch ein Waschlappen“, wurde gegen ein neues organisches getauscht. Mit 70 Jahren ein Transplantat zu bekommen – keine Selbstverständlichkeit. Doch Kurt Schliwert hatte Glück. „Das Herzzentrum in Bad Oeynhausen schaute auf die persönliche Verfassung des Patienten und nicht nur auf das Alter“, erklärt Professor Reiner Körfer, heute Berater am Duisburger Herzzentrum, der damals Chefarzt in Bad Oeynhausen war und den Eingriff durchführte.
„Mein ganzer Bekanntenkreis hat mir von dem Schritt abgeraten – weil ich eben schon 70 Jahre alt war“, sagt Kurt Schliwert. Aber er hat sich anders entschieden, ging das Risiko ein. Ängste, dass es nicht klappt, dass das Herz abgestoßen wird, oder er die Operation nicht verkraftet, habe er beiseite gedrängt. „Welche Möglichkeit hatte ich sonst? Wenn es klappt, dann geht es mir endlich besser – wenn nicht, dann merke ich es nicht mehr.“
Rehamaßnahmen brauchte er nicht
13 Monate hat der gelernte Industriekaufmann auf die Nachricht, dass es ein Herz für ihn gibt, gewartet. Die Zeit drängte – Wochen vor der Transplantation konnte er nur noch im Sessel sitzend versuchen zu schlafen, im liegen bekam er keine Luft. Die Operation am offenen Herzen verlief gut. Zweimal erlitt er danach einen Herzstillstand, erholte sich aber wieder. „Nach vier Wochen habe ich die Klinik verlassen-- Rehamaßnahmen waren für mich überflüssig.“ Die bestellte Haushälterin brauchte er nicht. Der Gewinn an Lebensqualität durch das neue Herz sei immens – wenn auch mit Nebenwirkungen. Zig Tabletten muss Kurt Schliwert seit 21 Jahren täglich einnehmen, darunter Immunsuppressiva, um eine Abstoßung des Organs zu verhindern. Sein Magen rebellierte, Magenblutungen waren die Folge.
Von wem das Herz stammt, das seit 20 Jahren zuverlässig für ihn pumpt, wollte der 90-Jährige noch in der Schleuse zum Operationssaal erfahren. Die Antwort des Arztes: „Aus 1000 Kilometern Entfernung“. Mehr hat er nie erfahren. „Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass es so richtig war. Sonst hätte es mich noch belastet.“Eine Linie, so Reiner Körfer, die das Herzzentrum in Bad Oeynhausen durchweg fahre. Psychische Probleme der Empfänger, oder gar Schuldgefühle sollen dadurch verhindert werden.
Kurt Schliwert scheint selber überrascht zu sein, dass er schon 90 Jahre alt ist und das mit einem Transplantat. Eiserne Disziplin attestiert ihm die Familie. Mit dem Rauchen hat er sofort ohne Rückfall aufgehört, Bier kommt ihm seitdem nur noch in der alkoholfreien Variante auf den Tisch. „Ich war in unserer Familie immer das schwächste Kind und nun lauf ich noch rum.“