Duisburg. Das NS-Dokumentationszentrum wird nicht in dem neuen “Stadtfenster“-Gebäude untergebracht. Der ursprüngliche Plan es dort zu integrieren, scheiterte an einer rot-rot-grünen Mehrheit im Rat im Dezember 2012. Zur Ratssitzung im März sollen nun durch die Verwaltung andere Standorte vorgeschlagen werden
Der Rohbau des „Stadtfensters“ nimmt langsam Formen an. Doch auch wenn das Gebäude die Lücke zwischen Altstadt und Königstraße schließt, wird etwas fehlen: das NS-Dokumentationszentrum.
Es sollte ins „Stadtfenster“ integriert werden, doch die rot-rot-grüne Mehrheit im Rat befand im Dezember 2012, dass im neuen Gebäude zu wenig Platz sei. Zur Ratssitzung im März sollen durch die Verwaltung andere Standorte vorgeschlagen werden. Solche Alternativen seien nicht zu finanzieren, kritisiert die CDU. Kein Platz, kein Geld – kein Dokumentationszentrum?
400 qm Fläche waren geplant
Die Chancen für die Einrichtung eines solchen Hauses seien nicht gesunken, betont Herbert Mettler, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat. Eine Umsetzung des Projekts im „Stadtfenster“ erschien ihm „äußert unrealistisch“. 400 Quadratmeter Fläche hätte man dort nur veranschlagt. „Es war nur auf dem Papier ein Dokumentationszentrum“, kritisiert auch Udo Vohl, kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion.
In den Planungen für die Bibliothek habe man ein Karree ausgespart, in dem Bücherregale aufgestellt werden sollten. „Man hat weder eine Finanzierung gehabt, noch eine Idee, wie die Dokumentation inhaltlich betrieben werden soll“, erzählt Vohl. „Man hat lediglich der Bibliothek Raum weggenommen, um Bücher auszustellen, vielleicht noch eine Vitrine dazu – das war nicht das, was wir uns als NS-Dokumentationszentrum vorgestellt haben. Die Chance, so etwas zu bekommen, ja, die haben wir vertan“, sagt Vohl.
Woher soll das Geld kommen?
Und das ärgert den CDU-Fraktionsvorsitzenden im Rat. „Wir hatten einen gültigen Ratsbeschluss, und der ist abgeändert worden“, verweist Rainer Enzweiler auf eine frühere Entscheidung des Gremiums. Diese wollte die CDU unbedingt umgesetzt sehen – lieber ein kleines Dokumentationszentrum als gar keins. Dass für das Projekt nun ein Standort gesucht werden muss, „wird dazu führen, das befürchten wir jedenfalls, dass es gar nicht mehr kommen wird“, warnt Enzweiler. „Mehr Platz ist ja schön und gut, aber woher soll das Geld dafür kommen?“
Diese Sorgen hat man auch bei der SPD, aber: „Wir werden bei der neuen Planung darauf achten müssen, dass es sich günstiger gestalten wird als vorher“, sagt Herbert Mettler. Und obwohl man weniger Geld ausgeben möchte, soll das Dokumentationszentrum sogar noch größer werden. Schließlich gebe es deutlich günstigere Standorte als das „Stadtfenster“, so Mettler. Auch könne man „den Personal-Pool bei der Stadt durchforsten, ob Mitarbeiter für das NS-Dokumentationszentrum infrage kommen“.
"Das ganze NS-Dokumentationszentrum ist eine Farce"
Davon, wie sich das Haushaltssanierungskonzept entwickelt, macht Herbert Mettler den Fortgang der Planungen für das Projekt abhängig. „Die Finanzierung des Dokumentationszentrums wäre eine freiwillige Ausgabe. Also kann man sie nur realisieren, wenn man sich im Haushaltssanierungsplan bewegt.“ Dieser Rahmen ist eng gesteckt, Mettler warnt vor zu hohen Erwartungen an das Zentrum: „Es wird vielleicht nicht dem Anspruch aller gerecht, aber wir werden mit Sicherheit eines haben.“
In der Jüdischen Gemeinde Duisburg hat man eine deutliche Meinung zu den Vorgängen. „Das ganze NS-Dokumentationszentrum ist eine Farce“, sagt Geschäftsführer Michael Rubinstein. Die Gemeinde, erinnert sich der Geschäftsführer, sollte in die Planungen des NS-Dokumentationszentrums involviert werden. Schließlich habe man einen Historiker im Haus, der zu diesem Kapitel der Duisburger Stadtgeschichte viel erarbeitet hätte. Bisher habe es von Seiten der Stadt allerdings nur Lippenbekenntnisse gegeben. „Entweder macht man es anständig oder gar nicht“, erklärt Rubinstein. „Ein Dokumentations-Alibi braucht kein Mensch.“
Duisburg im Januar 2013