Duisburg. Gerd Hoppensack sammelt und restauriert uraltes Holzspielzeug aus dem Erzgebirge. Ein Dutzend Ausstellungen über die historische Spielzeugwelt hat er in den letzten Jahren durchgeführt. In seiner Wohnung und im Keller lagern genug viele Schätze, um mehrere Museen zu füllen.

Winzig klein und filigran sind die Spielzeuge aus dem Erzgebirge, die vor über 100 Jahren gefertigt wurden. Der Betrachter staunt über das handwerkliche Geschick, die Liebe zum Detail, die Vielseitigkeit der Motive. Das ist es aber nicht allein, was Gerd Hoppensack dazu verleitet, die alten Schätze zu suchen, zu sammeln und kenntnisreich zu restaurieren.

Es ist die Geschichte dahinter, die ihn anrührt: Die Vorstellung, dass an diesen Figuren die Kinder ärmster Bauern Tag und Nacht schufteten, dabei die Dämpfe des Leims und der Farben einatmeten. Die selbst nie die Idylle erlebten, die sie für andere gestalteten – heimelige Häuschen, Schlitten fahrende Kinder, Brautpaare in Pferdekutschen, die Heerscharen freundlicher Tiere.

„Schmerzgebirge“ wurde das Erzgebirge einst auch genannt, weiß Hoppensack zu berichten. In Seiffen habe man 1847 die Nachtarbeit für Kinder verboten, was an den Arbeitsumständen nichts änderte, wohl aber das Tempo erhöhte. „Ich weiß, wie sie entstanden sind, deshalb liebe ich die Sachen.“

Ein kenntnisreicher Sammler

Der ehemalige Pressesprecher der Stadt Duisburg ist ein kenntnisreicher Sammler. Eine seiner liebsten Szenen ist ein Lazarett: Zu Zeiten heroischer Soldatenverehrung ein Bruch mit dem Althergebrachten und eine politische Aussage: „Verwundete mit appen Beinen zu schnitzen, war neu und mutig“, erzählt Hoppensack voller Anerkennung.

Ein Dutzend Ausstellungen über die historische Spielzeugwelt hat er in den letzten Jahren durchgeführt, in Wohnung und Keller lagern Schätze für mehrere Museen – neben regalmeterweise Fachliteratur. Manche Schnitzereien warten in ebenso alten Behältnissen darauf, ans Tageslicht geholt zu werden, andere Szenen sind aufgebaut: Liebevoll arrangierte Landschaften aus Fichte, vor denen auch stürmische Kinder ehrfürchtig innehalten, ist seine Erkenntnis als Opa und Uropa.

„Die sind ja wahnsinnig teuer“

Zur Person

Gerd Hoppensack wurde in Kassel geboren. Seine ersten journalistischen Schritte machte er bei der Kasseler Post und den Hessischen Nachrichten.

1960 wechselte der heute 75-Jährige nach Duisburg, gründete hier seine Familie, aus der zwei Söhne, vier Enkel und zwei Urenkel entstanden. Über die Rheinische Post und die WAZ führte sein Weg ins Rathaus, wo er über 25 Jahre Pressechef war.

Begonnen hat die Sammel-Leidenschaft Anfang der 70er Jahre mit Puppen. Die wertvollen Porzellangeschöpfe gefielen seiner Frau Brigitte, er wollte ihr eine schenken. Erste Überraschung: „Die sind ja wahnsinnig teuer!“ Zweite Überraschung: „Ich bin auf einen Fälscher hereingefallen“. Damit war klar: Wer richtig sammeln will, der muss auch Wissen sammeln – um mit den Verkäufen Geld zu verdienen, damit neue Ankäufe möglich sind.

Die Puppen verkaufte das Paar nach jahrelanger Mitbewohnerschaft und Pflege wieder. „Wir konnten die toten Augen um uns rum nicht mehr ertragen“, sagen die zwei. Stattdessen verlegte sich die Lehrerin auf Schönes aus Silber und alte Fibeln, er entdeckte erst Miniatur-Globen, dann Wilhelm Busch und inzwischen Bronzefiguren für sich.

Zu Weihnachten schenkt sich das Paar gern etwas, das gerade kein Stehrümmchen ist: Städtereisen etwa. Und da kann man wieder gemeinsam nach neuen Herrlichkeiten stöbern. „Er ist wie ein Jäger, er muss jeden Sonntag Beute machen“, sagt seine Frau schmunzelnd. „Für mich ist eben jede Woche Weihnachten, ich mach mir das ganze Jahr Geschenke“, erklärt er. Nur gelegentlich zieht sie die Notbremse: „Platz ist ja eh nur noch unter der Decke“.