Duisburg. .
Lauwarmer kanadischer Hummer, Filet von Nordseeglattbutt, Kalbsfilet im Kräutermantel auf Trüffel- Steinpilzrisotto – das Silvestermenü hat „Seehaus“-Chef Roger Achterath bereits geplant, obwohl er als geschäftsführender Gesellschafter der „Seehaus Gastro Betriebsgesellschaft“ bereits in der letzten Woche Insolvenz angemeldet hat.
„Frisch, unkompliziert, lecker“: Mit diesem Rezept ist der Meisterkoch im Frühjahr im schmucken Haus an der Regattabahn angetreten. Und mit einem guten kulinarischen Ruf, den sich Achterath mit seinem Stammhaus im niederrheinischen Rayen seit 2001 erworben hatte. Mediterran wie niederrheinisch, zügig und stressfrei serviert, krosse Blutwurst mit einer Dorade kombiniert, ein Rinderfilet überkrustet mit Ziegenkäse, diese Küche kam am Bertasee auch durchaus an.
„Wir haben uns hier in Duisburg einen guten Namen erkocht“, blickt Achterath nach einem Jahr im „Seehaus“ zufrieden zurück. Wie die Gäste waren auch die Gastro-Kritiker überzeugt, der Gault-Millau spendierte dafür die erste Haube, der Koch strahlte.
„Wir sind hier gut angekommen“, sagte Achterath gestern im Gespräch mit der WAZ, verwies aber auch auf das „wirtschaftlich schwierige Umfeld“ für Gastronomen in Duisburg. Man habe außerhalb der Saison nicht jeden Tag volles Haus und brauche einfach mehr Anlaufzeit.
Entscheidung könnte nächste Woche fallen
Bekommt er die? „Wir halten den Betrieb aufrecht“, so Achterath gestern. Auch bis Silvester? „Wir wollen es, aber ich kann es nicht garantieren.“ Der Dezember mit den Weihnachtsfeiern sei schließlich immer ein guter Monat für die Gastronomie. Er sei jedenfalls bereit, im „Seehaus“ weiter zu machen. Eine Entscheidung falle eventuell nächste Woche.
Zunächst einmal führt Dirk Hammes, Anwalt aus Ruhrort, die Geschäfte als vorläufiger Insolvenzverwalter. In ersten Stellungnahmen verwies er auf eine hohe Kostenbelastung durch das Personal, das wegen der Größe des „Seehauses“ erforderlich sei. Auch die Miete sei nicht unerheblich. Achterath: „So, wie es jetzt ist, kann es nicht weiter gehen.“
Vermieter sind die Unternehmensgruppen Hellmich (Bauunternehmen) und Hövelmann (Rheinfelsquelle). Firmenchef Walter Hellmich machte gestern einen durchaus entspannten Eindruck nach der Frage nach der Zukunft des schicken Restaurants in unmittelbarer Nachbarschaft der MSV-Arena: „Das machen wir schon. Wir werden das retten.“
Ziel sei auf jeden Fall der Erhalt der guten gastronomischen Adresse. „Ich weiß nicht, was da schief gelaufen ist“, sagte der Ex-Präsident der „Zebras“, das „Seehaus“ gehöre zu den „bestlaufenden Restaurants“ in der Stadt mit einem „herausragenden Standort“. Hellmich: „Wir haben da ein schönes Stück Duisburg geschaffen, das wollen wir auch erhalten.“
Hellmich hat keine Zweifel an Zukunft des Hauses
Man werde jetzt daran gehen, das Haus am See „auf gesunde Beine zu stellen“, kündigte der Bauunternehmer aus Dinslaken an. Es würden zunächst Gespräche mit dem Insolvenzverwalter geführt. Sollte Roger Achterath nicht mehr weiter machen können oder wollen, hat Hellmich dennoch keinerlei Zweifel an der Zukunft der gastlichen Stätte mit ihrem Restaurantbereich auf zwei Etagen und dem großen Biergarten zum Wasser hin: „Da wird es mit Sicherheit Leute geben, die sich bewerben.“
Dass Gastronomie in Duisburg nicht ganz einfach ist, wird auch in Friemersheim deutlich, wo das Gebäude vom Gasthof Brendel in den nächsten Wochen unter den Hammer kommen soll. Küchenchef Dirk Brendel kocht aber weiter (und weiter gut).