Duisburg. Duisburg gehört zu den landesweit 18 Modellkommunen, die beim Projekt „Kein Kind zurücklassen“ mitmachen. Bundespräsident Joachim Gauck wird in Hochfeld am Montag mehrere Partner des Netzwerks kennenlernen.

Kein Schickimicki, sondern das ganz normale Leben soll bei der Stippvisite des Bundespräsidenten am Montag gezeigt werden. Und das in atemloser Kürze: Im Familienzentrum Immendal wird Gauck nebst Oberbürgermeister Sören Link von 20 Kindern im Bewegungsraum begrüßt. Im Grünen Haus, das im Stadtteil als Konferenzraum genutzt wird, soll der Mikrokosmos Immendal erklärt werden: Das Netzwerk der Initiativen, die eine geschlossene Präventionskette bilden nach dem Motto „Kein Kind zurücklassen“ - von der Begleitung Schwangerer bis zum Streetwork für Jugendliche.

Das ist nicht neu und auch nicht einzigartig, aber selten so dicht beieinander wie in Hochfeld, erklärt Bernd Fastabend vom Jugendamt. Das Familienzentrum selbst hat sechs Gruppen für 128 Kinder aus 25 Nationen, gleich nebenan ist der Stadtteiltreff, der etwa Mütter-Frühstück und Hausaufgabenbetreuung anbietet und als einer der wenigen seiner Art ganz eng mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst kooperiert.

Grasgrüne Dependance

Gegenüber hat das Streetwork-Café seine frisch gestrichene grasgrüne Dependance und nebenan als ältester Hase im Geschäft liegt die Internationale Initiative Hochfeld, die berät und informiert, Deutschkurse anbietet und vieles mehr. Zwar sind die Altersgruppen, die die Partner ansprechen, unterschiedlich, aber allesamt sind sie niederschwellig, kooperieren auf Zuruf - mitunter auch quer über die Straße. Nachbarschaftliches Netzwerken eben.

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Fastabend lobt, dass sich die Partner schon seit vielen Jahren den Herausforderungen des Stadtteils stellen. „Trotz knapper Mittel ist es schön hier, sowas erwartet man vielleicht nicht“, glaubt er und blickt durchs Familienzentrum, in dem schon silbern die Sterne funkeln, Lichterketten eine gemütliche Atmosphäre schaffen.

Aufgeregt sind schon die vier Jugendlichen, die auf Gauck im Streetwork-Café treffen. Auf einem quietschbunten Sofa wird er sich mit den 18- bis 22-jährigen unterhalten. „Wir sind froh, dass er das Netzwerk besucht, unsere Arbeit wertschätzt, das erlebt man auch nur einmal in seinem Berufsleben“, freuen sich der Sozialwissenschaftler Ramazan Yildirim und die Sozialarbeiterin Katja Denno. Sie helfen bei Problemen mit Schule und Beruf, bei Ärger in der Familie, Suchtproblemen. Katrin Lefherz hat „ihre“ Frauen aus dem Stadtteiltreff, die mit Gauck sprechen werden, bereits geschult. Und seit diese wissen, was ein Bundespräsident ist, ist die Aufregung noch ein bisschen größer.

Vorteile erhofft sich Fastabend von dem Gauck-Besuch nicht. Vielmehr sei es ein Gefallen, den die Stadt der Ministerpräsidentin getan habe, „und das tun wir gerne“.