Duisburg.. Wohnungseinbruch, Diebstahl, Gewaltanwendung – für manche Kinder gehören kriminelle Aktionen zum täglichen Leben. In Duisburg waren im letzten Jahr von rund 19 000 Tatverdächtigen mehr als 4000 unter 21 Jahren alt. 646 davon waren jünger als 14.

„Kriminelle Karrieren werden oft schon im Kindesalter gegründet“, erklärt Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels, „daher ist eine Prävention schon in dieser Altersgruppe nötig, nicht erst, wenn sie strafmündig werden“.

Auf Nachhaltigkeit angelegt

Duisburg ist eine von acht Modellstädten, in denen nun besonders diese junge Mehrfachstraftäter intensiv betreut werden. Durch eine Kooperation von Polizei und Jugendamt sollen auffällige Kinder frühzeitig erfasst und wieder in die Gesellschaft integriert werden. Zu dieser Gruppe zählen diejenigen, die sich einer schweren Gewalttat oder drei Eigentumsdelikten schuldig gemacht haben und sich zudem in ungünstigen Lebensumständen befinden. Hauptzielgruppe des Projekts sind acht- bis 14-jährige Täter. „Je jünger die Kinder, desto effektiver die Programme“, weiß Thomas Krützberg, Leiter des Jugendamtes, aus Erfahrung. Das Modellprojekt „Kurve kriegen“ setzt sehr früh an, deshalb ist Krützberg von seinem Erfolg „felsenfest“ überzeugt: „Es ist auf Nachhaltigkeit angelegt und nicht bloß ein Leuchtturmprojekt.“

Mit dem heutigen Start des Projektes soll auch eine Fachkraft nach Duisburg geholt werden, die sich ausschließlich den jungen Straftätern widmet.

Hilfe für Intensivstraftäter

Von 99 Kindern, die im letzten Jahr in Duisburg durch Gewalttätigkeiten polizeilich aufgefallen sind, passen etwa 30 bis 40 in das neue Programm. „Das bedeutet nicht, dass wir die anderen im Regen stehen lassen“, betont Krützberg, aber man wolle sich mit dem Projekt vor allen Dingen um die Intensivstraftäter kümmern. Diese könnten sonst in den kommenden Jahren zu einer großen finanziellen Belastung für das Land werden.

Sprach- und Sportkurse, Lernhilfen, Coolness- und Anti-Aggressionstraining sollen jungen Straftätern in Zukunft dabei helfen, den richtigen Weg zu finden. „Das reine Bestrafen und Wegsperren bringt gerade bei jungen Intensivstraftätern häufig nichts. Mit dem Projekt will man sie an die Hand nehmen“, erklärt Jugenddezernent Karl Janssen. In dieser Altersgruppe sei es besonders wichtig, auch die Eltern mit einzubinden. Gerade das birgt jedoch manchmal Probleme, meint Krützberg: „In 40 von 60 Fällen wollen die Eltern nicht mitmachen“. Man könne daher nicht alle Kinder für das Projekt erreichen. „Wenn wir aber eine Gruppe von Kindern mit denselben Problemen haben, ist es meist einfacher, die Eltern zum Mitmachen zu bewegen.“