Duisburg.. Zum Ausklang des Wochenendes wurde es noch einmal richtig heiß. Die Metalbands „Of Mice and Men“ und „Memphis May Fire“ machten auf ihrer Europa-Tour Station im Duisburger Grammatikoff.
Die Beleuchtung im Grammatikoff erlischt und beendet die wohlverdiente Verschnaufpause nach „Memphis May Fire“. Rund 200 Augenpaare richten sich wieder auf die Bühne. Aus den Lautsprechern prasselt das Geräusch von Regen. Donnergrollen zerreißt immer wieder die Stille, ein Blitz und dann stehen sie auf der Bühne - „Of Mice and Men“.
Nach und nach stimmt Drummer Valentino Artega in das Gewitter ein und nimmt Fahrt auf. Als dann Sänger Austin Carlile „Hello Germany!“ in das pink umwickelte Mikrofon brüllt, hat der Wirbelsturm auch das Publikum erfasst - hier geht heute niemand ohne blaue Flecken nach Hause. So ist das nun mal bei Konzerten dieses Genres.
Eine Mischung der Genres
Bei einem dergestalt weit verästelten Stammbaum, wie ihn der Heavy Metal aufzuweisen hat, sei hier zumindest der Versuch unternommen, die Musik von „Of Mice and Men“ einzuordnen. Metalcore nennen die Musiker es selbst und es klingt wie eine Mischung aus extrem hartem Heavy Metal und Hardcore Punk, gewürzt mit einer Prise Kinderkirmes-Techno. Dabei verhält es sich in etwa wie bei Schokolade mit Chili, es polarisert – für die einen eine Offenbarung, für die anderen ein Graus.
Die Mischung der Musik ist ausgewogen aber exzentrisch, auf keinen Fall Radiomusik, kein lupenreiner Pop, dafür ist sie zu hart, kein lupenreiner Metal, dafür ist es zu verspielt. Für Passagen mit harten Breakdowns entschädigt Austin Carlile mit Refrains zum Mitsingen und umgekehrt. Es sind schlicht keine Gitarrenschrammelnden Krachmacher oder Pseudointellektuelle Riesenbrillenträger, die im Karohemd hinter ihrem Macbook stehen und Play drücken.
Hausaufgaben machen ist ein Muss
Die Musik wirkt ehrlich, auch wenn die Samples künstlich sind. Die Texte haben Inhalt, auch wenn sie geschrien werden. Dies ist bisweilen der einzig große Nachteil dieses Genres. Wer sich vorher nicht mit den Texten auseinandersetzt, hat beim Konzert keine Chance etwas zu verstehen. Dass die Fans ihre Hausaufgaben gemacht haben, beweist Carlile an diesem Abend selbst, indem er, das Mikrofon zum Mitsingen immer wieder ins Publikum reicht. Überhaupt ist er sehr nah dran an den Fans, ist Musiker, nicht Star.
Seine Texte handeln von Enttäuschungen, von verpassten Chancen, von Schicksal. Oft klagt er direkt an, wie in „I’m a monster“, singt aber auch von Hoffnung und Dankbarkeit („Second & Sebring“). Bei der Findung des Bandnamens ließ sich Austin Carlile von Schriftsteller John Ernst Steinbeck inspirieren. „Die besten Pläne von Mäusen und Menschen schlagen oft fehl“ schreibt der Literaturnobelpreisträger in seiner Novelle, die den selben Namen trägt, wie die Band.
Letzte Chance
Auf die Frage nach dem tieferen Sinn antwortet Carlile: „Man macht Pläne und sie werden über den Haufen geworfen und dann machst du einfach das Beste aus dem, was übrig bleibt.“ Das waren in diesem Fall 60 durchgeschwitzte Minuten für Duisburg und offenbar genau das Richtige für die Fans vor der Bühne, die auch nach der Zugabe noch nach mehr schrien. Die vorerst letzte Chance, die Band live zu sehen, ist am Mittwoch, 24. Oktober, im Underground in Köln.