Duisburg. . Manchmal kommt’s auf ein Leerzeichen an. Im Duisburger Süden entsprechen manche Verkehrsschilder nicht den gültigen Rechtschreib-Regeln. Beim Navi-Gebrauch kann’s schwierig werden. Kissinger Straße oder Kissingerstraße?

Es geht nur um ein einziges Leerzeichen, aber das stellt die Bedeutung – streng genommen – auf den Kopf: Die Kissinger Straße in Huckingen sollte eigentlich an den geschichtsträchtigen fränkischen Kurort Bad Kissingen erinnern. Das Problem: Auf einem von mehreren Straßenschildern steht nichts von „Kissinger Straße“, sondern „Kissingerstraße“. Als ob es um den ehemaligen amerikanischen Außenminister ginge. Henry Kissinger kommt zwar auch aus Franken, ob er jemals in Bad Kissingen war, ist indes nicht bekannt.

Kein Einzelfall in Süden

Die Kissinger Straße, die auf allen anderen Schildern korrekt geschrieben ist, ist kein Einzelfall: Zahlreiche Straßen im Süden sind falsch beschriftet. Wie die Angerhauser Straße. Mal heißt sie „Angerhauserstraße“, mal „Angerhauser Straße“. Wie kommt das?

Ob eine Straße neu- oder umbenannt wird, entscheidet die Bezirksvertretung. Sie verteilt auch die Namen für neue Straßen im Duisburger Süden. So wie jüngst geschehen: Da gaben die Abgeordneten einer neuen Erschließungsstraße in Huckingen den Namen Kardener Straße – frei nach dem Städtchen Karden an der Mosel. Der Vorschlag Kröver Straße unterlag in der Abstimmung. Straßennamen sind Mehrheitssache.

Litten die Politker an der Kissingerstraße unter Rechtschreibschwäche? Nein, beteuert Stadtsprecherin Susanne Stölting: „In der jeweiligen Zeit, als Straßen ihre Namen erhalten haben, galten oft noch andere Regeln.“ Auf eine Korrektur warten die betroffenen Anwohner und verwirrte Besucher vergeblich: „Auch wenn die Schreibweise aus heutiger Sicht falsch ist, passen wir die Namen nicht nachträglich an.“

Aufs Leerzeichen kommt’s an

So kurios die Sache klingen mag, in der Praxis kommt manchmal auf ein Leerzeichen an. So unterscheiden Navigationsgeräte genau. Und wer will schon in der Kissingerstraße landen, wenn er Freunde in der Kissinger Straße besuchen will. Viele Anwohner haben sich zwar mit der falschen Schreibweise ihrer Anschrift arrangiert, ärgern sich aber doch. Der Leser aus der Kissinger Straße, der auf das Problem hinwies, fürchtet, dass Rettungswagen das Haus nicht finden. Sein Glück: Das Schild ist mittlerweile getauscht.

Dass die Kissinger Straße definitiv der Stadt und nicht dem Politiker gewidmet ist, beweisen allein schon die regelmäßigen öffentlichen Auftritte Henry Kissingers. Denn Persönlichkeiten solltennach einer internen Regel zwei Kriterien erfüllen, damit eine Straße nach ihnen benannt wird: Sie müssen bedeutend sein – und tot.