Duisburg. Die Piratenpartei in Duisburg will einen Kreisverband gründen. Ex-Funktionär Andreas Winkler, der die Piraten in Duisburg vor seinem Rücktritt eine „Selbsthilfegruppe für Arbeitslose“ genannt hatte, spielt keine Rolle mehr. Er liegt im Rechtsstreit mit einem Blogger und will sich nun in Köln politisch engagieren.

Nach aktuellen Umfragewerten hat sich der Höhenflug der Piratenpartei inzwischen abgeschwächt. Auf knapp acht Prozent kamen sie sowohl in Duisburg als auch NRW-weit bei der Wahl im Mai, derzeit liegen sie nach den Umfragen bei rund fünf Prozent. Dennoch: In Duisburg wollen sich die Piraten auf ihrem Parteitag am Samstag (29. September, 15 Uhr, Café Museum) endlich eine feste Struktur geben und einen Kreisverband gründen. Auch die Wahl eines Vorstands steht heute an. Eine Personalie, die zuletzt für jede Menge Wirbel sorgte, beschäftigt die Piraten nicht mehr: Andreas Winkler, das durch seine harsche Kritik wohl bislang bekannteste Mitglied, will in einer anderen Stadt weitermachen.

„Es zieht mich nach Köln“, sagt Winkler der NRZ. „Dort sind die Piraten liberaler, toleranter und nicht so kommunistisch wie in Duisburg. Aus Köln habe ich bereits ein relativ gutes Echo bekommen.“ Getroffen hat er sich mit der Parteibasis der Domstadt allerdings noch nicht. Bislang lief der Kontakt ausschließlich über den Sprecher Oliver Wesemann. Er zumindest würde Winkler gerne in seinem Kreisverband begrüßen: „Wir teilen viele seiner libertären Gedanken. Daher sehe ich prinzipiell keine Probleme.“ Diese bestehen jedoch allein deshalb, weil der Whisky-Sommelier Winkler zwar mit seiner Ehefrau in Duisburg und im Sauerland lebt, aber nur im irischen Dublin gemeldet ist. Bei im Ausland gemeldeten deutschen Mitgliedern entscheidet der Bundesvorstand über die Zugehörigkeit zu Kreisverbänden.

Als größere Hürde könnte sich jedoch die öffentliche Abrechnung mit seinen Duisburger Parteifreunden erweisen. Die Reputation des einstigen Piraten-Sprechers ist zudem durch ein Online-Blog beschädigt, der vermeintliche Details seiner Vergangenheit veröffentlicht hat. Es geht um eine Straftat, zu der das Urteil länger als zehn Jahre zurückliegt. Die Akte ist nun unter Verschluss und Winklers Strafregister wieder blank. Der Rechtsstreit zwischen dem 41-Jährigen und den Bloggern dauert noch an.

Für Oliver Wesemann spricht das nicht gegen eine Aufnahme des Wahl-Dubliners, zumal auch Personen mit Ecken und Kanten einen Platz bei den Piraten hätten. „Egal, wo die Leute herkommen, solange sie in die richtige Richtung wollen, sind sie bei uns richtig.“ Zudem sei Winkler „von der Gesinnung eindeutig auf Piratenkurs“.

Anders sieht das hingegen der Kölner Parteivorstand. „Wir freuen uns, dass der Kreisverband unter Mitgliedern einen guten Leumund hat“, sagt Schatzmeisterin Lisa Hanna Gerlach und stellt schnell klar: „Wir glauben aber nicht, dass Andreas Winkler politisch mit uns auf einer Linie liegt.“ Dass Winkler also eine politische Zukunft in der einflussreichen Kölner Ortsgruppe, deren Vorsitzender der Landtagsabgeordnete Daniel Schwend ist, bevorsteht, darf demnach bezweifelt werden.