Essen.. Geheimpapier auf Twitter: Die Essener Piraten Matthias Bock und Dirk Schatz brachten ein vertrauliches Papier in Umlauf. Darin geht es um den Umgang der Piraten mit der SPD. Ein abgekartertes Spiel. So wollten die Freibeuter kontern, denn laut dem Südwestrundfunk debattieren die Sozialdemokraten derzeit ein Geheimpapier, wie sie am besten mit den Piraten umgehen.
"Nur die Spitze der Spitze der Spitze" soll das Piraten-Geheimpapier lesen. So steht es zumindest direkt unter dem "Vertraulich"-Stempel. Er prangt groß auf dem einseitigen Schriftstück, das die NRW-Piratenkandidaten Dirk Schatz und Matthias Bock in Umlauf brachten. Trotz Vertraulichkeit fühlen sich die zwei Piraten absoluter Spaß-Transparenz verpflichtet und versendeten das Papier einfach querbeet, schließlich ist Wahlkampfzeit. Damit reagieren die Piraten auf einen Bericht des Südwestfunks (SWR), es gebe ein SPD-Geheimpapier zum Umgang mit den Piraten.
Angst macht das SPD-interne Papier den beiden Freibeutern nicht. Sie denken stattdessen: Möge die SPD doch tun, was sie will - die sozialdemokratische Partei treibe mit all ihrem Tun eh die Wähler den Piraten in die Hände. „Ehrlich gesagt, versteht die SPD überhaupt gar nicht wieso es überhaupt Wähler gibt, die uns wählen werden“, konstatiert das Piraten-Papier - wer selber nachlesen möchte, findet das originale Piraten-Papier als Download (siehe rechts).
SPD unterstützen, damit es mehr Piratenwähler gibt
In dem Papier bekommen die Sozialdemokraten jedenfalls in kürzester Form ihr Fett weg - wobei die Piraten allerdings keinerlei inhaltlichen Kritikpunkte an der SPD-Politik anführen. Alles bleibt auf einer allgemeinen Ebene: Die SPD mache „so viel falsch“ und „überschätze ihre eigene Rolle in der Parteienlandschaft“. Diese Tatsache wollen sich nun die Piraten, genauer gesagt ein „strategischer Haufen der Piraten“, zu Nutze machen. Indem sie einfach das pure Dasein der SPD für ihre Piratenzwecke verwenden. „Im Sinne unserer Stimmmaximierung“ wollen die NRW-Piraten nun „die SPD bei allem, was sie tut“, unterstützen. So lautet das Geheimrezept.
„Schneller kann man Wähler nicht in unsere Fänge treiben“, lautet die Einschätzung der Piratenpartei, „Wichtig dabei ist – immer schön oberflächlich und populistisch bleiben. Dem Wähler nicht zu viel Tiefgang zumuten, nachher fängt der noch an Fragen zu stellen. Im schlimmsten Fall beginnt er selbst zu denken. Dies soll natürlich vermieden werden.“
Der SPD mit Ironie begegnen
Harte Worte. Als Unterzeichner ist auf dem Piraten-Briefpapier nur zu lesen: „Der Mann mit dem Balken vorm Gesicht“. Dahinter verberge sich ein „undefinierter Haufen von Piraten, die sich als die Oberstrategen der Politszene sehen und sich nicht trauen diese Thesen laut vor einer Kamera auszusprechen!“ Und doch - der Hagener Pirat Schatz gibt dann doch ein Statement ab: "Ich find's witzig, dass die SPD ein Papier zum Umgang mit uns hat. Da haben wir gedacht, wir könnten doch quasi mit einem Lächeln reagieren. Eben mit Ironie." Es sei keine große Sache gewesen, ein eigenes Piraten-Geheimpapier aufzusetzen.
"Was andere Piraten aus NRW dazu denken, weiß ich nicht. Das Papier ist eben nur auf kurzem Wege entstanden", sagt Schatz. Eben ein kleiner Spaß, um ein wenig zu kokettieren. Tja, am Ende wird das Piratenpapier wohl doch keinen SPD'ler aus der Reserve locken. Außer jemand hat das interne Strategiepapier noch nicht gelesen und lässt sich zu Ausfällen verleiten.
SPD-Strategiepapier zu Piraten-Umgang
Laut SWR-Informationen will die SPD mit ihrem Strategiepapier fortan übrigens die direkten Angriffe auf die Piratenpartei meiden: „Pauschale Verrisse bringen wenig.“ Stattdessen ließe sich in dem Papier lesen, wie kleine Skandale den Piraten schaden werden: „Kleine Skandale (Schummeln bei den Mitgliederzahlen, Nazi-Thema, Gehälter für Vorstand etc.) werden ihnen schaden, aber die Kritik darf nicht von den etablierten Parteien kommen!“ Vor allem die netzpolitischen Themen sollen SPD-Politiker meiden: „Die Piraten auf ihrem eignen Feld zu schlagen, ist aussichtslos, sich auf ihr Feld zu begeben gefährlich.“ Das SPD-Strategiepapier soll am Wochenende an die Mitglieder des SPD-Bundesvorstands verschickt worden sein.
Auch die Berliner Zeitung berichtet, ihr liege das SPD-Strategiepapier vor. Darin stehe unter anderem als Empfehlung für die SPD-Politiker: Die Kommunikation mit den Piraten müsse „selbstbewusst, aber nicht arrogant“ sein – am besten nach dem Muster: ‚Zunächst stimmt ja Kritik x; aber...‘“. Selbst der problematische Umgang der Piraten mit rechtem Gedankengut solle eher sensibel angesprochen werden, damit nicht der Eindruck entstehe, „durch die Nazi-Kritik versuche man, die Piratenpartei kaputt zu machen“.