Duisburg. .
Das Klinikum Duisburg ist ein Krankenhaus mit Maximalversorgung und 17 Fachabteilungen. Von der Frühgeburt bis zur Geriatrie.
Wunder des Lebens – und Wunder der modernen Medizin: Gerade mal 580 Gramm wiegt das kleine Bündel, dem der Inkubator die Gebärmutter ersetzen muss. Das Schwesterchen auf der pädiatrischen Intensivstation im Klinikum Wedau bringt es auf 680 Gramm.
Oberarzt Francisco Brevis kümmert sich um die allerkleinsten der rund 23 000 stationären Patienten des Klinikums. Rund 300 Geburten zählt allein das Perinatalzentrum im Jahr, weitere 600 sind „normale“ Entbindungen. Wenn Problemgeburten anstehen, Früh- oder Mehrfachgeburten, dann ist die Wedauer Klinik erste Adresse mit der Level 1-Zertifizierung. 380 Gramm wog das kleinste „Frühchen“, das die Ärzte durchgebracht haben. Bilder an der Wand zeigen etwa die kleine Leana, die bei ihrer Geburt 720 Gramm wog und mit zwei Jahren vergnügt in die Kamera schaut.
Balsam für die Seele
Leana hätte ihren Spaß, wenn sie später mal als normale Patientin in die große Kinder- und Jugendklinik mit ihren Ärzten, Psychologen oder Physiotherapeuten müsste: Ein Schiff, die 1921 gebaute „Gudrun II“ liegt da am Eingang auf dem Trockenen. „Wir wollten auch zeigen, das wir hier Hafenstadt sind“, erklärt Pressesprecherin Ute Kozber die Duisburg-Nähe der einstigen städtischen Kliniken, an der seit 2007 die private Sana-Gruppe beteiligt ist.
1977 ging die Stadt mit ihrem Klinikneubau auf die „grüne Wiese“ am Kalkweg. Mächtig thront da der kantige Betonbau und ist wohl die einzige Klinik, die praktisch im 1. Stock beginnt. Aufzug, Treppe oder Rolltreppe führen hinauf zum Eingang. Auch da hätte Leana ihren Spaß: Ein großes Aquarium schimmert bläulich ins Foyer. „Balsam für die Seele“ soll es bieten – wie der christliche Andachts- und der islamische Gebetsraum gegenüber.
Das Klinikum Duisburg
Momente der Stille in einem betriebsamen Groß-Krankenhaus: Ein „Haus der Maximalversorgung“ mit 17 Fachabteilungen, vier Instituten und an die 100 000 ambulanten, stationären und Therapiepatienten ist das Klinikum. Neben dem Perinatalzentrum gehört das klinikübergreifende Neurozentrum mit der Neurologie, der Neurochirurgie und der Neuroradiologie sowie das Onkozentrum für Krebspatienten zum medizinischen Profil des Wedauer Krankenhauses. Hoch ist der Anteil der Notfall-Patienten, auch wegen einer der beiden Duisburger „Stroke unit“-Stationen für Schlaganfall-Patienten. Das eigene Notarzteinsatzfahrzeug ist 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag besetzt.
Medizin auf höchstem Technik- und Qualifizierungsstand
Das Neurozentrum unter dem damaligen Chefarzt der Neurochirurgie und heutigen Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Werner Hassler zählte von Beginn an zu einem der Schwerpunkte des damaligen städtischen Klinikums. Medizin auf höchstem Technik- und Qualifizierungsstand ist da gefordert. „Das geht nur im Netzwerk der Spezialisten“, betont Professor Friedhelm Brassel, Chefarzt der Radiologie und Neuroradiologie. Während in der Vitrine vor der Station „Hammer und Meißel“ aus vergangenen OP-Zeiten verschlossen sind, zeigt der Radiologe, wie heute kleinste Gefäßgerinnsel oder Verschlüsse mit Mikrotechnik und Mini-Kathetern auf Umwegen (von der Leiste ins Gehirn) aufgelöst werden können. Auch Säuglinge aus dem ganzen Bundesgebiet kommen nach Duisburg, um hier neuropädiatrisch behandelt zu werden. „Das sind oft die schwierigsten Fälle, die man sich nur vorstellen kann“, so Brassel.
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Ähnlich behandlungsintensiv, vor allem auch in der pflegerisch-therapeutischen Betreuung, ist die Klinik für neurologische Früh-Rehabilitation für schwerstbetroffene Patienten, die im Klinikum über sechs bis acht Wochen nach Schlaganfällen oder Tumor-Operationen auf eine erst danach überhaupt mögliche Reha-Zeit vorbereitet werden. Fünf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche werden die Patienten gepflegt und therapiert.
Beton-Koloss ist in die Jahre gekommen
„Wir sind neben Münster und Krefeld die einzige Klinik mit offiziellem Versorgungsauftrag des Landes“, erklärt Chefarzt Prof. Wilhelm Nacimiento. Licht und hell in freundlichem Gelb ist es in dem vergleichsweise neuen Gebäudetrakt. Die Flure sind breit, kleine Innenhöfe bringen Tageslicht hinein. Keine Frage: So eine Großzügigkeit und architektonische Leichtigkeit würde sich das Krankenhaus für alle seine Stationen wünschen. Denn der Beton-Koloss ist in die Jahre gekommen. „Da muss schon was getan werden. Die Zimmer der Kinderklinik stehen ganz oben auf unserer Liste“, räumt Ute Kozber ein.
Auch etwa im Treppenhaus der Geriatrie im Haus C ist der Sanierungsstau unübersehbar. Es ist in die Jahre gekommen wie das alte Taxi, das früher für die therapeutische Behandlung von Demenzpatienten zum Einsatz kam. Auf den Stationen läuft im Aufenthaltsraum vor dem Zimmerflur der Fernseher. Hier essen auch einige Patienten gemeinsam, steht ein Gerät zur Bewegungstherapie. „Mir geht es hier gut. Das Zimmer ist schön. Ich hoffe, dass man mir hier helfen kann“, sagt eine ältere Patientin und ihre Zimmernachbarin nickt zustimmend.
Krankenhaus der Generationen ist das Klinikum also: Von der 24 Wochen alten Frühgeburt bis zum betagten Demenzpatienten. Sie alle versorgt ein in Duisburgs Krankenhäusern einmaliges Logistiksystem: die AWT, die Automatische Warentransport-Anlage im Kellergeschoss: Wie von Geisterhand bewegt kurven täglich 1000 Container über eine Kilometerstrecke an ihren Schienenführungen und transportieren die „Laufkatzen“ alles, was das Krankenhaus und die Patienten brauchen: Medikamente, Essen, Pflegematerial, Abfall, Küchengeschirr.