Duisburg. .

„Coraggio!“ ist ein gern gebrauchtes Wort in italienischen Opern. „Nur Mut“ hat Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi den Philharmonikern für die neue Saison zugesprochen, die mit der Schließung der Mercatorhalle „unerwartet“ begonnen hat, stapelt Intendant Dr. Alfred Wendel tief. Der war gestern hoch erfreut, „unseren dänischen Römer für Duisburg“ begrüßen zu können. Seinen ersten großen Auftritt als GMD hat Bellincampi heute – beim Open-Air-Konzert zum 100-Jährigen des Theaters auf dem Opernplatz.

„Immer optimistisch“

Bellincampi, der eine Wohnung in fußläufiger Entfernung zum Theater bezogen hat, nimmt die unerwartete Lage gelassen: „Es ist natürlich nicht optimal, eine gute Akustik ist wie ein gutes Instrument.“ Und auf die hervorragende Akustik der Mercatorhalle bauten auch einige Programme der Philharmonischen Konzerte ganz besonders, darunter die „Alpensinfonie“ von Richard Strauß und Bruckners „Achte“ die bei den beiden letzten Konzerten der Saison (Juni und Juli 2013) auf dem Programm stehen. Vielleicht sei die Mercatorhalle bis dahin ja wieder zu nutzen, zeigt sich Bellincampi „immer optimistisch“. Und wenn nicht? „Erstmal sehen, wie das 1. Philharmonische Konzert wird“, ist er gespannt, wie das Theater am Marientor klingt.

Zuversichtlich stimmt ihn beim Rückblick auf das aufregende Jahr, „dass wir einen guten Kampf gewonnen haben“: „Die Opern-Ehe ist gerettet, das Orchester ist sehr, sehr guter Stimmung, alle wollen das Beste tun fürs Publikum.“ Da ist es für Bellincampi ein „schönes Luxusproblem“, dass pro philharmonischem Konzertabend allein 1000 Abonnenten untergebracht werden müssen.

Abonnenten halten die Treue

Das Programm heute auf dem Opernplatz

Das Programm des Open-Air-Konzerts heute um 20 Uhr auf dem Opernplatz beginnt mit der Ouvertüre zu „Candide“ von Leonard Bernstein unter der Leitung von Giordano Bellincampi.

Außerdem steht er am Pult beim Osterchor aus „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni und bei Arien und Chören aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin.

Der Düsseldorfer GMD Alex Kober leitet „The Sea Hawk“-Ouvertüre von Erich Korngold und „Independence Day End Tags“ von David Arnold sowie das Finale mit Triumphmarsch aus Verdis „Aida“. Zugaben begleiten das abschließende Feuerwerk.

Von „Glück im Unglück“ spricht auch Wendel: Das Theater am Marientor ist an allen Terminen frei, die Konzertmuschel wird gerade gewartet, das Parkhaus wird geöffnet sein. Zur Zeit seien zwei Tontechniker im TaM und prüften, wie der Saal mit geringem Aufwand elektroakustisch verbessert werden könne. Dabei geht es nicht um eine Verstärkung, sondern um das Gefühl eines größeren Raumvolumens. Die öffentlichen Proben (vor den Konzerttagen dienstags um 12 Uhr) wird es ebenso weiterhin geben – jedenfalls wenn Bellincampi am Pult steht – wie die Konzerteinführungen.

Er werde häufig gefragt, warum man nicht einfach ins Theater nebenan umziehe, so Wendel: Weil dort an den Abenden der philharmonischen Konzerte Schauspielproduktionen gezeigt werden; und an den meisten Kammerkonzert-Abenden Opern. Weder die Kraftzentrale (fehlende Infrastruktur) noch Kirchen (zu klein) kämen in Duisburg als Ausweichquartiere in Frage. Offen sei noch, wohin die Kammerkonzerte ausgelagert werden, daran werde aber intensiv gearbeitet. Ausfallen müssen allerdings die Toccata-Konzerte, deren Programme ganz auf die besondere Eule-Orgel in der Philharmonie Mercatorhalle abgestimmt sind. Vier Weltklasse-Organisten hatte man für die Reihe gewinnen können, sie hätten inzwischen signalisiert, ihre Konzerte nachzuholen.

Die Abonnenten halten den Philharmonikern offenbar die Treue, es gebe nur vereinzelt Kündigungen, so Wendel. Einnahmeausfälle wird es allerdings an der Abendkasse geben, denn mit 1500 Plätzen ist das TaM um 200 Plätze kleiner als die Mercatorhalle.