Ein perfides Gewaltverbrechen beschäftigt seit gestern die Richter des Duisburger Schwurgerichts. In der Frundsbergstraße in Fahrn war am 11. September letzten Jahres eine 70-jährige Rentnerin tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden.

Da im Rücken des Leichnams mehrere Messerstiche festgestellt wurden, begann die Polizei noch am gleichen Tag mit der Fahndung nach dem Mörder. Drei Tage später ging den Ermittlern der mutmaßliche Täter in Köln ins Netz.

Als der Hauptverdächtige gestern erstmals den Gerichtssaal betrat, mochte man erahnen, warum ihm die 70-jährige Renate D. (alle Namen geändert) auf den Leim gegangen war. Die Haare trägt er ordentlich frisiert, gekleidet ist er sauber und geschmackvoll. An seinem Hals baumelt eine Lesebrille, auf deren Bügeln er zuweilen gedankenverloren herum kaut. Den 58-jährigen Johann R. würde man wohl eher für einen pensionierten Ministerialbeamten halten als für einen möglichen Mörder und Hochstapler.

Doch hinter der Fassade des distinguierten Herren lauert laut Anklage ein eiskalter Betrüger. Im Pflegeheim ihres erkrankten Mannes machte sich Johann R. an die Rentnerin heran. Er zeigte sich verständnisvoll und mitfühlend, als der Mann verstorben war. Im Folgejahr waren Angeklagter und Ermordete ein Paar.

Bis zum Sommer 2008 vertiefte der Angeklagte die Beziehung. Nachbarinnen beschrieben gestern, dass Renate D. immer stärker auf den Angeklagten fixiert war. Selbst ihre Bankgeschäfte erledigte er. Ein lohnendes Geschäft, in einem Schließfach soll die Getötete über 70 000 Euro aufbewahrt haben.

Im August 2008 schließlich soll Johann R. zugeschlagen haben, so wirft es ihm die Anklage vor. Er ersann die Geschichte, dass sein Zwillingsbruder in Rom zum Kardinal berufen werden solle und lud die Rentnerin aus Fahrn zu einer Reise in den Vatikan ein. Den Bruder gab es freilich nicht, die Geschichte war eine Farce, um das Verschwinden der Frau für eine gewisse Zeit zu vertuschen. Laut Anklage stach Johann R. am Morgen des 29. August mindestens sechs Mal mit einem Messer in den Rücken der alten Dame. Da keiner der Stiche tödlich war, strangulierte er sie anschließend mit einem Stromkabel und deponierte die Leiche im Schlafzimmer. Er flüchtete mit Schmuck und einer Scheckkarte, auch das Bankschließfach soll er ausgeräumt haben.

Erst zwei Wochen später wurde der stark verweste Körper von Renate D. gefunden. Über Tatort und Leichenfund sollen Polizeibeamte am Freitag aussagen.