Duisburg.

„Wenn alle Ausländer wären wie Sie, dann hätten wir keine Probleme“. Diesen Satz bekommt Arda seit seiner Ankunft in Deutschland 1966 öfter zu hören als es ihm lieb ist.

In der Tat ist die Anzahl der Deutsch sprechenden Gastarbeiter zu dieser Zeit so gering, dass der junge Türke einen großen Eindruck hinterlässt. Das Buch „Arda. Biografie eines Deutschen mit Migrationshintergrund“ von Dr. Sami Özkara beschreibt die Geschichte des jungen Arda, der im Juli 1966 seine Familie in der Türkei verlässt, um ein freieres Leben in Deutschland zu führen.

Die Sorgen der Einwanderer

Im Gegensatz zu seinen Landsleuten, die im Schichtdienst bei den Ford-Werken oder im Bergbau arbeiten, zieht der sprachkundige Migrant bereits am Tag seiner Ankunft das große Los: Der Jugendwohlfahrtsverband in Köln will ihn als Dolmetscher für seine Gastarbeiterwohnheime einstellen. Arda nimmt das Angebot begeistert an und fühlt sich in seiner neuen Rolle wohl. Auf der anderen Seite wird er nun hautnah mit den Missständen in den Heimen und den Sorgen und Problemen der Arbeiter konfrontiert, von denen ausschließlich erwartet wird, „bescheiden und fleißig“ zu sein.

Arda hilft ihnen so gut er kann bei ihren Problemen mit den Behörden, ihrem Visum und bei der Wohnungssuche. Gleichzeitig beginnt er sich in Deutschland heimisch zu fühlen. Er stellt Deutschkurse für Migranten auf die Beine und kauft sich einen VW-Käfer.

Gewissensbisse und Alpträume

Als er 1972 nach Duisburg versetzt wird, bemerkt er bei seiner Ankunft als erstes die starke Luftverschmutzung der Stadt. „Hier kann ich nicht leben“, sagt sich der junge Mann. Schnell lernt er jedoch mit der Zeit schöne Ecken kennen – wie die Sechs-Seen-Platte, den Revierpark. Er schließt neue Freundschaften, mit Migranten und deutschstämmigen Duisburgern gleichermaßen.

Das Buch über den jungen Türken, der sich in Deutschland zu Hause fühlt, handelt aber auch von einem Migranten, der immer wieder von seiner Vergangenheit heimgesucht wird. Gewissensbisse und Alpträume, in denen seine Brüder und Schwäger ihn verfolgen und „nach Hause“ bringen wollen, suchen ihn heim.

Statt einer kargen Biografie liest sich „Arda“ wie ein Roman, der auch Schmankerl über den Mercedes als das Status-Symbol der Türken sowie die vielen dickbäuchigen deutschen Chefs nicht auslässt. Die Biografie liefert einen detaillierten und lebhaft geschilderten Einblick in die bewegte und bewegende Geschichte der Gastarbeiter in Duisburg.