Duisburg. Laut Tierschützern soll es in Duisburg die letzten Wochenmärkte in ganz Deutschland geben, auf denen lebende Tiere verkauft werden. Der„Arbeitskreis humaner Tierschutz“ hat Anzeige erstattet und das Veterinäramt aufgefordert, aktiv zu werden. Gesetzlich ist der Verkauf von Kleintieren aber möglich.

Einkaufsbummel über den Wochenmarkt: Ein Kilo Äpfel für 1,99 Euro, ein Pfund Kirschen für 2,99 Euro, zwei Zebrafinken für 18,90 Euro und ein Goldhamster für 15 Euro. Das könnte theoretisch im Korb landen, wenn man über die Wochenmärkte im Duisburger Norden geht.

Denn die Märkte in Hamborn und Neumühl sind die einzigen in Deutschland, auf denen noch lebendige Tiere verkauft werden. Sagt zumindest der „Arbeitskreis humaner Tierschutz“. Der Verein kämpft im Allgemeinen gegen die alltägliche Tierqual und derzeit im Besonderen gegen den Tierverkauf auf den Duisburger Wochenmärkten.

Wo Tiere und Kommerz aufeinander treffen, lässt der Aufschrei nicht lange auf sich warten. Ein Vereinsmitglied hatte den Stand in Neumühl entdeckt, die Tierschützer haben die Situation mit Bildern dokumentiert. Sie nennen den Wagen der Markthändlerin ein „rollende Tierqual-Zoohandlung“.

Ist das überhaupt erlaubt?

Sie haben Anzeige erstattet und das Veterinäramt aufgefordert, aktiv zu werden. „In winzigen, übereinander gestapelten Käfigen sind die Jungtiere dem hektischen Marktgeschehen hilflos ausgeliefert. Das ist für sie purer Stress, sie haben keine Rückzugsmöglichkeiten, nichts schützt sie vor Zugluft, Hitze oder Kälte“, beklagt Vereinssprecher Stefan Klippstein. „Das ist absolut tierschutzwidrig. Nicht umsonst sind solche Tierverkäufe sonst bundesweit nicht mehr zu finden, die Zeit der rollenden Tierhandlungen ist lange vorbei“.

Nur eben nicht in Duisburg. Aber ist der Verkauf von Heimtieren wie Kaninchen, Meerschweinchen, Nymphensittichen, Zebrafinken und Hamstern auf einem Wochenmarkt eigentlich überhaupt erlaubt? „Ist er“, sagt Peter Joppa, Chef des Frischekontors, das die Wochenmärkte organisiert. „Wir haben immer wieder Anfragen zu dem Thema und den Sachverhalt mehrfach prüfen lassen“. Laut Gewerbeordnung sei nur der Verkauf von Großvieh untersagt, der Verkauf von Kleinvieh verstoße zudem weder gegen die Wochenmarkt-Satzung noch gegen die Warenzulassungsverordnung. „Es gibt nur die eine Anbieterin auf den beiden Märkten im Norden, sie steht dort seit Jahrzehnten und wird regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert. Bisher gab es noch nie auch nur eine Beanstandung“, sagt Peter Joppa.

Verein bittet OB, den Verkauf zu unterbinden

Gesetzlich ist der Verkauf also möglich, die Markthändlerin hält die Auflagen zur Tierhaltung ein. Dem „Arbeitskreis humaner Tierschutz“ reicht das nicht. Der Verein hat gleichzeitig Oberbürgermeister Sören Link angeschrieben und ihn gebeten, den Verkauf von lebenden Tieren auf Duisburger Wochenmärkten zu unterbinden. „Sören Link ist uns schön öfters als Tierfreund aufgefallen“, sagt Sprecher Stefan Klippstein. „Er hat sich zum Beispiel im Landtag gegen die Käfighaltung von Hühnern eingesetzt“, weiß Klippstein. Daher hofft er dass jetzt die Stadt den Verkauf von Heimtieren auf ihren öffentlichen Flächen untersagt, die Händlerin könne ja weiterhin Zubehör und Tierfutter verkaufen.

„Auf einem Wochenmarkt ist doch auch überhaupt keine Beratung möglich. Es ist zu befürchten, dass die Tiere dann später im Tierheim leiden“, so Klippstein. Dorthin sollten sich auch Bürger wenden, wenn sie denn ein Heimtier suchen. „Die Tierheime sind voll, dort gibt es neben Hunden und Katzen genug Kleintiere, die auf ein neues Zuhause warten“.