Duisburg. Neue Hüfte, neues Glück. Das künstliche Hüftgelenk war Thema des WAZ-Medizinforums im Duisburger Bethesda-Krankenhaus.
Plötzlich kommen die Schmerzen wieder, wie aus der Hüfte geschossen. Hunderttausende Menschen, vor allem im fortgeschrittenen Alter, leiden unter heftigen Schmerzen der Hüfte. Diesen Menschen kann geholfen werden, wirksam, nachhaltig, auf Dauer. Zum Beispiel in der orthopädischen Abteilung des Bethesda-Krankenhauses in Hochfeld, eines der führenden Häuser der Region auf diesem medizinischen Fachgebiet. Diese gute Botschaft brachten Bethesda-Chefarzt Dr. Dietmar Kumm und seine Oberärzte Dr. Thomas Danner sowie Dr. Thomas Unverzagt den rund 150 Besuchern des WAZ-Medizinforums.
Oberarzt Dr. Danner klärte die Zuhörer, darunter viele Betroffene, zunächst über die Ursachen der Hüftarthrose auf. Die Diagnose sichern die Ärzte mit umfangreichen Untersuchungen. Der obere, kugelrunde Teil des Oberschenkelknochens ist im Beckenknochen eingelagert, ähnlich wie ein Kugellager. Die Knochenkugel nutzt sich mit steigendem Alter mehr und mehr ab, durch Reibung, Belastung und Verschleiß.
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Bei dieser Arthrose wird die dünne Knorpelschicht, die das Zusammenspiel beider Knochen wie ein Stoßdämpfer erst flexibel, geschmeidig und reibungsfrei zusammenarbeiten lässt, nach und nach abgerieben. Als Folge werden auch die Knochen abgerieben, schrumpfen die anliegenden Muskeln. „Auf der Felge fahren“, bezeichnete das Danner. Meist kommt es zu schmerzhaften Entzündungen im „Kugellager“. Die Schmerzen können ausstrahlen - in den Rücken, in die Leisten, ins Knie oder in den Oberschenkel. Danner: „Beweglichkeit und Lebensqualität des Patienten leiden ganz gewaltig.“
Bei geringen Verletzungen kann der Gelenkknorpel repariert werden
Wenn der Gelenkknorpel nur gering verletzt ist, kann er repariert werden. Dann ist kein künstliches Hüftgelenk notwendig, können die Ärzte den Knorpel- und Knochenabbau konservativ mildern und bremsen. Neben einer akuten Schmerztherapie hilft oft die Physio- und Ergotherapie, die die anliegenden Muskeln stärken und aufbauen, die Beweglichkeit der Beine verbessern, so Oberarzt Dr. Unverzagt. Die Patienten brauchen dazu viel Disziplin und Ausdauer, müssen bei diesem Training immer wieder „ihren inneren Schweinehund“ überwinden. Die Knochen können auch mit kleineren, minimal invasiven Bohrungen entlastet, Knochengewebe zur Unterstützung angelagert werden. Auch Gehhilfen, Gehstöcke, Prothesen, Massagen und Injektionen verordnen die Ärzte. So werden Beschwerden gelindert, die Beweglichkeit erhöht.
Doch in schweren Fällen muss operiert werden. Immerhin rund 180 000 Patienten bekommen pro Jahr bundesweit ein neues Hüftgelenk implantiert. Chefarzt Dr. Dietmar Kumm und seine Kollegen setzen am Bethesda-Krankenhaus jährlich rund 400 solcher künstlichen Hüftgelenke ein. „Die OP wird exakt geplant, u.a. am Computer“, so Dr. Kumm. Der Eingriff dauert im Schnitt nur 45 bis 90 Minuten. „Dabei werden Kopf und Pfanne ersetzt. Künstliche Hüften aus Titan gibt es in den verschiedensten Variationen, Kombinationen, Größen und Materialien. Bei der OP gibt es zwei Versionen: Zementfreie Kunstgelenk-Operationen oder die einzementierte Variante, bei der der Stift der Gelenkkugel mit Kunststoff-Klebern im Oberschenkelknochen verankert wird. Dr. Kumm: „Beide sind verlässlich.“ Komplikationen sind selten. „Die OP-Technik muss standardisiert sein, hat einen solchen Ausreifungsgrad erreicht, dass man gute Ergebnisse erreichen kann. Auch die schnell einsetzende Nachbehandlung muss optimiert sein.“
Mittlere Haltbarkeit
Dazu gehören umfangreiche Reha-Maßnahmen. „Das oberste Ziel ist Schmerzfreiheit, gefolgt von der Wiedererlangung der Funktionsfähigkeit, damit der Mobilität. „So steigt auch die Lebensqualität der Patienten“, betonte Dr. Kumm. „Die Interaktion mit dem Patienten, seine Informationen sind sehr wichtig!“
Die Kunstgelenke halten immer länger, die Erfahrung der Ärzte wächst. „Im Durchschnitt halten künstliche Hüftgelenke heute 15 bis 20 Jahre“, so Dr. Kumm. „Eine hochwertige Prothese muss auch nach zehn Jahren in 95 Prozent der Fälle in guter Funktion sein. Das ist die mittlere Haltbarkeit.“ Dies belegten Hüftregister in Schweden, Großbritannien und Australien. Auch in der Bundesrepublik soll so ein Hüftregister zur Qualitätssicherung eingeführt werden.