Duisburg. Künstliche Hüftgelenke sind das Thema des nächsten WAZ-Medizinforums am 4. Juli um 18 Uhr im Hochfelder Bethesda-Krankenhaus.
Schmerzen, die Betroffenen die Tränen in die Augen treiben können. Dazu teils schwere Bewegungseinschränkungen, wenn die Hüfte, das Knie oder die Schulter nicht mehr wollen: Dann hilft oft nur das künstliche Gelenk. Alltag in Deutschland: Rund 180 000 Mal im Jahr werden allein künstliche Hüftgelenke implantiert. Auch für das Hochfelder Bethesda-Krankenhaus gehört das zum Tagesgeschäft. Und ist Thema des nächsten WAZ-Medizinforums am Mittwoch, 4. Juli, ab 18 Uhr. Leser und Betroffenen können sich ab sofort unter der Telefonnummer 01802/404072 einen der kostenfreien Plätze für das Medizinforum sichern.
Drei Fachärzte aus der Orthopädischen Klinik des Bethesda-Krankenhauses werden rund ums künstliche Gelenk informieren. Den Anfang macht Oberarzt Dr. Thomas Danner. Er wird zunächst erklären, wie es zu den Hüftproblemen kommen kann. Arthrose, Gelenkverschleiß, der über das „normale“Maß der Alterserscheinung hinausgeht, ist da ein zentrales Stichwort. Oft beginnt der Schmerz in der Leistengegend. Er kommt morgens beim Aufstehen und lässt nach, wenn sich der Betroffene „eingelaufen“ hat. Doch er kann chronisch werden, zu Entzündungen führen, wenn Knorpelschäden größer werden, immer mehr Gewebe abgerieben wird und der Schmerz zunimmt. Aber auch Fehlstellungen können zu Schäden an den Hüften führen. Welche Ursache Hüfte und Patient malträtieren, ermitteln die Ärzte mit umfangreichen Untersuchungen, die Dr. Danner vorstellen wird.
Sind die Untersuchungen abgeschlossen, stellt sich die Frage der passenden Therapie. Oberarzt Dr. Thomas Unverzagt widmet sich zunächst den konservativen Lösungen, wenn also kein künstliches Gelenk nötig ist. Oft helfen – neben einer vorübergehenden akuten Schmerztherapie – physiotherapeutische Behandlungen zur Stärkung der Muskeln, zur Verbesserung der Beweglichkeit. „Dabei gibt es aber keinen Lichtschalter-Effekt“, betont der Arzt. Disziplin und Ausdauer sind da gefragt, wenn sich Verbesserungen einstellen sollen. Man weiß nur zu gut: Wer regelmäßig übt und trainiert, muss den „inneren Schweinehund“überwinden.
Das ist kein Dübel, der an die Wand kommt. Knochengewebe lebt.
Bleibt aber nur das künstliche Gelenk, hat der Chefarzt der Orthopädie das Wort: Dr. Dietmar Kumm. Er greift buchstäblich in seinen großen Materialschrank, in dem in unterschiedlichsten Variationen, Kombinationen, Größen und Materialien die künstlichen Hüften liegen. Gerade mal 45 bis 90 Minuten dauert die Operation. Wann der richtige Zeitpunkt ist? Das hängt von vielen Faktoren ab. Immer wieder wird die Frage gestellt: Soll man nicht möglichst lange warten, weil künstliche Gelenke nicht beliebig oft austauschbar sind? Die Frage stellt sich allerdings nicht, wenn die Schmerzen zu groß sind. Und durchschnittlich „halten“ künstliche Hüften 15 bis 20 Jahre. „95 Prozent sind aber auch danach noch absolut intakt“, betont Dr. Kumm.
Lange währte ein Grundsatzstreit unter Ärzten und bei Patienten: zementfreie Kunstgelenk-Operationen oder die einzementierte Variante, bei der der Stift der Gelenkkugel mit Kunststoff-Klebern im Oberschenkelknochen verankert wird. Bei den einen galt die Befürchtung, sie wackeln, bei den anderen sorgte man sich um größere Komplikationen, wenn ein zweite künstliche Hüfte fällig wird.
Professor Kumm bleibt da ganz gelassen und macht keine Philosophie daraus: Beide Varianten sind verlässlich und die auf den Patienten zugeschnittene ist die richtige. 80 Prozent der Hüftgelenke werden heutzutage passgenau ohne „Sekundenkleber“ eingesetzt, und es wächst neues Knochengewebe um das raue Titanmaterial.
„Das ist aber kein Dübel, der in die Wand kommt. Knochengewebe lebt“, erklärt Kumm anschaulich. Komplikationen sind zwar selten, sind aber auch nicht auszuschließen. Das Bethesda zumindest bekam von AOK-Patientenbefragungen aber immer wieder Top-Noten. Allein 400 Hüftgelenkoperationen stehen im Jahr auf dem OP-Plan.
Der Chefarzt widmet sich in seinem Vortrag auch der Zeit nach der Operation. Schon im Krankenhaus während des zehn- bis 12-tägigen Aufenthaltes beginnt die Reha. Und bereits am Tag nach der OP steht der Patient auf seinen eigenen Beinen. Und nach drei Monaten, so gilt die Faustregeln, sind Mensch und Kunstgelenk eins geworden, läuft es sich wieder fast wie in alten Zeiten bzw. eben besser.