Wedau.
Wichtige Informationen über Rheuma gab jetzt die langjährige Chefärztin der Rheumatologie am Klinikum Duisburg, Dr. Maria Scholz, beim Gesundheitstreff Wedau-Bissingheim im katholischen Gemeindeheim am Kalkweg.
Rheuma, so erfuhren die Zuhörer, ist Oberbegriff für rund 200 verschiedene Erkrankungen. Sie lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Entzündungen meist von Gelenken (rheumatische Arthritis), Gelenkverschleiß (Arthrose) und so genanntes Weichteil-Rheuma. Immer sind damit Schmerzen am Bewegungsapparat, also von Gelenken, Muskeln oder Sehnen, verbunden.
Die Arthritis wird wiederum danach unterschieden, ob lediglich ein Gelenk, bis zu fünf Gelenke oder sogar mehr als fünf betroffen sind. Letzteres, also Polyarthritis, so Dr. Scholz, sei eine Frauenkrankheit, die vorwiegend in den Wechseljahren, so um die 50, auftritt. Frauen seien viermal häufiger davon betroffen als Männer. Ihr Beginn sei schleichend. Hände oder Schultern würden weh tun, Finger steif werden, man fühle sich müde. „Wenn die morgendliche Fingersteifigkeit mehr als 30 Minuten anhält“, so die Ärztin, „spricht viel für Arthritis.“ Betroffen sind die Fingergelenke, aber auch die wichtigsten Fußgelenke - und zwar immer paarweise, am gleichen Gelenk auch der anderen Hand oder des anderen Fußes.
Feststellbar sei sie durch Test der Blutsenkung, also der Trennung von Blutplasma und roten Blutkörperchen im Labor, sowie durch Berechnung des Rheumafaktors, das ist der Nachweis von Autoantikörpern im Blut. Rheuma sei eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem wende sich dabei gegen den eigenen Körper. „70 % der Erkrankten haben einen Rheumafaktor“, so Dr. Scholz. An den Gelenken selbst könne man nur das fortgeschrittene Stadium der Krankheit erkennen.
Hauptsächlich Männer seien von einer schweren Form der Arthritis, Morbus Bechterew, betroffen. Dabei versteift sich die Wirbelsäule. Die Krankheit beginne um das 20. Lebensjahr, sei teilweise genetisch bedingt. Kennzeichen dafür seien tief sitzende Rückenschmerzen nachts, also nicht nach Bewegung, sowie eine steife Gangart mit tapsigem Schritt. Im Unterschied zum Bandscheibenvorfall würden die Schmerzen verschwinden, sobald man sich bewegt.
Manchmal würde Arthritis auch in Kombination mit Formen der Schuppenflechte (Psoriasis) auftreten, an Kopf, Ellenbogen, Knien, Po-Falte, Schamlippen oder Bauchnabel.
Bei Mädchen könnten die Antibabypille und das Sonnenlicht eine so genannte Kollagenose, schmetterlingsähnlicher Ausschlag im Gesicht mit Gelenkschmerzen, Blutarmut und einer vergrößerten Milz auslösen. Bei betroffenen Männern, so die Referentin, könne die Krankheit zum Tod durch Nierenversagen führen.
Im Unterschied zur Arthritis ist die Arthrose, der Gelenkverschleiß an Knien, Händen und Hüften, nicht entzündlich, oft aber genetisch bedingt. Oft seien bei Frauen die Endgelenke der Finger entzündet. Dort bildeten sich dann Knötchen.
Die beste Vorbeugung gegen Arthritis und Arthrose ist für Dr. Maria Scholz vernünftige, also maßvolle Bewegung. Von daher empfiehlt sie Übungen an allen Gelenken.
Entzündungen müssten mit Eis gekühlt werden, ansonsten jedoch tue Wärme gut, am besten durch Wassergymnastik. Gegen Arthrose könne man mit Wärme und Gymnastik sowie mit Moorpackungen angehen. Für Wärme empfahl sie große Körnerkissen. Bei Schmerzen an Hüfte oder Knie seien 30 Grad warmes Wasser gut - und Abnehmen. Ansonsten könnten nur noch künstliche Gelenke eingepflanzt werden.
Zu Medikamenten werde selten gegriffen. Dr. Maria Scholz selbst schwört auf Goldspritzen - wegen ihrer geringen Nebenwirkungen. Sie seien aber unüblich. Bei den Medikamenten sei problematisch, dass 70 Prozent der Patienten sie nach Ende der akuten Phase nicht mehr regelmäßig einnehmen würden. Die neuen, Biological genannten Medikamente würden nur in schweren Fällen verordnet, ebenso Kortison. Bei alten Leuten könne Kortison zu Gefäßentzündungen führen, bei jungen Leute stelle es die Weichen für Osteoporose (Knochenschwund) oder, bei entsprechender Veranlagung, auch für Diabetes.
Zur Vorbeugung durch Ernährung meinte sie, dabei komme es nur auf die Ausgewogenheit an.