Duisburg. . Liebesschlösser sind auch in Duisburg gut nachgefragt. Doch an den hiesigen Brücken sind sie nur vereinzelt zu finden.
Alles Notwendige ist da: Brücken, angeblich mehr als in Venedig, Wasser, zwei Flüsse und sogar der zweitgrößte Binnenhafen der Welt, und diverse Schlüsseldienste, deren Mitarbeiter fein ziseliert mehr oder minder gelungene Treueschwüre in die metallisch glänzende Oberfläche von Vorhängeschlössern ritzen können. Selbst die Nachfrage von Seiten der Duisburger ist da, wenn es um die sogenannten Liebesschlösser geht, die zu Tausenden die monumentale, klassizistische Hohenzollernbrücke in Köln säumen.
Und ganz sicher hat der eine oder andere nicht nur in der diesjährigen Duisburger Karnevalssession aus voller Kehle den Höhner-Hit von 2009 „Schenk mir Dein Herz“ mitgeschmettert und genau gewusst, was mit den Zeilen „ich schenk dir heut ein Schloss am Rhein“ oder „das Schloss ist nicht so groß, symbolisch eben nur, eiserner Liebestreueschwur“ gemeint ist.
Aber wo hängen sie denn? Ja, wo hängen die Duisburger sie denn hin, ihre Liebesschlösser?
In Köln werden die Schlösser entfernt – weil sie zu schwer sind
„In Duisburg wüsste ich auch nicht, wo die Schlösser zu finden sind. Die meisten, die sie bei mir anfertigen lassen, fahren damit nach Köln“, erzählt Michael Schliwowski, der seit 2003 an der Düsseldorfer Straße in seinem Laden neben Schuhmacher- und Schlüsseldienst eben auch Gravuren anbietet. Jede Menge Namen frisch Verliebter hat Schliwowski in den letzten drei bis vier Jahren bereits mit dem Laser in die Aluminium- oder Messinghaut der Schlösser geschrieben. „Ich könnte auf die Hohenzollernbrücke gehen und sagen, das Schloss ist von mir, und das und jenes. Natürlich würd’ ich die wiedererkennen, an der Gravur. Man hat ja so seinen eigenen Stil“, lacht Schliwowski. Liebesschlösser gravieren, das ist Ehrensache, da gibt man sich besondere Mühe.
Soll ja schließlich für die Ewigkeit sein. Obwohl es das wohl kaum ist. Jetzt mal abgesehen davon, dass selbst eine derart besiegelte Verbindung durchaus in die Brüche gehen kann. Schliwowski: „In Köln werden die Schlösser regelmäßig entfernt. Die sind ja tonnenschwer, darauf sind die Brücken nicht ausgelegt.“
Aus Italien importiert
Urheber des Brauchs sollen Absolventen einer Militärakademie in Florenz sein, die nach ihrer Ausbildung ihre Spindschlösser an Laternen festmachten und den Schlüssel ins Wasser warfen als Symbol ihrer wiedergewonnenen Freiheit. In Deutschland tauchten die Liebesschlösser erstmals 2008 in Köln auf.
Fünf bis sechs Schlösser pro Woche fertigt Schliwowski an, wobei er meist zu den amtlichen eines bekannten Herstellers greift. Das dessen Firmenname neben denen der Verliebten prangt, selbst wenn es die Schlösser mittlerweile sogar mit Strass-Steinen gibt, findet Schliwowski nicht besonders toll, aber es mangelt an einer Alternative. „Ich hab’ immer nach schönen, rot lackierten Schlössern gesucht. Aber es fehlt vernünftiges Material, das den Laser gut verträgt.“ Wie gesagt: eine Ehrensache.
Das gilt auch für Manuel Hoyer vom Mister Minit-Shop im Forum, der die Liebesschlösser auf der Theke ins Blickfeld gerückt hat. Seitdem ist die Nachfrage gestiegen. Nicht so wie in der Kölner Filiale, wo laut einem dortigen Mitarbeiter pro Tag 600 bis 700 Euro durch die Schlösser eingenommen werden. Aber 30 bis 35 Stück pro Monat werden auch in Duisburg verkauft, und wie bei Schliwowski liegt der Preis bei rund 25 Euro, Namen, Herzchen und Datum auf einer Seite inklusive. Teurer wird’s, wenn auch die zweite Seite beschrieben werden soll.
Auch auf der Homberger Brücke Schlösser gesichtet
„Das ist eine tolle Tradition“, meint Hoyer. „Mir macht das unwahrscheinlichen Spaß. Man glaubt ja nicht, was die Leute alles da drauf schreiben lassen. Zum Beispiel: So mein Schatz, das ist für Dich, damit Du endlich mal die Klappe hältst.“ Das habe wirklich jemand bestellt, beteuert Hoyer. Ehrenwort!
„Zu Weihnachten und zum Valentinstag werden die Schlösser auch gerne verschenkt. Deshalb bestell ich mich dumm und dämlich an roten Schlössern. Blaue werden inzwischen auch gerne genommen“, sagt Hoyer. „Hauptsächlich gehen die Schlösser aber nach Köln. Wo welche in Duisburg zu finden sind, weiß ich nicht.“
Wir schon. NRZ-Leserin Marion Dietrich-Brock hat zwei auf der Baerler Brücke entdeckt, auf der Aackerfährbrücke hängt auch eins, im Innenhafen haben sich Daniele und Melanie ewige Treue geschworen und laut Renate Moras vom Schlüsseldienst Kluth, der gut sechs Liebesschlösser pro Monat fertigt, sollen auch welche auf der Homberger Brücke gesichtet worden sein. Vielleicht hat Duisburg ja zu viele Brücken, so dass die Schlösser scheinbar nur vereinzelt auftauchen. Verboten ist der Brauch laut Stadt hier jedenfalls nicht.