Mülheim. Den Zauberlehrling sahen im Cinemaxx rechnerisch mehr als jeder Fünfte. Was sonst noch so im abgelaufenen Kinojahr lief.

So ganz zufrieden ist Cinemaxx-Betreiber Meinolf Thies mit dem abgelaufenen Kinojahr nicht. Die Besucherzahlen lagen zwar auf dem Vorjahresniveau, dafür gab es aber kein Fußball-Event, keine konkurrierenden Kulturhauptstadtveranstaltungen und ein strenger Winter war auch ausgeblieben. Statt die erhoffte 500.000-Marke zu überspringen kamen in die 11 Säle mit 3200 Sitzen rund 475.000 Besucher.

Das wären immerhin im Durchschnitt 1300 täglich. Die Abhängigkeit vom Wetter spürte er ebenso wie die beiden anderen Kinos, Cine-Motion im Forum und Rio Kino am Synagogenplatz. War der verregnete Sommer fürs Kino gut, auch wenn für diese Zeit keine Starts für die Hits geplant waren, so seien im warmen Herbst doch einige Filme „voll vor die Pumpe gelaufen“. Im Dezember, der feuchtes Schmuddelwetter brachte, waren die Kinobetreiber wieder zufrieden.

Die einzigartige D-Box

Im Cinemaxx waren aber auch wegen der Umbauten zeitweise die Kapazitäten eingeschränkt. „Wir sind Europas modernstes Kino“, sagt Thies mit Blick auf die Technik. Die sogenannte D-Box sei in Deutschland noch einzigartig. Auf diesem modernen Kino-Stuhl wird der Zuschauer durch Bewegungen noch intensiver in das Filmgeschehen hineingezogen.

Mit Fahren über Schienen spürt er das Holpern, bei Verfolgungsjagden neigt sich der Stuhl zu den Seiten oder nach vorn und beim beschleunigen hat er das Gefühl, in den Sitz gepresst zu werden. Parallel dazu wurde ein Kino zur 1. Klasse mit lockerer und bequemerer Bestuhlung umgewandelt, in der bis zum Filmstart serviert wird. Dieses Luxuskino hat Thies bereits vor fünf Jahren in Essen eingeführt.

Der Start in Mülheim verlief zunächst „holprig“. Er hatte sich nach den Erfahrungen in Essen mehr vorsprochen, gibt er zu. Zum Ende des Jahres laufe es schon deutlich besser. Auch der Rüttelstuhl müsse noch bekannter werden. Dass er sich auf dem richtigen Weg befinde, zeige ihm, dass die Constantin mit den „Drei Musketiere“ den ersten deutschen Film mit dieser zusätzlichen Technik herausgebracht habe. „Dass das Kinoerlebnis seinen Preis nicht wert gewesen wäre, hat mit hinterher aber bisher noch niemand gesagt“, versichert Thies. Wer’s erlebt, der genießt’s.

Die dritte Dimension

Unangefochtener Spitzenreiter bei ihm ist Harry Potter 7 mit 32.000 Zuschauer. Das heißt, mehr als jeder fünfte Mülheimer hat ihn statistisch gesehen. Die Piraten der Karibik folgen weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz mit 18.000 Zuschauern. Kurz dahinter kommen Til Schweigers Kokowääh (15.500), Hangover 2 (14.000) und Breaking Dawn (11.500). Auch wenn in der Top Ten nur einige 3-D-Filme enthalten seien, so sei diese Technik inzwischen unverzichtbar. Mit Krieg der Sterne und Titanic kommen in diesem Jahr auch zwei Klassiker dreidimensional ins Kino.

Auch für Daniela van Hüth, Leiterin im Cine-Motion im Forum, ist die dritte Dimension zentral. Zwei der 8 Säle verfügen über diese Technik. Auch sie spricht von einem durchwachsenen Jahr. Gut gelaufen seien daher gerade Familienfilme wie der gestiefelte Kater oder die Chipmunks.

Der König war erfolgreich

Christina Hüls, Sprecherin der Essener Filmkunsttheater, ist mit dem Kinojahr und den Besucherzahlen im Rio zufrieden. Konkrete Besucherzahlen gibt es wie auch bei Cine-Motion nicht. Gerade im Arthaus-Bereich habe es mit „Nader und Simin“ Sehenswertes aus dem Iran oder mit „Winter’s Bone“ einen eindruckvollen Film über die Unterprivilegierten in den USA gegeben. Sie hat aber das Gefühl, dass das am ursprünglichen Standort im Stadtbad erreichte Niveau noch nicht erzielt worden sei. Gezeigt werden am Synagogenplatz täglich zwei Filme, die zuvor in Essen erfolgreich gelaufen sind.

Erfolgreich gelaufen seien beispielsweise „The King’s Speech“, Aki Kaurismäkis „Le Havre“ und Woody Allens „Midnight in Paris“. Sperrige Filme, die schon in Essen nur ein kleines Publikum gefunden haben, hätten in Mülheim dann gar nicht funktioniert. „Wir sind froh, dass das Mülheimer Publikum treu ist und wartet.“ Auch für das kommende Jahr seien viele interessante Autorenfilme angekündigt. Mehr Zuschauer dürften dann schon kommen, hofft sie.

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