Duisburg.
Alle Krawatten zittern schon seit Tagen. Denn heute geht es ihnen an den Kragen. Der Grund: Die Möhnen blasen wieder zum Sturm. Wir geben Tipps, welches modische Stück besser zu Hause gelassen werden sollte..
Die Tradition des Krawattenabschneidens gehört zur Weiberfastnacht wie der Karnevalszug zum Rosenmontag. Früher hieß es: Die Frauen nähmen dem Mann mit dem Abschneiden der Krawatte einen Teil der Macht. Aus rechtlicher Sicht bleibt Vorsicht geboten: Willigt der Krawattenträger nicht ein, kann im „Schnipp, Schnapp, Ab!“ eine Eigentumsverletzung vorliegen.
Wer sich aber ins rege Karnevalstreiben wirft, dem unterstellten Gerichte stets eine Einwilligung. Es gibt aber Tricks, mit denen Mann allen Möhnen ein Schnippchen schlagen kann. Einen speziellen kennt Jochen Keller, Geschäftsführer des Warenhauses Karstadt: „Ich komme an Altweiber immer mit einer Holzkrawatte. Wer daran rumschnibbeln will, der braucht zumindest eine Laubschere.“
Eine gute Krawatte kostet
Die herkömmliche Krawatte wird natürlich aus ganz anderen Stoffen gefertigt. „Gute Krawatten sind entweder reine Seidenkrawatten oder Seiden-Baumwollgemische“, erklärt Gabi Bannert vom Herrenausstatter Haffke. Für einen anständigen Schlips legt Mann dann auch mal 50 bis 80 Euro auf den Tisch.
„Eine gute Krawatte kostet heute so viel wie ein Oberhemd. Für manchen ist die Krawatte ja auch noch ein Schmuckstück“, fügt Haffke-Mitarbeiter Volker Jakob hinzu. Krawatten in diesem Preissegment scheinen für den heutigen Tag nicht gerade geeignet. „Das kommt auf die Opferbereitschaft der Herren an. Man sollte tolerant sein, den Frauen dieses Ritual zugestehen“, sagt Jakob verständnisvoll.
Günstige Alternativen
Wenn zur Weiberfastnacht heute Frauen mit Scheren durch die Gegend streifen, dann bangen viele Krawattenträger um ihren oft so teuren Halsschmuck. Doch selbst an diesem Tag können viele Berufsgruppen nicht darauf verzichten. Abhilfe kann da ein günstiger Ersatz schaffen.
Die Karnevalsabteilung von Karstadt bietet zum Beispiel einen günstigen Ersatz in Rot, Schwarz oder Weiß. Dieser sieht zwar nicht ganz so flott aus wie die Edelvariante, die man ein Stockwerk höher findet, bietet dafür jedoch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Man muss sie nicht binden können. Sie wird durch ein Bändchen mit Verschluss am Hals befestigt.
Wem das zu albern ist, sollte sich bei den verschiedenen Textildiscountern in der Duisburger Innenstadt umsehen. Dort findet man auch für „kleines Geld“ Krawatten, von denen einige nur durch ihr Preisschild von den teureren Artgenossen zu unterscheiden sind. Dazu gibt es gratis eine kleine praktische Box, die in den selben Farben bestickt ist. Da hat man gleich ein schönes Behältnis für die verbliebenen Stoffschnipsel, die sonst nur wild im Büro herumfliegen würden. (Tim Kolibius)
Viele Männer werden heute auf Auslaufmodelle zurückgreifen. Eine Alternative sind extrem günstige Modelle (siehe Infobox). Doch welche Modelle sind wirklich alt genug, um heute ihren letzten Einsatz zu haben? „Alles, was über sieben Zentimeter breit ist“, sagt Michael Brebeck vom Harders-Team. „Florale Muster sind zudem mehr als out und über Comicprints brauchen wir uns gar nicht erst unterhalten.“
Bonbonfarbene Krawatten sind im Sommer der Hit
Auch grau-schwarze Krawatten könnten zum Abschneiden freigegeben werden. Die Trends sind andere. „Bonbonfarben werden im Sommer extrem angesagt sein. Wer also bereits bonbonfarbene Krawatten hat, der sollte diese nicht an Altweiber tragen“, verrät Brebeck.
Bei der Polizei gehört der Schlips normalerweise zur Dienstuniform. Großen Spielraum gibt es da nicht. Müssen die Ordnungshüter sich deshalb besonders vor der Schere fürchten? Ramon van der Maat, der Pressesprecher der Duisburger Polizei, kennt ein Schlupfloch: „Wenn es besonders kalt ist, können auch Rollis getragen werden. Eine Krawatte braucht man dann nicht. Allen anderen Kollegen wird die Polizeipräsidentin persönlich den Schlips abschneiden“, scherzt er. Im Polizeipräsidium findet traditionell an Altweiber eine kunterbunte Karnevalsparty statt.
Altweiber in DU-Nord