Duisburg. . Beim Duisburger Science Slam im Grammatikoff zeigen Nachwuchsforscher, wie unterhaltsam Wissenschaft sein kann.
Schwarze Löcher im Weltall sind vergleichbar mit großen Löchern in roten Socken, Elvis ist gar nicht tot, ultra-kurz ist ultra-cool und die katholische Kirche hat sich kürzlich ein lateinisches Wort für „Scheidungsanwalt“ ausgedacht. Das und noch viel mehr lernte das Publikum beim Science Slam am Dienstagabend im Grammatikoff, dem ehemaligen HundertMeister.
Sciene Slam heißt grob übersetzt Wissenschaftswettstreit und ist ein Wettbewerb, bei dem Nachwuchswissenschaftler mit Kurzvorträgen vor Publikum gegeneinander antreten. Wer gewinnt, wird per Applaus entschieden.
Zehn Minuten Zeit für die Wissenschaft
Jeder Jungforscher hat bis zu zehn Minuten Zeit, um sein Thema unterhaltsam zu erklären. Dabei ist eigentlich alles erlaubt, was die Bühne nicht zum Einstürzen bringt - die meisten Sciene-Slammer unterstützten ihren Vortrag mit Grafiken und Bildern.
Nachdem der Moderator des Abends, der berühmte Poetry Slammer Sebastian 23, einen Auszug aus seinen Buch über sein Philosophie-Studium vorgelesen hatte - in dem er gelernt hat, dass „es kommt darauf an, wie man das definiert“ eine Antwort auf jede Frage sein kann - ging es los.
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Mit Physik. Dr. Sascha Skorupka kommt vom Institut für Quantenoptik der Leibniz Universität Hannover und kann erklären, „warum es besonders cool ist, wenn man einen besonders Kurzen hat“. Allein das sorgte schon für Lacher - er klärte natürlich gleich auf: Es geht um Laserstrahlen. Genauer: Um ultrakurze Laserpulse. Das sind, grob gesagt, ganz kurze, sehr energieintensive Laserstrahlen, mit denen sich sehr gut feinste Löcher brennen lassen. Oder Plastiksprengstoff zerschneiden lässt. „Die Laserstrahlen sind so schnell, dass der Sprengstoff gar nicht dazu kommt, zu explodieren, bevor der zerschnitten ist.“
Von der Hannoverschen Physik ging es an die Ruhr-Universität Bochum zur Geschichts- und Religionswissenschaft. Dort forscht Sven-Daniel Gettys zur Sprache der Kirche. Und erklärte seinem Publikum auf dem Sciene Slam das „Neue Latein Lexikon“, welches der Vatikan im Jahr 2004 herausgegeben hat. „Für viele Gegenwartswörter wie beispielsweise ‘Führerschein’ gibt es keine lateinische Übersetzung, weil Latein eine tote Sprache ist - das wollte der Vatikan ändern“, erklärte der Nachwuchswissenschaftler. Und präsentierte dem Publikum ein paar Schmankerl der über 15 000 Stichwörter. So heißt das lateinische Wort „Sollemnia antequadragesimimalia“ übersetzt schlicht „Karneval“.
Von der modernisierten Theologie ging es zur Kosmologie an die Universität Bielefeld. Auf dem T-Shirt des bärtigen, langhaarigen Matthias Rubart steht „Black holes sucks“ - dafür gibt es zwei Übersetzungen: Einerseits „Schwarze Löcher saugen an“, andererseits „Schwarze Löcher nerven“. „Das ist Kosmologen-Humor“, kommentierte der Moderator Sebastian 23. Rubart erklärte, was die Anziehungskraft von Massen bedeutet, indem er einen seiner Schuhe auszog und in die Höhe warf. Zum Vorschein kam ein roter Socken mit riesigem Loch, an dem er erklärte: „Ein Loch ist das Fehlen von Materie, wie man an meiner Socke sieht.“ Damit sei „Schwarzes Loch“ eine völlig falsche Bezeichnung, denn „bei schwarzen Löchern fehlt keine Masse, sondern ist ganz viel Masse komprimiert.“ Ah ja.
Zum Abschluss wurde es noch mysteriöser: Sebastian Bartoschek, Psychologe von der Universität Münster, sprach über Verschwörungstheorien. Lebt Elvis noch? Werden wir von Aliens oder den Illuminaten kontrolliert? Wurde Kennedy von seiner eigenen Regierung ermordet? Hat die Mondlandung nie stattgefunden? 95 solcher Theorien hat der Nachwuchswissenschaftler für seine Abschlussarbeit gesammelt und Menschen danach gefragt, ob sie diese kennen und ob sie daran glauben. Das Ergebnis: Viele Verschwörungstheorien sind gänzlich unbekannt, die meisten unglaubwürdig. Und: Frauen kennen weniger, neigen aber dazu, Verschwörungstheorien häufiger zu glauben als Männer. Da lässt Wissenschaft tief blicken ...
Knapp gewonnen hat übrigens Matthias Rubart mit seinen Löchern - aber der eigentliche Gewinner des Abends war die Wissenschaft.