Sie heißt „Headhunter“ – zu Deutsch: Kopfjäger. Wer die Lunte dieser Batterie mit dem furchteinflößenden Namen an Silvester um Mitternacht zündet, vor dessen Augen bohren sich in rasend schneller Abfolge 900 (!) Leuchtkörper in den Neujahrshimmel. Einige heulen, viele glitzern, alle verwundern. Selten zuvor konnte mit einem Streichholz ein solches Effekt-Gewitter ausgelöst werden. „Die gehört zu den dicksten Dingern, kostet aber auch 40 Euro. Solche Batterien, auch Bomberetten genannt, werden immer beliebter“, sagt Bodo Albes. Und wenn einer das wissen muss, dann er.
Der 64-jährige ist Inhaber des gleichnamigen Ladens, der in Kaßlerfeld in unmittelbarer Nähe zum Verteilerkreis liegt. Hier werden seit gestern und bis einschließlich morgen Feuerwerksartikel im Akkord verkauft. Denn Bodo Albes genießt einen Ruf in der „Böller-Szene“, der nicht nur sehr gut ist, sondern weit über Duisburgs Stadtgrenzen hinaus bis nach Essen und hoch bis an den Niederrhein reicht.
Sylvester ohne Böller unvorstellbar
Gestern Nachmittag. Gegen 16 Uhr. Eine Lücke auf dem Parkplatz des Firmengeländes zu finden, ist ein Glücksfall. Aus der extra für den Feuerwerks-Verkauf reservierten Halle, in der sonst Gartenmöbel angepriesen werden, strömen ebenso viele Menschen wie hineindrängen. Jene, die rauskommen, sind fast allesamt beidhändig beladen. Wie Dennis Boshüsen. Der 33-Jährige ist mit seiner Frau Agnes und Sohn Michele extra aus Bruckhausen gekommen. „Ich war früher schon immer mit meinem Vater hier Böller kaufen“, sagt er. Und was wäre ein Silvester ohne Raketen und Chinakracher? Da überlegt Boshüsen nicht lange. „Ist für mich nicht vorstellbar!“
Aus Moers angereist sind Steffi Biermann (32) und Timo Stephen (23). Sie bezeichnen sich selbst als „treue Stammkundschaft, die wirklich jedes Jahr hierherkommt“, um sich mit ausreichend Kracher-Nachschub auszustatten. Fast gleichlautend antworten die Duisburger Sascha Graßhoff (33) und James Pfeifer (37). Und Yalcin Hidir ist Trinkhallen-Besitzer, der sich hier eindeckt, um das Erworbene bis Silvester weiterzuverkaufen.
Umsatz „Im niedrigen sechsstelligen Bereich“
Sie alle kommen Jahr für Jahr. Immer. Und was ist das Geheimnis dieses Erfolges, Herr Albes? „Dies ist ein einfacher Laden. Aber die Preise stimmen“, sagt der Mann, der aus Bremerhaven stammt, der seinen norddeutschen Akzent niemals verleugnen würde, der aber schon seit Anfang der 80er Jahre in Mülheim lebt. Sein Geschäft in Kaßlerfeld – damals noch in deutlich überschaubareren Ausmaßen – öffnete 1985 seine Pforten. Und seitdem gehört auch der Verkauf von Krachern, Böllern und Raketen mit dazu. „Das ist ein wichtiges Standbein für den Laden geworden“, sagt der Kaufmann. Umsatz an den drei Feuerwerks-Verkaufstagen? „Im niedrigen sechsstelligen Bereich“, lautet die Chef-Antwort mit Kawummm.
Albes größter Vorteil ist das Riesen-Lager: Dank einer Ausnahmegenehmigung der Stadt darf er an seinem Standort ein Netto-Pulvergewicht von exakt 3,3 Tonnen (!) aufbewahren. Das liegt aus Sicherheitsgründen natürlich nicht alles auf einem Haufen. Sondern vorschriftsgemäß entzerrt. Auf den Tischen im Verkaufsraum ist für den Fall, dass etwas passieren sollte, nur eine überschaubare Menge an Artikeln platziert. Entsprechend fix sind diese für Kunden sichtbaren Vorräte aufgebraucht. Die meisten der 30 Mitarbeiter, die sich nur um diesen Bereich kümmern, sind für den schnellen Nachschub-Transport aus den Lagern verantwortlich. Das klappt. Führt trotz des Andrangs kaum zu Wartezeiten. Auch weil an vier Kassen gleichzeitig bezahlt wird.
Und welcher ist nun sein persönlicher Lieblingsböller? Da lacht Albes, umarmt den „Headhunter“ und sagt: „Natürlich diese Bomberette!“
100 Wünsche für NRW im Jahr 2012
Einen einzigen Tag ohne Stau auf der A 40.
Dass der Deutsche Fußballmeister wieder aus NRW kommt.
Genug Kitaplätze für alle, die einen brauchen.
Rekord-Einschaltquoten für den neuen "Tatort" aus Dortmund.
Dass aus Duisburg mal wieder ein paar positive Nachrichten kommen.
Sonne im Sommer, Schnee im Winter - ist doch eigentlich ganz einfach.
Dass die NRW-Städte mal nicht als Bildungsverlierer, Konjunkturverlierer oder Wahlmanipulations-Zentren Schlagzeilen machen.
Friedliche Fußball-Fans.
Dass es sich auch Normalverdiener weiterhin leisten können, mitten in Düsseldorf zu leben.
Keine Schulklasse über 28 Schüler.
Real sinkende Arbeitslosenzahlen.
"Bochum Total" endlich mal wieder ohne Regengüsse und Gewitter.
Die Entdeckung einer eigenen Ölquelle zur Sanierung des Landes-Haushaltes.
Das Siegtor im EM-Finale durch einen Kicker aus NRW.
Einen metropolen-würdigen ÖPNV für das Ruhrgebiet.
Dass Fortuna Düsseldorf und Borussia Dortmund auch in der ersten Bundesliga aufeinander treffen.
Hörsäle, in denen jeder einen Sitzplatz hat - und zwar nicht auf dem Fußboden.
Dass weiter viele protestieren, wenn Nazis marschieren.
Genug Streusalz für den Winter.
Eine Loveparade-Gedenkstätte, an der Hinterbliebene, Verletzte und Duisburger würdevoll trauern können.
Schnelles Internet auch für die, die auf dem Land leben.
Dass der dreispurige Ausbau der A1 endlich fertig wird.
Dass der Deutschland-Achter auf dem Phoenixsee in Dortmund mal eine Runde proberudert.
Ein Fitness-Studio, in dem Oberhausener ohne Angst um ihr Geld trainieren können.
Dass wir die fußballfeldgroße Betonplatte vor dem Duisburger Bahnhof nicht noch ein Jahr lang anschauen müssen.
Endlich einen NRW-Slogan, für den man sich nicht mehr schämen muss.
Dass die Bahn dem RE1 einen zusätzlichen Waggon spendiert, damit man nicht ganz so doll mit seinem Nachbarn kuscheln muss.
Tatsächlich jedem Kind ein Instrument. Ja, zur Not auch eine Blockflöte.
Dass die Kulturlandschaft Ruhrgebiet in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen wird.
Ein Ende der Dauerbaustellen auf und an der Autobahn 59 in Duisburg-Mitte.
Grönemeyer-Konzert im VfL-Stadion mit "Bochum".
Dass Michael Wendler aus Dinslaken beim Eurovision Song Contest auftritt.
Dass der Luchs nach NRW zurückkehrt.
Eine skandalfreie Uni Duisburg-Essen.
Zur Abwechslung mal eine BVB-Feier nach einem Pokalsieg in Berlin.
Eine Lösung des Grundwasser-Problems der Emscher - und damit endlich trockene Füße in Karnap und Bottrop.
Mehr Bolzplätze, die auch im Winter bespielbar sind.
Bochum Total mit Lady Gaga.
Eine Werksgarantie für Opel mit unendlicher Laufzeit.
Ein Radioprogramm, das man länger als zwei Stunden am Stück hören kann, ohne dass es sich anfühlt wie eine CD in Endlosschleife.
Weniger Kriminalität.
Dass man im Essener Baldeneysee wieder baden darf.
Jeden Tag eine günstige Flugverbindung nach Mallorca.
Zwei Fußbälle auf der Riesen-Weihnachtstanne in Dortmund.
Ein neues Stillleben auf der A40.
Einen Saufraum für Nicht-Alkoholiker mit viel Freibier.
Mehr Wasser für die Rhein-Schifffahrt im November.
Einen ganzen Tag lang kostenlos Currywurst.
Dass die Städte ihre Straßen nach dem Winter endlich einmal ordentlich sanieren, statt sie nur provisorisch zu flicken.
Dass Eon seinen Stellenabbau noch einmal überdenkt.
Einen Geldregen für Theater und Konzerthäuser in NRW.
Eine Aufstiegsfeier für den VfL Bochum und Frank Goosen wird Manager.
Wattenscheid wird wieder selbständig.
Straffreies Telefonieren für alle Radfahrer in Dortmund.
Dass Raúl auf Schalke bleibt.
Der Dortmunder U-Turm wird für drei Milliarden Euro zu einer Mehrzweckhalle umgebaut.
Dass der Kemnader See tatsächlich seine Inliner-Bahn bekommt.
Dass nicht noch mehr Freibäder schließen.
Mal eine neue Frisur für Hannelore Kraft.
Dass Opel in Bochum bleibt.
Dass der Rhein ab Höhe Duisburg endlich mal in "Rhaus" umbenannt wird.
Dass die Menschen an Bahnhöfen lernen, dass das Einsteigen in den Zug schneller geht, wenn man erst die Leute aussteigen lässt.
Striktes Rauchverbot in Kneipen.
Dass die Welt, auch in NRW, ein Stückchen besser wird.
Viel Sonnenschein in der fünften Jahreszeit.
Dass sich im Bochumer Bermuda-Dreieck weiter originelle Kneipen gegen standardisierte Gastro-Ketten behaupten.
S-Bahnen im 10-Minuten-Takt.
Volksfeste und Weihnachtsmärkte, auf denen es wieder mehr Ungewöhnliches zu entdecken statt Frittiertes zu essen gibt.
Dass die Piratenpartei den neuen Duisburger Oberbürgermeister stellt. Da könnte sie mal zeigen, ob und was sie drauf hat.
Weniger fiese Fouls und dafür mehr Fußball auf den Plätzen und in den Stadien an Rhein und Ruhr.
Keine Magazin-Reportagen mehr über die ach so furchtbare Innenstadt von Oberhausen.
Bahnhöfe, die nicht nach Urin stinken und in denen es nicht zieht.
Einen Museumsplatz für die Essener Kardinal-Hengsbach-Statue - in einem Museum außerhalb der Landesgrenzen.
Mehr Spieltage im Amateurfußball ganz ohne Spielabbrüche.
Dass Bochum 15 Jahre nach der Schließung des Kortum-Hauses endlich wieder ein vernünftiges Kaufhaus in die Innenstadt bekommt.
Weniger "Checkers" und dafür mehr Sympathieträger wie David Pfeffer als Kandidaten in Castingshows.
Mehr Rücksicht auf Radfahrer.
Nicht so oft vom Ruhrbischof hören, was er berufsbedingt über Schwule denken muss.
Mehr Kulturveranstaltungen wie das Zeltfestival Ruhr oder Urbanatix.
Genug Tagesmütter für alle, die eine suchen.
Dass endlich auch der letzte Schilderhersteller merkt, wo das "H" in Mülheim hingehört.
Frieden im Allgemeinen und Waffenstillstand zwischen Düsseldorf und Köln.
Ein Jahr ohne Dioxin- und Gammelfleisch-Skandale.
Dass Moers sein altes Autokennzeichen MO wieder einführen darf.
Erfolg für Christoph Schlingensiefs Witwe, Aino Laberenz, mit der Fortführung seines "Operndorf"-Projektes.
Dass aus Lüdenscheid eine lebendige Studenten-Stadt wird, wenn die neue Fachhochschule aufmacht.
Dass der MSV wieder Kurs auf die erste Liga nimmt.
Vernünftig wärmeisolierte Regierungs- und Ministeriumsgebäude - weil Klimaschutz zuhause anfängt.
Endlich einmal Spargel-, Erdbeer- und Getreideernten, die die Bauern zufriedenstellen.
Mehr Angebote für Kinder und Jugendliche statt des teuren Konzerthauses in Bochum.
Dass der Himmel über dem Ruhrgebiet wieder... ach so, ist ja schon.
Dass der Düsseldorfer Rosenmontagszug so lang sein wird, dass er bis nach Köln reicht.
Ausnahmsweise mal eine gültige Kommunalwahl in Dortmund.
Private Sponsoren für den A46-Lückenschluss zwischen Menden und Neheim.
Die Rückkehr der Sportfreunde Siegen in die Regionalliga.
Mehr niedergelassene Ärzte auf dem Land.
Dass der Rhein am Niederrhein endlich einmal wieder komplett zufriert und zu einer traumhaft großen Eislaufbahn wird.
Dass die Riesenbaustelle in der Düsseldorfer Innenstadt früher als geplant nur noch eine böse Erinnerung sein wird.
Nochmal eine Soester Allerheiligenkirmes mit Frühlingstemperaturen.
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