Duisburg. .

Wenn Pauline Vlaminck gemeinsam mit Sebastian Zimmer heute Abend die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündet, liegt ein Kind in der Krippe, das eigentlich noch gar nicht auf der Welt sein sollte. Sein Name ist Paul und er ist der „Engel“ der deutsch-französischen Familie.

Paul ist ein Wunschkind, das eigentlich erst am 4. Januar 2012 auf die Welt kommen sollte. So hatten es die Mediziner errechnet, so war es bis zur 30. Schwangerschaftswoche von Pauline geplant. Bis dahin war es ein unkomplizierte, ganz normale Schwangerschaft. Doch als die werdende Mutter zu einem Routinetermin bei ihrer Frauenärztin erschien, war auf einmal nichts mehr normal. Der Muttermund hatte sich verkürzt. Pauline fuhr vorsichtshalber ins Bethesda-Krankenhaus.

Hier wollte sie Paul zur Welt bringen. Das war der eigentliche Plan. Untersuchung folgte auf Untersuchung, ansonsten „absolute Bettruhe“. Pauline verbrachte die Nacht im Krankenhaus. Am Morgen setzten dann Blutungen ein. Die Ärzte rieten zu einem Wechsel in die Städtischen Kliniken, denn dort gibt es im Gegensatz zum Bethesda in Hochfeld eine Baby-Intensivstation. „Ich wollte erst gar nicht, weil die Leute im Bethesda so nett waren, aber das Risiko war dann doch zu hoch“, blickt Pauline auf dramatische Tage zurück.

Die Natur hat entschieden

Im Städtischen Klinikum ging es dann weiter mit den Untersuchungen. Wehenhemmer sollten die Geburt erst einmal verzögern, ein Medikament dafür sorgen, dass die Lungen des noch ungeborenen Kindes reifen. Am Donnerstag feierte Pauline in der Klinik ihren 28. Geburtstag. Am Samstag - sie war gerade von einem Untersuchungszimmer auf dem Weg in den Kreissaal - wollte Paul auf die Welt. Und er kam auf die Welt, noch während die Schwestern sie in den Kreissaal schoben. Pauline Vlaminck: „Das hat die Natur so entschieden, dass heute die Geburt geschieht.“ „Wir haben alle Gefühlswelten durchlebt“, ergänzt Vater Sebastian aus heutiger Sicht. Gott sei Dank, habe Paul sofort nach der Geburt geschrien. Ein kräftiges Lebenszeichen für den kleinen Kerl. Bei seiner Geburt am 29. Oktober wog Paul 1630 Gramm und war 41 Zentimeter groß.

Ein ganz schön kleines Menschlein, das sofort in den Brutkasten musste. Eine schwere Zeit für die frischgebackenen Eltern. Auch wenn Vater Sebastian als Maschinenbauer („Ich bin da etwas rationaler“) sich immer wieder sagte: „Erst unter einem Kilo ist es kritisch“. „Am Anfang versteht man es nicht, das Kind sieht so normal aus“, so Mutter Pauline. Aber dann der Anblick im Brutkasten, „mit den ganzen Kabeln, so klein, so zierlich...“

Der Kontakt zum Kind, nur möglich über die Luken im Brutkasten, das „immer fragen, ob man dies oder das machen darf“, das war nicht einfach für Pauline: „Das ist doch mein Kind, ich bin die Mutter, ich kann am Besten entscheiden.“ Sebastian Zimmer sah das etwas gelassener: „Paul ist dort, wo er die optimale Pflege bekommt. Das muss man sich immer vor Augen führen.“

Eine Riesenumstellung für die Eltern

Pauline dagegen hatte zunächst die Befürchtung, dass sie angesichts des ganzen Personals erst einmal keinen Platz in Pauls frühen Wochen hat, keinen Kontakt aufbauen kann. Unbegründet. Heute sind beide voll des Lobes für das verständnisvolle Personal. Sebastian Zimmer: „Es heißt ja Kinderkrankenschwestern, aber die müssen die Eltern auch therapieren.“ Pauline ergänzt: „Die mussten ja auch mit meinen Launen umgehen, mich auch mal trösten, mir Mut zusprechen.“ Und noch einmal Sebastian: „Die sind stark, die Leute dort. Respekt.“

Seit knapp zwei Wochen nun ist Paul zu Hause in Duissern. Eine Riesenumstellung für die Eltern mit wenig Schlaf und wenig Zeit für sich selbst, denn „Paul braucht einfach viel Aufmerksamkeit“, weiß Pauline Vlaminck. Aber auch eine tolle Zeit, denn Paul, der kleine Wonneproppen, entwickelt sich einfach prächtig, nicht nur zu Weihnachten.