Duisburg. . Seit Jahren ist Lars Gärtner ein bundesweit geschätzter TV-Held. Bekannt ist er vor allem als „Herr Becker“, der Chef von TV-Ekel „Stromberg“. Für die Schauspielerei aber hat er kaum noch Zeit: Der Düsseldorfer ist Verkaufsleiter in der Duisburger Dental-Firma seines Vaters.
„Herr Becker“ ist da. Weißes Hemd, offener Kragen, sympathisches Lächeln. Er kam nach Hamburg, um mit dem Doktor ins Geschäft zu kommen. Aus „Herrn Becker“, dem Fernsehstar aus „Stromberg“, wurde Lars Gärtner, ein Star-Verkäufer für Zahnarzt-Bedarf. Eine ungewöhnliche Geschichte...
Seit Jahren ist „Herr Becker“ ein bundesweit geschätzter TV-Held. Schauspieler Lars Gärtner spielte immer am Dienstag den korrekten Abteilungsleiter „Timo Becker“ bei der „Capitol Schadensregulierung“. Einer, den Millionen Pro-Sieben-Zuschauer als Chef von Büro-Ekel „Stromberg“ kennen. Auch sonst ein gut beschäftigter Mime, der nach dem Studium an der Essener Folkwang-Schule im „Tatort“ zu sehen war, bei „Soko“ im ZDF oder auch in der ARD-Dauerserie „Berlin, Berlin“.
Für gute Stimmung sorgen
Dann wurde alles ganz anders. Lars Gärtner tauschte sein Leben aus. Beim Urlaub am Tegernsee beschloss er: keine Schauspielerei mehr, kein Glitzer, keine Scheinwerfer. „Herr Becker“ wurde in Duisburg ein echter Chef. Nicht bei einer Versicherung, sondern im Dental-Handelsunternehmen seines Vaters Thomas Gärtner. In der 105 Jahre alten Traditions-Firma (200 Mitarbeiter) übernahm er den Posten des „Verkaufsleiters“. Kaufmann statt Kamera.
Als Fernseh-Aussteiger ist er nun im ganzen Land unterwegs, um in Zahnarztkliniken „Abdrucklöffel“ für 7,89 Euro oder „Desinfektionswannen“ für 29,90 Euro anzupreisen und Praxen einzurichten. So was macht Spaß? „Na, klar“, sagt Lars Gärtner (37), „Verkäufer müssen doch die besten Schauspieler sein.“ Zudem sei er schon als Kind mit dem Kaufmännischen aufgewachsen. Sein Vater arbeitet seit 40 Jahren in der Dental-Firma.
Konsequenter Chef
Wie sieht sich denn Lars Gärtner als Boss? „Ich bin ein konsequenter Chef, kein Weichei-Typ, aber auch als einer, der im Team für gute Stimmung sorgen muss. „Stromberg“, sagt er, hätte in seiner Firma keine Chance.
Den radikalen Abschied vom Drehen und den Start in sein Leben im Büro habe er nie bereut. „Die Qualität des deutschen Fernsehens ist doch unterirdisch geworden. Da wollte ich nach 17 Schauspiel-Jahren nicht mehr mitmachen. Es hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht.“ Selbst der „Tatort“ habe inzwischen „total nachgelassen“. Einige Folgen könne man „ersatzlos“ streichen.
Auszeit zum Drehen
Bastian Pastewka mag er und „Danni Lowinski“ und „Stromberg“. „Gut gemachte, intelligente Unterhaltung“. Deshalb taucht er, trotz der neuen Identität, in den aktuellen „Stromberg“-Folgen auf. „Trotz der totalen Auslastung als Verkaufsleiter habe ich mir 14 Tage Zeit zum Drehen genommen.“ Zu wenig freilich für die volle Serien-Beschäftigung. Und so verfällt er gemäß Drehbuch der Trunksucht, geht in die Klinik und taucht nur wenige Minuten auf dem Bildschirm auf. Die nutzt „Stromberg“, um den Chef-Sessel zu vereinnahmen. Am Ende der 5. Staffel kommt „Herr Becker“ zwar wieder, erliegt aber einer neuen Alkohol-Attacke Strombergs. Der weitere Serien-Verbleib von „Herrn Becker“ ist nicht klar. In der vorläufig letzten Folge (läuft erst in ein paar Wochen) lästert „Stromberg“, der weiter im Büro des Abteilungsleiters sitzt: „Der Becker ist beim Altglas!“ Bleibt er da?
Vielleicht gibt es ein Schauspieler-Ende mit Ausnahme. Für neue Folgen von „Stromberg“ würde Verkaufsleiter Lars Gärtner rückfällig werden: „Wenn man mich fragt, bin ich bei der 6. Staffel dabei.“ Auch beim geplanten Kinofilm würde er mitspielen.
Spaziergänge am Rhein
Privat zog der gebürtige Essener nach Düsseldorf-Kaiserswerth, liebt Spaziergänge am Rhein, hat einen Sohn (13) und ist mit Schauspielerin Katharina Schubert verheiratet. Die Fernseh-Zuschauer kennen sie als naives Blondchen aus der RTL-Serie „Die Camper“. Aber auch „Frau Becker“ hat sich inzwischen für einen zweiten Job entschieden. Sie will der Menschheit beim Karriere-Machen helfen.
„Als erfahrene und erfolgreiche Schauspielerin weiß ich, wie wichtig die Präsentation der eigenen Person und ein positives, authentisches Image sind.“ Als „Business-Coach“ sagt sie Geschäftsleuten, wie man sich auf der Lebens-Bühne gut verkauft, um nach oben zu kommen. Manchmal, rät sie, müsse man im Job auch mal Zähne zeigen. Da sind wir dann wieder bei „Herrn Beckers“ neuem Geschäft.