Duisburg. .

Sturm und Regen in den Ferien? Macht nichts. Wenn man nass und durchgefroren nach Hause kommt, warten ein heißer Tee, eine Wolldecke und ein Buch. Für die Herbstferien gibt Kinder- und Jugendbuchexpertin Imma Wick wieder Lesetipps von lustig über nachdenklich bis spannend.

Brigitte Raab, Manuela Olten: Mama, ich kann nicht schlafen, Oetinger, 12,95 Euro, ab 3 Jahren.

Wie schläft es sich am besten? Kopfüber, auf einem Bein oder im eigenen Bett? Ein sehr originelles und witziges Gutenachtbuch, das auch viel Sachwissen über Tiere und ihre Schlafgewohnheiten vermittelt. Denn als das kleine Mädchen nicht einschlafen kann, erzählt ihm seine Mutter, auf welche Art die Tiere schlafen: der Leopard im Baum, die Fledermäuse kopfüber hängend, der Storch auf einem Bein und die Fische sogar mit offenen Augen. Manuela Olten hat diese Geschichten hinreißend illustriert.

Marcus Pfister: Was macht die Farben bunt? Nord-Süd-Verlag, 14,95 Euro, ab 4 Jahren.

Das 50. Buch vom weltweit erfolgreichen Autor zum 50-jährigen Bestehen des Nord-Süd-Verlags. Wie finden Wildgänse ihr Ziel? Was gibt den Blumen ihren Duft? Was lässt die Zeit vergehen?Was lässt den Wal im Meer singen? Marcus Pfister stellt feinsinnige, poetische Fragen zu den Geheimnissen des Lebens. Am Ende stellen wir fest, dass die Fragen der Kinder vielleicht wichtiger sind als die Antworten der Erwachsenen. Denn fragen heißt neugierig und achtsam sein. Die Bilder zeigen eine künstlerische Neuorientierung Pfisters. Er überrascht mit klaren, reduzierten Formen.

Jutta Richter, Hildegard Müller: Ich bin hier bloß der Hund. Hanser, 10 Euro, ab 8 und für erwachsene Hundeliebhaber.

Wie Hunde die Welt sehen: In diesem Buch kann man es endlich erfahren – von Anton, dem ungarischen Hütehund persönlich. Menschen! Sie haben sich eine Hundepfeife zugelegt, weil sie sich einbilden, dass er dann besser hört. Sogar in eine Hundeschule stecken sie ihn – weil sie glauben, dass sie nur richtige Herrchen und Frauchen sind, wenn er auf Kommando jeden Unfug macht. Aber die Katze darf alles. Menschen kapieren nichts. Noch nicht einmal, an welchem Ende der Leine sie eigentlich gehen. Wenn man sie allerdings richtig erzogen hat, sind sie sehr zuverlässig mit dem Futter.

Bodil Bredsdorff: Die Mädchen aus der Villa Sorrento, Urachhaus Verlag, 12,90 Euro, ab 13 Jahren und für Erwachsene.

Die zwölfjährige Bella lebt zufrieden mit ihrem Vater und ihrer Tante Helga in einer vornehmen Strandvilla am Meer mit eigenem Badesteg. Bellas verstorbene Mutter nannte die Villa Sorrento nach einem italienischen Sehnsuchtsort. Statt des gewohnten Sommerurlaubs bringt der Vater als neue Frau Ringmor ins Haus, die zukünftige Stiefmutter. Sie hat nun auch eine gleichaltrige Stiefschwester, die ganz anders ist als sie selbst. Diese Andere färbt Bellas Leben mit Lachen und Tanz. Elinor führt ihr eine temperamentvolle Leichtigkeit vor, die das an Regeln gewöhnte Vaterkind zunächst für ein bisschen unmoralisch hält. Als gerade Harmonie in die neue Familie einzieht, geschieht etwas Schreckliches: Elinor geht trotz Warnungen auf das zu dünne Eis, bricht ein und stirbt. Tod, Schuld und Trauer müssen bewältigt werden. Vater, Stiefmutter und Tochter suchen einen neuen Anfang in Sorrent, wo die düsteren Erinnerungen an zu Hause ihre Macht verlieren.

Uri Orleo: Ein Königreich für Eljuscha, Beltz + Gelberg, 16,95 Euro, ab 14 Jahren.

Der vielfach ausgezeichnete Autor der israelischen Kinderliteratur erzählt ein anrührendes Buch aus der Perspektive eines Kindes. Als Eljuscha 1941 mit seiner Familie in den Wirren des Krieges vor den deutschen Truppen aus der Ukraine nach Dschambul fliehen muss, ahnt er noch nicht, dass die Steppe von Kasachstan zu seinem Kindheitsparadies wird. Eine völlig fremde Welt, wo man mit Kuhfladen heizt, das Wasser aus dem Fluss holt, wo es nur Tauschhandel und keine Schule gibt. Eljuschas Vater, ein sowjetischer Polizeioffizier aus jüdischer Familie, hat sich zur „Roten Armee“ gemeldet. Eljuscha kümmert sich um seine Familie, lernt Hasen jagen und Fische fangen und freundet sich mit den muslimischen Jungen an. Eljuscha ist elf, als der 2. Weltkrieg vorüber ist und er auf langen, leidvollen Wegen per Schiff nach Palästina gelangt. In der neuen Heimat begegnet er auch arabischen Bewohnern eines palästinensischen Dorfes. Sie erinnern ihn an glückliche Kindertage in der Steppe. Auch sehr als Klassenlektüre geeignet.

Mark Theisen: Watching you, Sauerländer, 14,95 Euro, ab 12 Jahren.

Westberlin 1974. Ohne Kohle geht nichts, stellt Mark fest. Da kommt das Jobangebot seines Onkels gerade recht. Ein paar Botengänge, fotografieren und Informationen zusammen tragen. Begeistert ist er nicht davon, Leute auszuspionieren, vom Gehalt, das sein Onkel ihm anbietet, schon. Und deshalb fragt Mark auch nicht nach, als er Staatsanwalt Feller beschatten soll. Erst als er sich in Fallers Tochter Sarah verliebt, bekommt er Skrupel. Doch Mark ist schon fest in den Fängen der Stasi.