Duisburg. Die Lise-Meitner-Gesamtschule in Duisburg-Rheinhausen ist die bundesweit erste weiterführende Schule, die alevitische Religionslehre als Schulfach anbietet. Unterrichtet wird auf Deutsch und mit Lehrplänen aus dem Schulministerium.

Seit September gibt es an der Lise-Meitner-Gesamtschule in Duisburg-Rheinhausen ein neues Fach: alevitische Religion. Die jüngste Gesamtschule im Duisburger Westen hat damit in diesem Schuljahr nicht nur eine große Umstrukturierung vor sich - die Fünft- bis Siebtklässsler ziehen in das freigewordene Gebäude der aufgelösten Realschule an der Ulmenstraße, die Oberstufenschüler vom Seitentrakt des Willy-Brandt-Kolleg an der Krefelder Straße zurück zum Haupt-Campus an der Lessingstraße. Sie leistet auch Pionierarbeit. Denn „Alevitische Religion“ als anerkanntes, zeugnisrelevantes Schulfach an einer weiterführenden Schule gibt es bis jetzt nur hier.

Erste anerkannter Religionsunterricht einer islamischen Glaubensrichtung

Da die an vereinzelten anderen Schulen unterrichtete „Islamische Unterweisung“ nur ein freiwilliges Zusatzangebot ohne offiziellen Lehrplan und Zeugnisnote ist, ist der Unterricht bei Ekrem Sahin gleichzeitig der erste anerkannte Religionsunterricht einer islamischen Glaubensrichtung in der Sekundarstufe I in ganz Deutschland.

Das Alevitentum, dem in der Türkei geschätzt 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung und in Deutschland rund 50.000 Menschen, die meisten mit türkischem Migrationshintergrund, anhängen, unterscheidet sich allerdings deutlich vom „klassischen“ sunnitischen oder schiitischen Islam. Für Aleviten gilt nicht die Scharia, es gibt keine Verpflichtung zur Mission, Frauen sind in der Gemeinde gleichberechtigt und übernehmen auch geistliche Ämter.

Dass der erste anerkannte Alevitische Religionslehrer einer weiterführenden Schule in Deutschland aus der Duisburger Gemeinde, mit Sitz in der alten Krupp-Menage in Rheinhausen, kommt, liegt laut Ismail Kaplan, Bildungsbeauftragter der Alevitischen Gemeinde Deutschland, vor allem am Engagement und Entgegenkommen von Meitner-Schulleiter Jürgen Petrasch. Der wiederum hatte aber auch einen ganz praktischen Vorteil: Er hatte schon das nötige Personal.

Vielschichtigkeit im Fächerangebot

An Grundschulen gibt es alevitischen Religionsunterricht schon seit zwei Jahren - darunter an der Grundschule Bergheimer Straße in Rheinhausen. Der Lehrer dort: Ekram Sahin, 38, eigentlich Mathematik- und Techniklehrer. Und zwar an der Meitner-Gesamtschule. Sahin und Kaplan waren an Petrasch mit dem Vorschlag herangetreten, den Religionsunterricht auch an Sahins eigentlichem Arbeitsplatz anzubieten. Der Rektor sah darin eine Chance, „die Vielschichtigkeit unserer Schule auch im Fächerangebot darzustellen.“ Das geschieht seit diesem Schuljahr mit zwölf Schülerinnen und Schülern aus den Klassen Fünf und Sechs. Nächstes Jahr sollen auch die alevitischen Siebt- und Achtklässler Religionsunterricht erhalten.