Duisburg. .

Die Polit-Popper der Bandbreite haben sich von ihrer Booking-Agentur „Solievent“ getrennt. Deren Inhaber hatte im Namen der Band Betrugsvorwürfe gegen Konkurrenten beim Voting für einen Auftritt im Vorprogramm von „the Dome“ (RTL II) verbreitet.

Die wegen ihrer Vorliebe für Verschwörungstheorien umstrittene Duisburger Band „Die Bandbreite“ trennt sich von ihrer Booking-Agentur „Solievent“. Deren Inhaber, Florian Schneider, hatte am Mittwoch im Namen der Bandbreite Betrugsvorwürfe gegen eine Rockformation aus Karlsruhe verbreiten lassen – „ohne Rücksprache mit uns“, wie Sänger Marcel „Wojna“ Wojnarowicz versichert. „Das geht gar nicht“, ärgerte sich der Polit-Popper. „Der beschuldigt andere einer Straftat, und begeht damit in unserem Namen selbst eine.“

Der Reihe nach: In der Presseinformation hatte Florian Schneider behauptet, die Deutschrocker von „Was wäre wenn“ hätten das Online-Voting um einen Auftritt im Vorprogramm von The Dome 59 (RTL II) mit gefälschten Benutzerprofilen manipuliert. Von der Mail mit dem Betreff „’Was Wäre Wenn’ (Band) versucht mit Betrug das Voting von The Dome zu gewinnen“ habe er erst am frühen Donnerstagmorgen erfahren, sagt Wojnarowicz. „Wir haben auf seine Seriösität vertraut und sind enttäuscht worden.“

Geschasster Booker: „hatte freie Hand“

Florian Schneider, der nach eigener Aussage von Duisburg aus auch der Rockabilly-Popband The Flames („Everytime“) und Hubert Kah („Sternenhimmel“) Auftritte verschafft, gibt sich dagegen uneinsichtig: Schließlich habe er die Bandbreite informiert, wenngleich erst nach der Versendung der Presseinfo. „Die Band hatte mir außerdem bei dem The-Dome-Voting und der Pressearbeit dazu freie Hand gelassen. Ich bin davon ausgegangen, dass das in Ordnung ist.“ Schließlich hätten ihm zahlreiche Bandbreite-Anhänger verärgert von den angeblich gefälschten Profilen berichtet. Die Bandbreite selbst hatte ihre Fans zu 20-minütlichen Klicks bei der Abstimmung aufgerufen.

RTL II teilte auf Anfrage noch am Mittwoch mit, das Voting verlaufe regelkonform („Die Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage“). „Was wäre wenn“-Keyboarder Joachim Nagel appellierte vorsichtshalber dennoch an Fans der Combo, Manipulationen zu unterlassen.

Ausstieg aus Voting für The Dome 59

Florian Schneiders letzte Amtshandlung für die Bandbreite: Er musste ihr Profil auf www.thedome.de am Donnerstagmorgen abmelden – und damit im Auftrag von Marcel Wojnarowicz „ein Zeichen setzen“, wie dieser sagt: „Wir ziehen uns aus dem Voting zurück und entschuldigen uns bei ‘Was wäre wenn’. Wir hätten in der Zusammenarbeit mit Solievent sorgfältiger sein müssen.“ Den erstaunlichen Rückzieher – immerhin hatte die in der truther-Szene beliebte Band das Voting angeführt – erklärt „Wojna“ so: „Wir müssen auch nicht um jeden Preis bei The Dome spielen, wollen nicht krampfhaft Berühmtheit erlangen.“ Auch bei seinen Fans entschuldigt sich der Musiker: „Einige haben tagelang vor dem Computer gehockt uns für uns gestimmt.“

Nach seiner Darstellung hatte es bereits zuvor Unstimmigkeiten zwischen der Bandbreite und Florian Schneider gegeben: Binnen eines Jahres habe Schneider der als Live-Act bei Gewerkschaften, Parteien (SPD, Linke, KPD) und Stadtfesten gefragten Gruppe „nur ein Konzert vermittelt“. Zudem sei es der Band „übel aufgestoßen, dass er unseriös suggeriert hat, der Auftritt bei The Dome würde im Fernsehen gezeigt. Wir haben versucht ihn zu bremsen, offenbar vergeblich.“

Von Ivo Sasek bis Heiner Geißler

Auf seine Kontakte zum auf Verschwörungstheorien und Esoterik spezialisierten Kopp-Verlag und die Berührungspunkte mit rechtspopulistischen Bloggern angesprochen, verteidigt Marcel Wojnarowicz etwa Laienprediger Ivo Sasek, den Landeskirchen als Führer gefährlicher Sekten einordnen: „Man kann auch politisch gemeinsam mit Leuten für eine Sache eintreten, deren Standpunkte zu bestimmten Themen man nicht 100-prozentig teilt.“

Die „Islamhetzte“ von Kopp-Autor Udo Ulfkotte beispielsweise finde er „fürchterlich“, den bei Verschwörungsfans ebenfalls beliebten Gerhard Wisnewski dagegen schätze er. Es komme für ihn „immer auf die Sache an, mit wem man sich zusammentut. Wenn es um die Bekämpfung der Marktradikalisten in unserem Wirtschaftssystem geht, würde ich auch Heiner Geißler von der CDU supporten.“