Duisburg. .

DerWesten stellt Gruppen vor, in denen sich Bürger nach der Loveparade engagieren. Der „Initiativplan Duisburg“ ist ein Bündnis aus Großunternehmen, Mittelstand, IHK, Uni und organisierten Bürgern, dem auch Vertreter der Stadtspitze angehören.

Nach der Loveparade-Katastrophe haben sich in und um Duisburg Bürger zu Gruppen, Initiativen und Vereinen zusammengeschlossen. DerWesten stellt sie in ausführlichen Steckbriefen vor: nach Initiative Spendentrauermarsch, Neuanfang für Duisburg, Lothar Evers, Never forget, Massenpanik Selbsthilfe, Bürgerkreis Gedenken, „Wir leisten Hilfe“, Stiftung Notfallseelsorge und den beiden Initiativen Duisburg21 nun den Arbeitskreis „Initiativplan Duisburg“. Diesem gehören laut einer Pressemitteilung auf der Website der Franz Haniel & Cie. GmbH im Juni 2011 auch OB Adolf Sauerland sowie die Dezernenten Wolfgang Rabe und Karl Janssen an.

Den Initiativplan nennen einige der Beteiligten auch „Initiativkreis“. Das Motto des Arbeitskreises lautet jedenfalls: „Duisburg hat Zukunft! Wir für Duisburg“. Im September 2010 verkündete das Bündnis seine Gründung.

Wer?

Haniel, ThyssenKrupp, Multi Development, Stadtwerke, IHK, Stadtsportbund, Bürgerstiftung und pro Duisburg: Der Arbeitskreis „Initiativplan Duisburg“ ist eine Kooperation von Großunternehmen, der Universität Duisburg-Essen, der IHK und weiterer bürgerschaftlichen Einrichtungen, dem auch namhafte Persönlichkeiten wie Walter Hellmich angehören. Anfang Juni 2011 suchte das Netzwerk erstmals nach dem Aufruf im September 2010 wieder die Öffentlichkeit, stellte seine Ziele bei einer Pressekonferenz vor. Sprecher der Initiative sind Jutta Stolle (Haniel) und Hartmut Müller-Peddinghaus, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Duisburger Bürgerstiftung.

Im Internet gibt es zwei Mitglieder-Listen. Die Bürgerstiftung Duisburg präsentiert auf ihrer Website eine undatierte Liste, die Franz Haniel & Cie. GmbH veröffentlicht online eine zweite vom 8. Juni 2011. Die Listen sind allerdings nicht identisch, die Liste auf der Haniel-Seite führt beispielsweise Oberbürgermeister Adolf Sauerland als Mitglied auf, die andere nicht.

Prominente und „normale“ Bürger zählten zu den Erstunterzeichnern: Dr. Stefan Dietzfelbinger, Jürgen Dressler, Gabriela Grillo, Frank Salomon, (Mündelheim), Hans-Werner Tomallak, Petra Weis, Dr. Wolfgang May, Norbert Maul. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
Prominente und „normale“ Bürger zählten zu den Erstunterzeichnern: Dr. Stefan Dietzfelbinger, Jürgen Dressler, Gabriela Grillo, Frank Salomon, (Mündelheim), Hans-Werner Tomallak, Petra Weis, Dr. Wolfgang May, Norbert Maul. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Zu den Erstunterzeichnern im September 2010 gehörten jedenfalls IHK-Chef Dr. Stefan Dietzfelbinger, die Industrielle Gabriela Grillo, Arge-Chef Norbert Maul, Dr. Wolfgang May (Rotes Kreuz), Planungsdezernent Jürgen Dressler, Sparkassen-Chef Hans-Werner Tomalak, Doris Freer (Frauenbeauftragte), Wirtschaftsprüfer Dr. Martin Fasselt, Manfred Bern (Bürgerstiftung).

Nach eigenen Aussagen versteht sich der „Initiativplan Duisburg“ nicht als geschlossener Club. Die Mitglieder sehen sich als Ansprechpartner für Duisburger. Allerdings gibt es keine Internetseite des Netzwerks. Kontaktinformationen finden sich auf der Seite der Bürgerstiftung Duisburg.

Aktivitäten

Der „Initiativplan Duisburg“ will laut einer Pressemitteilung „die positiven Energien in der Stadt wieder beleben“. Die Arbeitsgruppe wolle die Stadt bei der Gestaltung des Mercator-Jahres im Jahr 2012 unterstützen. „Die Veranstaltungen sollen ein sichtbares Zeichen für die Stadt- und Lebenskultur setzen“, schreibt Sprecherin Jutta Stolle. Das Netzwerk werde sowohl eigene Ideen beisteuern, als auch koordinierend tätig sein.

Ein Vertreter und Repräsentant des „Initiativplans Duisburg“: Haniel-Chef Professor Dr. Jürgen Kluge Foto: Matthias Dü Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool
Ein Vertreter und Repräsentant des „Initiativplans Duisburg“: Haniel-Chef Professor Dr. Jürgen Kluge Foto: Matthias Dü Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Als mögliche Aktionsfelder und Hebel zur Erneuerung bezeichnete Jürgen Kluge, der Vorstand des Ruhrorter Milliardenkonzerns, in einem WAZ-Interview Ende März 2011 die Bereiche Bildung, Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit. Als Beispiel nannte Kluge Ruhrort, wo sich eine neue kreative Kunstszene entwickelt. Kluge: „Wir überlegen, wie wir das unterstützen können – und sei es nur mit günstigen Immobilien.“

In welchen konkreten Projekten und Aktivitäten sich diese Ziele niedergeschlagen haben beziehungsweise niederschlagen sollen, war von Jutta Stolle in der vergangenen Woche nicht zu erfahren.

Warum?

Auf der Internetseite der Bürgerstiftung Duisburg erklärt der Kreis in einem Aufruf sein Bewegen: „Die tragischen Ereignisse am 24. Juli 2010 haben uns schockiert und in Trauer versetzt. Auch wenn die Aufklärung offener Fragen nicht abgeschlossen ist, halten wir die Zeit für gekommen, den Blick in die Zukunft zu richten.“

In der Pressemitteilung macht Dr. Hartmut Müller-Peddinghaus deutlich: „Es geht uns nicht um Imagekampagnen. Vielmehr wollen wir die Stärken der Stadt betonen und dabei die Herausforderungen im Blick behalten.“

Haniel-Chef Kluge erklärte im Interview zur Loveparade und den Auswirkungen der Katastrophe auf Duisburg: „Nach meiner Wahrnehmung befand sich Duisburg gerade im Aufschwung, als sich das schreckliche Unglück ereignete. Wir müssen nun versuchen, langsam wieder etwas aufzubauen, um das Bild, das die Menschen von der Stadt haben, zu verbessern. Krisen bieten aber immer auch die Chance für Erneuerung.“