Signale setzen will der Initiativplan Duisburg aus Wirtschaft und Persönlichkeiten, er will Duisburg nach der Loveparade-Katastrophe wieder nach vorne zu bringen. Doch er steckt auch in einem Dilemma.
„Ich leide wie ein Hund“, beschreibt Haniel-Managerin Jutta Stolle ihre Gefühlslage, wenn Duisburg, ihre Heimatstadt, mal wieder „verrissen“ wird. Nachdem sie einmal Luft holt, ergänzt sie in der ihr typischen klaren Sprache: „Es gibt hier in dieser Stadt verdammt viele gute Sachen, die aber keine Socke weiß“.
Zwei Zitate, die trefflich umschreiben, was den hochkarätigen Kreis, der sich seit dem Herbst 2010, kurz nach der Loveparade-Katastrophe zusammengefunden hat, umtreibt: Duisburg nach dem Desaster aus der Lähmung, aus den Selbstzweifeln herausholen, Akzente der Stärke und des Selbstbewusstseins setzen, nach vorne schauen, ja auch zur Normalität zurückkehren. So werden viele Duisburger denken, die den Schrecken des Juli-Tages nicht vergessen können und zugleich erleben, dass ihre Stadt seitdem weiterhin zerrissen ist.
Haniel, Grillo, ThyssenKrupp und andere, dazu die Bürgerstiftung oder Pro Duisburg, die ohnehin schon bürgerschaftliches Engagement für Duisburg bündeln, bilden den „Initiativplan Duisburg“. Sie eint das Ziel, etwas für Duisburg tun zu wollen, Verantwortung für die geschundene Duisburger Seele zu übernehmen.
Was wollte man daran kritisieren? Nichts. Man muss vielleicht nur mehr erklären, was bislang für die Menschen, die der Kreis doch eigentlich ansprechen und mitnehmen will, noch nicht recht verständlich, noch nicht greifbar ist. Nämlich, dass diese „Wir-sind-Duisburger“-Initiative mehr sein will und sein wird als eine weitere Image-Aktion für Duisburg.
Zeitig Zeichen setzen
Wenn Haniel, ThyssenKrupp und bald auch andere Duisburger Unternehmen, die dazu stoßen (müssen) wie die König-Brauerei oder Duisport, ihre Kraft in die Waagschale werfen, lässt sich etwas bewegen. Der Kreis kann Kräfte bündeln, Kräfte freisetzen.
Der Initiativplan will keine schönen Plakate aufhängen, auch kein buntes Stadtfest bezahlen. Das ist richtig so. Und doch: Auch die Initiatoren selber wissen nur zu gut, dass es eilends mehr braucht als die erste, wenn auch wichtige Botschaft: „Es gibt uns. Wir wollen was tun.“
Zu lange würde es dauern, die Wirkung verpuffen, wenn die Schlag- und Tatkraft sich erst 2012 beim Mercator-Jahr zeigen würde. Duisburg braucht jetzt, gerade in der Zeit des Jahrestages Zeichen des Aufbruchs.
Positionierung zur Stadtspitze ein Dilemma
Wie es gehen kann, was Netzwerke bewegen können, zeigte sich beim Loveparade-Mahnmal. Da war zunächst die Idee, die Initiative, da war dann das Unternehmen, das es fertigte, ein anderes, das es aufstellen will. Und mit hoher Sensibilität wird man in gut zwei Wochen zur Einweihung gemeinsam der Opfer gedenken.
Sensibilität bedarf es auch bei der Frage, wie der Initiativkreis sich zur Stadtspitze stellt. Er steckt dabei in einem verständlichen, aber geradezu unlösbaren Dilemma. Er braucht die Stadt. Doch die Personen, die die Stadt in der Runde vertreten, also die fast vollständige Riege der Beigeordneten (es fehlt nur Sozialdezernent Spaniel) und an ihrer Spitze der Oberbürgermeister, sie stehen in der Kritik, an ihnen entzündet sich oft Verbitterung und Wut.
Wie Duisburg nach der Loveparade trauerte
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Zerbricht die Idee, weil etwa mit Rechtsdezernent Rabe einer der staatsanwaltschaftlich Beschuldigten am Tisch sitzt, oder mit Sauerland derjenige, an dessen strittiger Verantwortung und umstrittenen Verhalten sich Duisburgs Stadtleben seit Monaten zerreißt? Die Gefahr ist groß, dass dieser Widerspruch der Initiative Türen und Herzen verschließt, sie auch auf Ablehnung stößt. „Es geht um die Sache“, sagt Jutta Stolle geradezu beschwörend. Vielleicht hilft allen ein Satz aus der Präambel der Initiative: „Wir wollen das Geschehene nicht relativieren.“
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